Odermennig

Wissenschaftlicher Name: Agrimonia eupatoria
Pharmazeutischer Name: Agrimoniae herba
Synonyme: Ackermännchen, Niedermennig, Beerkraut, Bruchwurz, Brustchrut, Bubenläuse, Fünfblatt, Griechisches Leberkraut, Hagemundiskraut, Heil aller Welt, Leberklette, Königskraut,  Odermandli, Sängerkraut, Zöpfchen
Familie: Rosaceae (Rosengewächse)

Heimat & Botanik

Der Odermennig ist ein Rosengewächs und gehört in die Unterfamilie der Rosoideae. Diese Unterfamilie bildet keine Früchte, sondern kleine harte Samen. Odermennig liebt kalkhaltige, sonnige und magere Böden, wo er gerne auf Wiesen und an Waldrändern wächst.

Er ist mehrjährig mit einem starken Rhizom und bildet Rosetten, aus denen der Blütentrieb hoch hinauf wächst. Die Pflanze wird je nach Standort unterschiedlich hoch und erreicht 20-150 cm Höhe. Im blühenden Zustand sieht der Blütentrieb aus wie eine Kerze, rings um den Schaft herum sitzen die runden leuchtend gelben Blüten, deren fünf Kronblätter nicht miteinander verwachsen sind. Die Staubgefäße liefern viel Pollen, der von Bienen und anderen Insekten fleißig gesammlt werden. Die späteren Samen bilden kleine Klettfrüchte, die wunderbar im Fell vorbeistreifender Tieren festkletten und so für eine weite Verbreitung sorgen. Die Blätter sind ziselierte Fiederblättchen, die entsprechend der Rosoiden schön strukturiert und ausgestaltet sind. Sie zeigen eine Festigkeit, die für die Rosengewächse typisch sind. Blätter und Stengel sind behaart.

Eigenschaften & Geschmack

Eigenschaften

  • neutral, trocken

Geschmack

  • zusammenziehend, sanft, leicht bitter

Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.

Wirkungen & Indikationen in der chinesischen Medizin

Tropismus: Milz, Leber, Haut, Därme, Nieren, Leber

Odermennig kann wie so viele Rosengewächse allerlei Blutungen und Durchfälle stoppen. Gleichzeitig hebt er das Milz-Qi, hält die Organe an ihrem Platz und hilft, wenn die Leber Milz und Magen angreift. Feuchte Hitze ist das große Feld, welches der Odermennig behandelt. Außerdem hat er über den Kieselsäuregehalt einen Bezug zur Haut und behandelt langwierige Hauterkrankungen.

Die Bachblüte Agrimony wird gegeben, wenn die Menschen Auseinandersetzungen scheuen, immer unbekümmert wirken und es aber nicht sind.

 

Hitze kühlendes Kraut

Feuer ableitendes Kraut 

  • Entzündung von Mund- und Rachenschleimhaut (Redner), oberflächliche Entzündungen der Haut
  • Fieber, Lungentuberkulose
  • Diabetes

Nässe trocknendes Kraut 

  • Gelbsucht, Gallengries, Gallensteinen
  • Nierengries, Nierensteine, Nieren- und Blasenentzündungen
  • Darmpilze, Candida, stinkender breiiger Stuhl, Madenwürmer, Lebensmittelunverträglichkeiten
  • Vaginalmykosen
  • Hepatitis, Blutreinigungsmittel

Toxische Hitze ausleitendes Kraut

  • Geschwüre, Eiterungen, Furunkulose, Schlangenbisse, Hundebisse,  schlecht heilende Wunden

Qi bewegendes Kraut

bewegt Leber-Qi

  • Gallenstau, akute Gallenkolik, Gallengries, Seitenstechen, Bulimie, Frustessen, Blähungen, Appetitverlust

Blutungen stillendes Kraut

  • Nasenbluten, Blutspucken, Nierenbluten, innere Blutungen allgemein

Adstringierendes Kraut

Durchfall stoppendes Kraut

  • Diarrhö, leichte, unspezifische Durchfallerkrankungen, Dysenterien, Ruhr

Nieren-Qi festigendes Kraut

  • Bettnässen (der Kinder)
  • Nieren- und Blasenentzündungen, scheidet Harnsäureablagerungen aus
  • Demenz

Sinkende Milz-Qi hebendes Kraut

  • kräftigt das Bindegewebe, Varizen, aufgequollenen Schleimhäute
  • Appetitverlust

Die Haut behandelndes Kraut

  • Chronische Hautleiden, Pellagra (trockene Haut), strafft Stimmbänder
     

Ausführlich werden die Kategorien unter Kategorien & Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die wir der jeweiligen Kategorie zugeordnet haben.

Anwendung

Infus

  • 1,5 - 4 g pro Tasse (1 TL = ca. 1 g)
  • abgedeckt ca. 10 Minuten ziehen lassen
  • 2 - 4 x täglich eine Tasse
  • Tagesdosis 3 - 6 g

Flüssigkextrakt

  • Dosierung nach Herstellerangaben

Tinktur (1:5 mit 45 % (V/V) Alkohol)

  • Dosierung nach Herstellerangaben
    z. B. 1 - 3 x täglich 1 - 3 ml

Äußerlich

  • 10 % Dekokt für 2 - 3 tägliche Auflagen

Wir setzten Heilpflanzen in der Regel nicht als Einzeldroge, sondern gemeinsam mit anderen Heilpflanzen ein; wie wir sie kombinieren, ist im Abschnitt “Rezepturenlehre” erläutert. Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt. 

Nebenwirkungen

Kann Verstopfung machen.

Vorsicht

Bisher fehlen Erkenntnisse und Daten zur Sicherheit der Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit. Die Anwendung wird daher nicht empfohlen.

Kontraindikationen

  • Kinder unter 12 Jahren

Mögliche Wechselwirkungen mit Arzneistoffen

Im Tierversuch konnte Odermennig den Blutzuckerspiegel senken. Bisher wurden diesbezüglich noch keine Wechselwirkungen mit Medikamenten gemeldet. Im Falle einer geplanten gemeinsamen Anwendung zusammen mit Arzneistoffen sollten Nutzen und Risiken gemeinsam mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt abgewogen werden, zumal Gerbstoffe die Aufnahme von Arzneistoffen beeinträchtigen können. Im Einzelfall kann es daher sinnvoll sein, einen Abstand von einer Stunde zur Medikamenteneinnahme zu beachten.

Hinweis

Der Saft ist besonders diuretisch, gut bei Nierengries.

Pflanzenstoffe

Flavonoide

  • wie Apigenin, Astragalin, Cyanidin, Hyperosid, Isoquercetin, Kaempferol, Luteolin, Quercetin, Rutin

Gerbstoffe 

bis zu 4 %

  • ca. 2 % Tannine wie Catechin, Ellagitannine, Epicatechin, Epigallcatechin, Gallocatechin, Gallotannine wie Agrimonin

Phenolcarbonsäuren ca. 2 %

  • wie Chlorogen-, p-Cumar-, Ferula-, Kaffee-, Syringin-, Vanillin-, Zimtsäure und Derivate

Andere Pflanzensäuren

  • organische Säuren wie Apfel-, Wein-, Oxal-, Salicyl-, Zitronensäure
  • Aminosäuren wie Alanin, Asparaginsäure, Cystin, Glutaminsäure, Glycin, Prolin, Serin, Threonin, Valin
  • Fettsäuren wie Palmitin-, Stearinsäure

Triterpene

  • wie Ursolsäure

Polysaccharide

  • wie Arabinose, Fruktose, Galaktose, Glucose, Rhamnose, Ribose, Sucrose, Xylose

Stickstoffverbindungen

  • wie Cholin, Nicotinsäure, Nicotinamid

Vitamine

  • wie B-Vitamine, Vitamin C und K

Mineralstoffe ca. 7 %

  • Kieselsäure

ätherisches Öl (Spuren)

  • u. a. Bornylacetat, Cedrol. Eucalyptol, Linalool, α-Pinen, α-Terpineol

Sonstige

  • Cumarine und Saponine

Die Zusammensetzung der Pflanzenstoffe kann sich je nach Standort, Klima und Zeitpunkt der Ernte der Arzneidroge sowie dem Auszugsmittel und der Darreichungsform unterscheiden. Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.

Mögliche pharmakologische Wirkungen

  • adstringierend
  • blutstillend
  • antiinflammatorisch
  • antioxidativ
  • analgetisch
  • antimikrobiell
  • expektorierend
  • choleretisch
  • hepatoprotektiv
  • diuretisch
  • antihypertensiv
  • antidiabetisch
  • wundheilungsfördernd

Geschichte & Mythologie

Er duftet honigartig und wurde früher als Zusatz zu Met gegeben.
In der Färberei färben die Blätter und Stängel goldgelb.

Quellen