Schafgarbe

Wissenschaftlicher Name: Achillea millefolium
Pharmazeutischer Name: Millefolii herba
Synonyme: gemeine Schafgarbe,Achilleskraut, Augenraue der Venus, Bauchwehkraut, Garbenkraut, Grundheil, Jungfrauenkraut, Katzenkraut, Schafrippenkraut
Familie: Asteraceae (Korbblütler)

Heimat & Botanik

Die Schafgarbe ist ein Korblütler, der von Laien leicht als Doldenblütler verwechselt werden kann. Anfänglich bilden die Blätter Rosetten, denen der Blütentrieb im Mai folgt. Die Blüten öffnen sich Ende Mai und blühen ausdauernd bis Ende Juni. Die Blüten werden als weiße Schirmchen zur Sonne aufgespannt, aber wenn man genau hinschaut, zeigt die Schafgarbe viele kleine Korblüten, die als Dolde zusammenstehen. Sie haben einen würzigen Duft. Schafgarbenstengel sind einigermaßen fest, sie lassen sich nicht so leicht für einen Blumenstrauß abreißen, oft genug löst sich eher die Wurzel aus dem Boden, als dass der Stengel nachgibt. Diese flachen Wurzeln bilden unterirdische Rhizome, aus denen immer wieder neue Pflanzen hervorgehen. Die Blätter sind fiedrig gezähnt, die einzelnen Abschnitte sind nochmal gezähnt, sodass die Blätter sehr filigran aussehen und auch Augenbrauen der Venus genannt werden. Schafe fressen dieses Kraut, wenn sie krank sind und Darmprobleme haben. 

Schafgarben sind Stickstoffanzeiger und sie wachsen gerne am Wegrand, auf Weiden und Wiesen. Wenn ein stürmischer Regen sie auf den Boden gedrückt hat, richtet sich nicht die ganze Pflanze wieder auf, sondern die Stengel wachsen von da, wo sie liegen, wieder direkt der Sonne entgegen. Das führt immer wieder zu abgewinkelten Stengeln, Hauptsache, die Blüte zeigt zur Sonne. 

 

 

Eigenschaften & Geschmack

Eigenschaften

  • neutral – leicht warm, trocknend

Geschmack

  • leicht bitter, aromatisch

Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.

Wirkungen & Indikationen in der chinesischen Medizin

Tropismus: Herz, Leber, Milz, Gebärmutter, Nieren

Auch um die Schafgarbe gibt es viele Diskussionen. Interessant ist, wie sie in verschiedenen Kulturkreisen unterschiedlich genutzt wird. Im Englisch sprachigen Raum ist sie ein exzellentes Mittel bei beginnenden Erkältungen und Grippen und wird dazu häufig im Hausgebrauch eingesetzt. Im Kontinentalen Raum wird sie eher als entkrampfende Heilpflanze für den Bauch, den Unterleib und das Herz gesehen. Bei allen Völkern war sie auch das Soldatenkraut, da sie prima Blutungen stillen kann. Die Anthroposophen machen aus ihr ein gutes Mittel für die kranken Därme. Manche nutzen sie nicht mehr, da sie “alles und nichts” macht. Für uns ist sie ein Kaiserkraut, welches viele Symptome abdeckt und über einen längeren Zeitraum in einer Mischung gegeben werden kann. Wir ordnen sie dem Dünndarm als Yang Organ des Feuers zu.

Als solches Dünndarmkraut interagiert sie mit dem Herz, dem Unteren Erwärmer, dem Tai Yang und der Leber. Der Dünndarm arbeitet auch eng mit dem Magen zusammen. So können alle Indikationen durch die Chinesische Medizin gut erklärt werden. 

Oberfläche öffnendes Kraut

Wei-Qi modulierendes Kraut

  • bei beginnender Erkältung
  • Pilzerkrankungen der Haut
  • stärkt Fähigkeit zur Regenerierung (der Schleimhäute, aber auch allgemein)

Schleim außerhalb der Lunge behandelndes Kraut

Schleim in den Leitbahnen transformierendes Kraut

  • Verklebungen der Gefäße, besonders der Kapillaren

Hitze kühlendes Kraut

Nässe trocknendes Kraut

  • Vaginitis, Eierstockentzündung
  • Nierenbeckenentzündung, Blasenentzündung
  • Endometritis, (übelriechender) Ausfluss
  • Enteritiden, Mb. Crohn, Colitis, Pilzerkrankungen (hat Symbiose mit Wurzelpilz), Hämorrhoiden, Cholezystitis, Gelbsucht
  • Venenentzündungen

Qi bewegendes Kraut

Leber-Qi bewegendes Kraut

  • Krämpfe, Koliken bes. im Magen-Darmtrakt und unteres Erwärmer: Gebärmutterkrämpfe, Menstruationskrämpfe (mit Rückenschmerzen), Wadenkrämpfe, PMS
  • venöse Stauungen im Bauchraum
  • Spannungsgefühle unter den Rippenbögen, Migräne, Drehschwindel

Mitte regulierendes Kraut

  • Appetitlosigkeit, dyspeptische Beschwerden, Krämpfe und Koliken im Magen-Darmtrakt, verdauungsfördernd, Blähungen, tonisiert den Milzgeist, Schwächezustände
  • sie hilft, Entscheidungen zu treffen, sie stärkt das Unterscheidungsvermögen

Herz-Qi bewegendes Kraut

  • klärt den Shen, macht gute Laune, richtet den Mensch zwischen Himmel und Erde aus
  • Palpitationen, Angina Pectoris

Blut bewegendes und Stase lösendes Kraut

  • schmerzhafte Menstruation, Endometriose
  • Claudicatio intermittens, periphere Durchblutungsstörungen, Varizen, Hämorrhoiden, Thrombophlebitis, Mb Reynauld
  • Prellungen, Quetschungen

Blutungen stillendes Kraut

  • stillt Blutungen, innere und äußere: in Niere, Magen, Darm, Lunge, Nase, Verletzungen
  • in der Gebärmutter, Zwischenblutungen, starke Lochien nach der Geburt, Fehlgeburtsblutungen, starke und lange (hellrote) Regelblutungen
  • übermäßige Blutungen während der Wechseljahre

adstringierendes Kraut

Nieren-Qi festigendes Kraut

  • fördert leicht die Diurese, Blasenschwäche, Inkontinenz, Enuresis
  • Unfruchtbarkeit, nach Aborten

Sinkende Milz-Qi hebendes Kraut

  • Vorfälle, Hernien, Senkungsgefühle
  • Durchfälle, weicher Stuhl, vaginaler Ausfluss
     

Ausführlich werden die Kategorien unter Kategorien & Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die wir der jeweiligen Kategorie zugeordnet haben.

Anwendung

Infus

  • 1 - 4 g pro Tasse
  • 10 Minuten abgedeckt ziehen lassen
  • 3 - 4 x täglich 1 Tasse

Frischpflanzentinktur

  • 3 - 5 Tropfen in einem Schluck Wasser
  • 1 - 3 x täglich
  • Angaben zur Dosierung können je nach Hersteller schwanken und sollten beachtet werden.

Pflanzenpresssaft

  • 2 - 3 x täglich 5 - 10 ml in Wasser

Tinktur aus getrockneten Pflanzenteilen

  • 20 Tropfen der Tinktur in Wasser oder ähnliches einnehmen

Flüssigextrakt

  • 2 - 4 ml
  • 3 x täglich

Trockenextrakt

  • Dosierung nach Herstellerangaben

Äußerlich

  • zur äußerlichen Anwendung einen kräftigen Tee auf 3-4 g auf 250 ml Wasser zubereiten und auf die betroffenen Stellen auflegen oder den Tee mit Wasser verdünnen und die Körperteile darin baden.

Wir setzten Heilpflanzen in der Regel nicht als Einzeldroge, sondern gemeinsam mit anderen Heilpflanzen ein; wie wir sie kombinieren, ist im Abschnitt “Rezepturenlehre” erläutert. Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt. 

Nebenwirkungen

Allergische Reaktion auf Korbblütler sind möglich.

Kontraindikationen

bekannte Allergie gegen Schafgarbe

Vorsicht

Kontaktdermatitis, Schwangerschaft (da manche Pflanzen hohe Konzentration an Thujon haben)

Bisher fehlen Erkenntnisse und Daten zur Sicherheit der Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. 

Mögliche Wechselwirkungen mit Arzneistoffen

Beim Konsum großer Mengen an Schafgarbe kann es zu Wechselwirkungen mit Gerinnungshemmern kommen, so dass das Blutungsrisiko erhöht ist. Die Wirkung von Warfarin und Phenprocoumon kann jedoch beeinträchtigt werden. Ferner kann die blutdrucksenkende Wirkung von Antihypertensiva durch Schafgarbe verstärkt werden. Schafgarbe kann außerdem die Aktivität von Enyzmen, die auch am Metabolismus von Arzneistoffen beteiligt sind (CYP) beeinflussen und damit die Bioverfügbarkeit von Arzneistoffen verändern. Ebenso wurde eine erhöhte Lichtempfindlichkeit unter Arzneistoffen beobachtet, die die Photosensibilität steigern. Dabei wurden Fälle von Dermatitis beobachtet.

Im Falle einer geplanten gemeinsamen Anwendung zusammen mit Arzneistoffen sollten Nutzen und Risiken gemeinsam mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt abgewogen werden.

Pflanzenstoffe

Ätherisches Öl

  • Monoterpene u. a. Borneol, Camphen, 1,8-Cineol, Limonen, α-Pinen, β-Pinen, Sabinen, Santolinane
  • Sesquiterpene wie α-Bisabolol, β-Caryophyllen, Eleman, Farnesol, Germacren D

Flavonoide

  • wie Achillinin, Apigenin, Chryeriol, Cosmosiin, Cynarosid, Kaempherol, Luteolin, Millifoide, Naringenin, Quercetin, Rutin und Derivate
  • Flavonone wie Sweatisin, Orientin, Vicenin, Vitexin als Glykoside und Artemetin, Casticin, Centaureidin, Cirsiol oder Salvigenin als Aglycone

Terpene

  • Diterpene
  • Sesquiterpenlactone wie Eudesmanolide, Germacranolide, Guajanolide
  • Triterpene wie Achilleol A und B

Phenolcarbonsäuren

  • u. a. China-, Chlorogen-, p-Cumar-, Ferula-, Gallus-, Isochlorogen-, Kaffee-, Vanillin-, Zimtsäure

Aminosäuren und ihre Derivate

  • Betain, Cholin, Prolin, Stachydrin

Lignane

  • wie Aschantin, Demethoxyaschantin, Epiaschantin, Epieudesmin, Episesartemin, Epiyangambin, Sesartemin, Yangambin

Sonstige

  • Fettsäuren, Alkane, Alkaloide wie Betonicin, Betaine und Inulin u. a.

Die Zusammensetzung der Pflanzenstoffe kann sich je nach Standort, Klima und Zeitpunkt der Ernte der Arzneidroge sowie dem Auszugsmittel und der Darreichungsform unterscheiden. Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.

Mögliche pharmakologische Wirkungen

  • antiarrhythmisch
  • antithrombotisch
  • vasodilatativ
  • adstringierend
  • blutstillend
  • hepatoprotektiv
  • gastroprotektiv
  • ulkusprotektiv
  • cholagog, choleretisch
  • antiinflammatorisch
  • antioxidativ
  • antimikrobiell
  • muskelrelaxierend
  • spasmolytisch
  • antinozizeptiv
  • estrogen
  • antispermatogen
  • zytotoxisch

entgiftet: antibakteriell (Gardnerellen, Staphylokokken, Streptokokken), antimykotisch (Candida albicans)

Die Schafgarbe hilft bei Übersäuerung und nach Antibiotikagaben oder bakteriellen Toxinen, sie regeneriert die Schleimhäute

Geschichte & Mythologie

Quellen