Darreichungsformen

Frischpflanzentinkturen versus Tinkturen aus getrockneten Pflanzen

Tinkturen sind Pflanzenauszüge, die mit Alkohol (Ethanol) hergestellt werden. Man unterscheidet herkömmliche Tinkturen von Frischpflanzentinkturen. Einige Pflanzenstoffe lösen sich besser in Ethanol als in Wasser und sind auf diese Weise besser verfügbar.

Frischpflanzentinkturen

Frischpflanzentinkturen werden aus den frisch geernteten Pflanzenteilen gewonnen. Diese werden zuvor nur vorsichtig gereinigt, idealerweise nicht geschnitten und direkt nach der Ernte in Alkohol gemahlen und mehrere Wochen mazeriert. Dadurch werden unmittelbar nach der Ernte nur wenige Zellen verletzt, so dass die Pflanzenstoffe unverändert im Auszugsmittel gelöst werden. Da sich ätherische Öle beispielsweise besser in Alkohol lösen als in Wasser, sind Tinkturen oft aromatischer als Tees. Frischpflanzentinkturen wiederum schmecken intensiver als herkömmliche Tinkturen, weil sie mehr Pflanzenstoffe enthalten. Frischpflanzentinkturen können daher niedrig dosiert werden (je nach Herstellerangaben reichen 3-7 Tropfen als Einzeldosis).

Tinkturen aus getrockneten Pflanzenteilen

Die meisten Tinkturen werden aus getrockneten Arzneidrogen hergestellt, die im Alkohol mehrere Wochen eingelegt werden. Die verwendeten Pflanzen wurden jedoch nach der Ernte klein geschnitten und getrocknet. Bei diesem Prozess, aber auch durch die Lagerung, gehen viele Pflanzenstoffe verloren. Andere verändern sich, weil sie mit dem Sauerstoff in der Luft reagieren. Dies hat zur Folge, dass diese Tinkturen weniger intensiv schmecken als Frischpflanzentinkturen. Zudem müssen sie höher dosiert werden (bis zu 20 Tropfen als Einzeldosis). 

Tinkturen selbst ansetzen

Die gereinigten frischen Pflanzenteile werden mit Alkohol angesetzt. Geeignet sind Korn oder Ethanol 50-70 %. Ätherische Öle und Gerbstoffe lösen sich besser in höher konzentriertem Alkohol, für andere Pflanzenstoffe reichen auch 40-50 %. Das Verhältnis von Pflanzenteilen zu Auszugsmittel sollte bei 1:5 bis 1:10 liegen, wobei mal 1:5, also 10 g Pflanze auf 50 g Flüssigkeit bei sanft wirkenden Pflanzen bevorzugt werden, weil man diese höher konzentrieren kann. Eine 1:10 Tinktur wird bei stark wirkenden Pflanzen wie der Ringelblume hergestellt. 

Man lässt die Pflanzenteile ungefähr vier Wochen an einem dunklen und kühlen Ort mazerieren, schwenkt den Ansatz allerdings regelmäßig. Nach vier Wochen kann man die Tinktur abseien und in ein dunkles Glas füllen. Wenn sich Schwebstoffe bilden, sollte man sie nach ein bis zwei Wochen erneut filtern. 

Vorsicht: Man sollte die Pflanzenteile nur dort sammeln, wo nicht gespritzt wird und möglichst keine Umweltgifte die Pflanzen belasten.