Myrrhe

Wissenschaftlicher Name: Commiphora molmol, Commiphora myrrhe
Pharmazeutischer Name: Myrrha tinctura, Myrrha extractum
Familie: Burseraceae (Balsambaumgewächse)

Heimat & Botanik

Myrrhe ist das Harz des auf der arabischen Halbinsel und in Afrika beheimateten Myrrhenbaums bzw. Myrrhenstrauchs. Der sommergrüne, dornige Strauch oder Baum kann bis zu vier Meter hoch werden. Er hat außen eine glatte, silbrig-weiße oder blau-graue Borke unter der sich eine grüne, ebenfalls glatte Borke befindet. Diese innere Borke wird sichtbar, wenn sich die äußere abschält. Aus dem Stamm tritt spontan oder nach Verletzung ein gelbes bis orange-braunes Gummiharz aus, das in der Rinde gebildet wird und an der Luft trocknet.

Der Myrrhenbaum hat ledrige, grau- bis blaugrüne Laubblätter mit einem bis zu einem Zentimeter langem Blattstiel und einer dreizähligen Blattspreite ist dreizählig und von äußerst unterschiedlicher Größe. Die am Grund herzförmigen Blattfiedern sind elliptisch bis lanzettförmig und am oberen Ende spitz oder abgerundet. Die männlichen Blüten der Pflanze beginnen vor den weiblichen zu blühen. Später reifen rot-grüne Steinfrüchte, die einen braunen Samen enthalten. 

Eigenschaften & Geschmack

Eigenschaften

  • warm
  • trocken

Geschmack

  • bitter
  • adstringierend
  • aromatisch-scharf

Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.

Wirkungen & Indikationen in der chinesischen Medizin

Tropismus: Leber, Dickdarm

Bei der Myrrhe stehen die adstringierenden Effekte im Vordergrund, die man sofort schmeckt, wenn man einen Tropfen von der Tinktur in den Mund nimmt. Sie wirkt daher stark trocknend. In der traditionellen chinesischen Medizin wird Myrrhe als abschwellende sowie in Kombination mit Weihrauch oder anderen Heilpflanzen als schmerzlindernde und die Blutzirkulation anregende Heilpflanze genutzt. 

Blutungen stillendes Kraut

  • kleine Wunden (traditionelle Anwendung)

Adstringierendes Kraut

Durchfall stoppendes Kraut

  • Diarrhö, chronisch-entzündliche Darmerkrankung, Colitis ulzerosa

Parasiten austreibendes Kraut

  • Nematoden, Trematoden, Kryptosporidien, Giardia lamblia, Trichomonas

Äußerlich anwendbares Kraut

  • Stomatitis, Gingivitis, Aphthen, Pharyngitis, Tonsilitis, Entzündungen der Haut, Furunkel, kleine Wunden

Ausführlich werden die Kategorien unter Kategorien & Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die wir der jeweiligen Kategorie zugeordnet haben.

Anwendung

Tinktur

  • 2 - 3 x täglich unverdünnt mit einem Wattestäbchen auftupfen  
  • 0,5 ml bzw 5 - 10 Tropfen in einem Glas Wasser zum Spülen oder Gurgeln

Fertigarzneimittel

  • Dosierung nach Herstellerangaben

Wir setzten Heilpflanzen in der Regel nicht als Einzeldroge, sondern gemeinsam mit anderen Heilpflanzen ein; wie wir sie kombinieren, ist im Abschnitt “Rezepturenlehre” erläutert. Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt. 

Nebenwirkungen

  • Brennen bei lokaler Anwendung und vorübergehender Verlust des Geschmacks
  • Kontaktdermatitis

Vorsicht

Bisher fehlen Erkenntnisse und Daten zur Sicherheit der Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit.

Kontraindikationen

  • Alkoholerkrankung
  • bekannte Unverträglichkeit
  • Kinder und Jugendliche unter 12 Jahren

Mögliche Wechselwirkungen mit Arzneistoffen

Myrrhe kann aufgrund seiner adstringierenden Eigenschaften die Aufnahme von Arzneistoffen hemmen. Eine Koadministration mit Antidiabetika, Antikoagulantien und Arzneistoffen mit geringer therapeutischer Breite sollte wegen der Gefahr der Wirkungsminderung vermieden werden. Ebenso sollte man auf eine gemeinsame Anwendung mit Schilddrüsenhormonen bzw. Thyreostatika vermeiden, das Myrrhe die Hormonproduktion stimulieren kann.

Im Falle einer geplanten gemeinsamen Anwendung zusammen mit Arzneistoffen sollten Nutzen und Risiken gemeinsam mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt abgewogen werden.

Pflanzenstoffe

ätherisches Öl

  • Sesquiterpene u. a. Beta-Doradecin, β-Elemen, β-Elemen, δ-Elemen, Eremophilene, γ-Eudesmolacetat, Furanoelemen, Furosardonin A und B, Gazaniolid, Grmacren B, Guaiene, Isovalencenol, Linderalacton, 2-Methoxyfuranodien, Naphthol- und Naphthalenderivate, Reynosin
  • Monoterpene wie Limonen, Mycren, α-Pinen
  • Sesquiterpenalkohole wie Elemol, β-Eudesmol
  • Sesquiterpenlacton wie Commiferin

Fettsäurederivate

  • Octadecdiensäurederivate

Schleimstoffe und Proteoglykane

  • 4-Methyl-glucuronogalactan mit Hydroxproin als Proteinanteil
  • Schleimstoffe bestehend aus Aldobiuronsäure, Arabinose, Fruktose, Galaktose, 4-Methylglucuronsäure

Phenole

  • α-, β-, γ -Commiphor- und Commiphorinsäure, α- und β-Heerabo-Myrrhol, Heeraboresen

Sterole

  • u. a. Campesterol, Cholesterol, Guggulsteronderivate, β-Sitosterol

Diterpene

  • u. a. α-Camphorene, Cembrene-A, Cembrolderivate, (3E,7E,11E)-1-Isopropyl-4,8,12-trimethylcyclotetradeca-3,7,11-trienol, Isopropyl-1,5,9-trimethyl-15-oxabicyclopentadeca-5,9-dien-2-ol
  • Diterpensäuren wie β- und γ-Commiphorasäure

Triterpene

  • z. B. α-Amyrenon, Amyrrhanone A und B, 3-epi-α –Amyrin, Commipherol Commipherin, Epimansumbinol24-Noroleana-3,12-dien, Mansumbinon, Mansumbinonsäure, Myrrhanol, 24-Noroleana-3,12-dien, 24-Norursa-3,12-dien, 24-Norursa-3,12-dien-11-on,  Octanordammarantriperpenoid

Lignane

Flavonoide

Während das ätherische Öl sowie die Di- und Triterpene ethanollöslich sind, sind die Glucoproteine und Schleimstoffe wasserlöslich. 

Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.

Mögliche pharmakologische Wirkungen

  • antiinflammatorisch
  • antioxidativ
  • antimikrobiell
  • anthelmintisch
  • emmenagog
  • analgetisch
  • antidiarrhoisch
  • fibrinolytisch
  • lipidsenkend

Geschichte & Mythologie

Smyrna wurde der griechischen Legende zu Folge von ihrem Vater Kinyras geschwängert, einem König und Priester auf Zypern. Nach der Geburt ihres Sohns Adonis soll sie sich in einen Myrrhenbaum verwandelt haben. Im antiken Ägypten gehörte die Myrrhe zu den Pflanzen, die man zum Einbalsamieren der Toten verwendete. In der Antike war Myrrhe ein beliebtes Aphrodisiakum, das man als Parfum einsetzte. Myrrhe war aber auch Bestandteil von Salbölen für rituelle Zwecke und gehörte neben Weihrauch und Gold zu den kostbaren Geschenken der heiligen drei Könige. 

Quellen