Zaubernuss

Wissenschaftlicher Name: Hamamelis virgaurea
Pharmazeutischer Name: Hamamelidis folium, Hamamelidis cortex
Synonyme: Hexenhasel, Zauberhaselrinde
Familie: Hamamelidae (Hamamelisgewächse)

Heimat & Botanik

Die Hamamelis ist ein ein kleiner Baumstrauch, dessen Wuchsform einem V gleicht. Aus dem Wurzelzentrum wachsen die Zweige und Äste relativ gerade nach oben und außen. Dadurch ist die Krone ziemlich offen. Der Name zeigt, dass sie eigentlich aus Amerika, genauer aus Virginia stammt. Ihr deutscher Name, Zaubernuss, verdankt sie der Tatsache, dass die Samenkapseln mit einem besonderen Mechenismus nach der Reife aufbrechen und je zwei schwarze, glänzende Samennüsschen bis zu 10 Meter weit von sich schleudern kann. Eine zweite Besonderheit ist der Zeitpunkt ihrer Blüte: sie blüht nämlich im Herbst und ist deshalb sehr beliebt, um Gärten zu dekorieren. (die anderen vier Arten blühen im Winter auf laubfreien Ästen.) Die Blüte der Zaubernuss ist gelb, sie ist vierzählig und duftet leicht.

Eigenschaften & Geschmack

Eigenschaften

  • Neutral-kühl, trocknend

Geschmack

Rinde

  • sehr zusammenziehend, bitter

Blätter

  • adstringierend

Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.

Hinweis

Bei der Verarbeitung der Zaubernuss zu handeslüblichen Präparaten werden gewöhnlich sowohl die Blätter als auch die jungen Zweige zu Beginn der Blüte verarbeitet. Auch sonst wird in der Literatur nicht zwischen Blättern und Rinde unterschieden.

Da es im Handel Blätter und Rinde als getrocknete Ware getrennt zu bekommen ist, ist es sinnvoll, die Blätter in leichteren Teemischungen und die Rinde in schwereren Teemischungen zu verschreiben. Der stärker adstringierende und bittere Geschmack der Rinde lässt vermuten, dass sie mehr trocknet, stärker adstringiert und auch mehr Hitze absenkt.

Wirkungen & Indikationen in der chinesischen Medizin

Tropismus: Milz, Haut, Schleimhäute, Därme

Die Zaubernuss ist bei uns fast mehr bekannt unter dem Namen Hamamelis. Ihre Rinde und die Blätter werden für viele Fertigpräparate verwendet. Das Haupteinsatzgebiet sind Hauterkrankungen. Sie kann aber auch helfen, Blutungen zu stoppen und Blutstagnationen zu bewegen und es ist eine gute Idee, sie bei Blutungen durch Blutstase zu versuchen. 

Hitze kühlendes Kraut

Feuer ableitendes Kraut

  • antiphlogistische Wirkung ( bei Hämorrhoiden), Varikosis, Venenentzündungen, Phlegmone, Ulcus cruris
  • Entzündungen der Haut, Geschwüre
  • akute Konjunktivitis
  • Halsentzündung
  • Schilddrüsenüberfunktion und Schilddrüsenentzündung

Nässe trocknendes Kraut

  • Nässe-Hitze der Blase und des Darms
  • Hautpilz

Blut bewegendes und Stase lösendes Kraut

  • akute und chronische Hauterkrankungen
  • atopisches und endogenes Ekzem, Neurodermitis, Psoriasis (mit quälendem Juckreiz)
  • Milchschorf, Windeldermatitis
  • Ausschläge, Sonnenbrand, trockene Altershaut
  • Varizen, Blutergüsse, Thrombophlebitis, Thrombose, Embolie,  Ulcus cruris
  • bewegt Blut in der Gebärmutter: Dysmennorrhoe
  • Zerrungen, Muskelschmerzen
  • erneuert alte Blutkörperchen, reinigt das Blut, antitumoral auf Melanomzellen
  • Frostbeulen, Erfrierungen

Blutungen stillendes Kraut 

  • Blutungen, auch aus Magen, Darm, Nieren und Lunge, Nasenbluten
  • Hämorrhoiden, Analfissuren
  • Wunden, Verletzungen
  • Myomblutungen, starke Menstruation, Endometriose, Dammschnittpflege, Syndrom: Überfluten und Durchsickern

Adstringierendes Kraut

Durchfall stoppendes Kraut

  • Durchfall (mit Schleimbeimengung od Blut)

Sinkendes Milz-Qi hebendes Kraut

  • Hämorrhoiden, vasokonstriktorisch, chronische Veneninsuffizienz, reguliert venöse Entsorgung
  • Organvorfälle, Magensenkung, Gebärmuttervorfall /-Senkung
  • hilft leicht gegen Ödeme
  • heilt das Gewebe
  • klärt die Gedanken

behandelt die Haut

bei allen Hauterkrankungen wie oben schon erwähnt

  • akute und chronische Hauterkrankungen, atopisches und endogenes Ekzem, Neurodermitis, Psoriasis (mit quälendem Juckreiz),
  • Milchschorf, Windeldermatitis
  • Hautpilz
  • Ausschläge, Sonnenbrand
  • trockene Altershaut
  • Blutergüsse, Zerrungen, Muskelschmerzen
  • Ulcus cruris
  • Frostbeulen, Erfrierungen
  • Wunden, Verletzungen

äußerliche Anwendung

  • siehe Hauterkrankungen
  • Umschläge bei Ödemen
  • als Sitzbad bei Organsenkungen der Gebärmutter, Blase oder Vagina, zur Dammschnittpflege
  • Hämorrhoiden, Analfissuren

Parasiten behandelndes Kraut

  • begleitende bei Hautproblemen durch Parasiten

Ausführlich werden die Kategorien unter Kategorien & Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die wir der jeweiligen Kategorie zugeordnet haben.

Hinweis

Bote zur Analregion und zum venösen System

Anwendung

Infus

  • als Monodroge unüblich
  • Rinde: einen Teelöffel pro Becher
  • Blätter: einen gehäuften Teelöffel pro Becher

Aufguss für Umschläge

Hamamelisblätter und Hamamelisrinde

  • 5 - 10 g mit 250 ml siedendem Wasser überbrühen (1 TL Rinde = ca. 2,5 g; 1 TL Blätter = ca. 0,5 g)
  • 10 Minuten ziehen lassen
  • 3 x täglich äußerlich anwenden
  • Tagesdosis 2 - 10 g
  • es kann damit auch ein Bad zubereitet werden, gegebenenfalls wird die Dosierung erhöht.

Aufguss für Mundspülungen und Gurgellösungen

Hamamelisblätter und Hamamelisrinde

  • 2 - 4 g mit 250 ml siedendem Wasser überbrühen 10 Minuten ziehen lassen
  • oder 2 - 4 ml Tinktur 1:3 verdünnt mit Wasser
  • 3 x täglich
  • Tagesdosis 2 - 10 g

Flüssig-, Trockenextrakt oder Tinktur als Salbe oder Zäpfchen

  • Dosierung nach Herstellerangaben

Hamameliswasser

  • Nur zur äußerlichen Anwendung zur Reinigung und Hautpflege

Wir setzten Heilpflanzen in der Regel nicht als Einzeldroge, sondern gemeinsam mit anderen Heilpflanzen ein; wie wir sie kombinieren, ist im Abschnitt “Rezepturenlehre” erläutert. Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt. 

Nebenwirkungen

  • Kontaktallergie

Vorsicht

Bisher fehlen Erkenntnisse und Daten zur Sicherheit der innerlichen und äußerlichen Anwendung von Hamamelisblättern und -rinde in Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Die Anwendung wird daher nicht empfohlen. Von einer Anwendung von Hamameliswasser auf der Haut wird bei Kindern unter 6 Jahren abgeraten.

Kontraindikationen

Hamamelisblätter und -rinde

  • Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren

Mögliche Wechselwirkungen mit Arzneistoffen

Zaubernuss kann bei innerlicher Anwendung aufgrund ihrer adstringierenden Eigenschaften unter Umständen die Aufnahme von Arzneistoffen beeinträchtigen. Im Falle einer geplanten gemeinsamen Anwendung zusammen mit Arzneistoffen sollten Nutzen und Risiken gemeinsam mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt abgewogen werden.

Pflanzenstoffe

Gerbstoffe

  • Proanthocyanidine wie Catechin, Ellagsäure, Epicatechin, Epigallocatechin, Gallocatechin
  • hydrolsierbare Gerbstoffe wie Gallotannine und Hamamelitannin

Phenolcarbonsäuren und andere Pflanzensäuren

  • Phenolcarbonsäuren wie China-, Ferula-, Gallus-, Kaffeesäure und Derivate
  • Organische Säuren wie Salicylsäure

Flavonoide

  • z. B. Apigenin, Astragalin, Isoquercetrinin, Kaempferol, Luteolin, Myricetin, Quercetin, Quecetrin, Rutin und Derivate

ätherisches Öl

  • Kohlenwasserstoffe, Monoterpene, Aldehyde, Alkohole und Ester

Die Zusammensetzung der Pflanzenstoffe kann sich je nach Standort, Klima und Zeitpunkt der Ernte der Arzneidroge sowie dem Auszugsmittel und der Darreichungsform unterscheiden. Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.

Mögliche pharmakologische Wirkungen

  • adstringierend
  • antiinflammatorisch
  • blutstillend
  • antibakteriell
  • antimykotisch
  • wundheilungsfördernd

Geschichte & Mythologie

Quellen