Frauenmantel

Wissenschaftlicher Name: Alchemilla vulgaris
Pharmazeutischer Name: Alchemillae folium
Synonyme: gemeiner Frauenmantel, echter Sin(n)au, Taublatt, Tauschüsselchen, Tränenschön, Alchemistenkraut, Allerfrauenheil, Marienmantel, Muttergottesmantel, Taubecher, Taurose, Venusmantel, Wasserträger, Wasserkelchblume, Löwenfuss
Familie: Rosaceae (Rosengewächse)

Heimat & Botanik

Der Frauenmantel gehört zu der Familie der Rosengewächse. Er ist eine ausdauernde Staude, die in eher reichhaltigen, gerne feuchten Böden und Wiesen wächst. Er mag es kalkhaltig, lehmig, humos und nährstoffreich. Der Frauenmantel fällt im Gegensatz zu anderen Rosengewächsen nicht durch seine Blüten auf. Sie sind unscheinbar grün bis leicht gelblich und haben sogar keine Kronblätter. Das, was aussieht wie eine minikleine Blüte sind die leicht eingefärbten Kelchblätter. Sie stehen sparrig in Büscheln über den Blättern, sind aber tendenziell unauffällig.

Das Schöne des Frauenmantels zeigt sich in seinen Blättern: sie sehen aus, wie ein zusammengeraffter grüner Mantel mit Fransen (einer leichten Behaarung der Blattspitzen), der sich fächerartig auf dem Blattstiel ausbreitet. Sie wachsen aus einem Blattgrund, staudenartig und können auch 12-13 cm breit werden. Meistens ist der Frauenmantel in der Wiese eine eher niedrige und kleine Pflanze, sie kann aber in Beeten auch gut 40 -50 cm hoch und stattlich werden. Zur optimalen Feuchteverteilung in der Pflanze können die Blätter kleinste Mengen Wasser ausscheiden. Dieser Prozess heisst Guttation. Diese Minitröpfchen laufen in der Blattmitte zusammen und sehen morgens aus, wie von der Pflanze gesammelter Morgentau. Er wurde früher gerne zu Schönheitszwecken gesammelt.

Eigenschaften & Geschmack

Eigenschaften

  • neutral
  • zusammenziehend

Geschmack

  • `grün´
  • salzig

Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.

Wirkungen & Indikationen in der chinesischen Medizin

Tropismus: Gebärmutter, Milz

Der Frauenmantel ist bekannt durch sein gute Wirkung auf die weiblichen Genitalien und die Gebärmutter.  Dabei wird oft übersehen, dass er auch eine gute Wirkung auf die männlichen Genitalien und die Prostata hat, die er bei Feuchtigkeitsstagnation gut behandeln kann. Der Frauenmantel umhüllt und regeneriert die Häute der Geschlechtsorgane und reguliert den Hormonhaushalt.

Er wirkt adstringierend, das heißt zsammenziehend auf die Häute und Schleimhäute, er stoppt oder mindert Durchfall und Ausfluß. In der Chinesischen Medizin ist er ein Kraut, welches besonders die Haltefunktion der Milz kräftigt. Er hat auch eine tolle Wirkung auf das Bindegewebe, er hält die Haut elastisch und die Organe an ihrem Platz. Als Gerbstoffreiche Pflanze kann er auch Blutungen stoppen und Entzündungen behandeln.

Die positive Wirkung auf die Milz zeigt sich auch in der Fruchtbarkeitssteigerung, beim Halten des Fetus, bei der Milchbildung und beim Ausleiten von feuchter Hitze.

Hitze kühlendes Kraut

Nässe trocknendes Kraut

  • Scheidenentzündungen, Papillomaviren, venerische Erkrankungen, (gelber) Ausfluß, Trichomonaden, Scheidenpilze, Vaginaler Soor, Bartolinitis, Eierstockentzündung, Endometriose, Myome, Zysten, häufige und übermäßige Menstruation
  • Hautausschläge, Mundgeschwüre, Geschwüre, Ekzeme, reinigt Lymphe
  • stinkender Durchfall

Qi bewegendes Kraut

bewegt Leber Qi

  • PMS, Brustspannen, Stimmungsschwankungen, Gereiztheit, Gebärmutterkrämpfe
  • Bauchkrämpfe, Blähungen, Heißhungerattacken  
  • Stimmungsschwankungen in den Wechseljahren

Blut bewegendes und Stase lösendes Kraut

  • verbessert die Durchblutung der Plazenta, schmerzhafte, krampfartige Menstruation, treibt die Nachgeburt aus
  • verbessert Milchbildung

Blutungen stillendes Kraut 

  • chronische Blutungen, besonders menstruelle Blutungen, Zwischenblutungen, aber auch Darmblutungen, häufiges Nasenbluten

adstringierendes Kraut

 Das Jing aufrauendes

  • fördert die Empfängnis, regt Eisprung an, stärkt schwache Kinder, Prostatahypertrophie

Durchfall stoppendes Kraut

  • leichter Durchfall, Weißfluss

Sinkende Milz Qi hebendes Kraut

  • kräftigt Bindegewebe, strafft Haut, Hängebrüste,  prämenstruelle Schwellungen der Brüste
  • tonisiert Muskeln und Fleisch der Gebärmutter, fördert die Rückbildung nach der Geburt und Wundheilung, tonisiert die Gebärmutter, umhüllt, stärkt Vertrauen (in die zyklischen Prozesse, in die Geburt)
  • Schwangerschaftsstreifen, Bindegeweberisse, leichte Organsenkungen, hält den Fetus, bei Fehlgeburtsneigung

behandelt die Haut

  • Ekzeme, Hautausschläge, Mundgeschwüre, unreine Haut, besonders bei jungen Mädchen, Panaritium (Nagelbettentzündung)

äußerlich

  • in Form von Waschungen und Auflagen: unreine Haut, Bindegewebsschwäche, Hängebusen

Bote

Gebärmutter, zu beiderlei Geschlechtsorganen und zur Haut
 

Ausführlich werden die Kategorien unter Kategorien & Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die wir der jeweiligen Kategorie zugeordnet haben.

Anwendung

Infus

  • 1 - 4 g pro Tasse (1 TL = ca. 0,9 g)
  • 10 Minuten abgedeckt ziehen lassen
  • 3 - 4 x täglich 1 Tasse

Frischpflanzentinktur

  • 3 - 5 Tropfen in einem Schluck Wasser
  • 1 - 3 x täglich
  • Angaben zur Dosierung können je nach Hersteller schwanken und sollten beachtet werden.

Tinktur aus getrockneten Pflanzenteilen

  • Dosierung nach Herstellerangaben

Äußerlich

  • zur äußerlichen Anwendung einen kräftigen Tee zubereiten und auf die betroffenen Stellen auflegen oder den Tee mit Wasser verdünnen und die Körperteile darin baden.

Wir setzten Heilpflanzen in der Regel nicht als Einzeldroge, sondern gemeinsam mit anderen Heilpflanzen ein; wie wir sie kombinieren, ist im Abschnitt “Rezepturenlehre” erläutert. Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt. 

Nebenwirkungen

bei zu großen, langanhaltenden Dosierungen kann Verstopfung auftreten 

Vorsicht

Bisher fehlen Erkenntnisse und Daten zur Sicherheit der Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit. Die Anwendung wird daher nicht empfohlen.

Kontraindikationen

  • Kinder unter 12 Jahren
  • Daueranwendung in sehr hoher Dosierung, da Tannine in seltenen Fällen Leberschäden verursachen können.

Mögliche Wechselwirkungen mit Arzneistoffen und Nahrungsmitteln

Im Falle einer geplanten gemeinsamen Anwendung zusammen mit Arzneistoffen sollten Nutzen und Risiken gemeinsam mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt abgewogen werden.

Pflanzenstoffe

Gerbstoffe

  • u. a. Agrimoniin, Brevifolin, Ellagitannine, Laevigatin P, Pendunculagin

Phenolcarbonsäuren

  • u. a. China- Chlorogen-,p-Cumar-, Ferula-, Gallus-, Kaffee-, Syringinsäure und ihre Derivate

Flavonoide

  • u. a. Apigenin, Astragalin Avicularin, Cynarosid, Gossypetin, Hyperosid, Isoquercetin, Kaempferol, Luteolin, Myricetin, Naringenin, Quercetin, Rutin, Tilirosid und Derivate

Triterpene und Triterpensäuren

  • Arjungenin, Oleanol-und Ursolsäurederivate sowie Triterpene von Olean- und Ursantyp

Chlorophyll

Die Zusammensetzung der Pflanzenstoffe kann sich je nach Standort, Klima und Zeitpunkt der Ernte der Arzneidroge sowie dem Auszugsmittel und der Darreichungsform unterscheiden. Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.

Mögliche pharmakologische Wirkungen

  • antioxidativ
  • adstringierend
  • antihämorrhagisch
  • spasmolytisch
  • tumorprotektiv

Geschichte & Mythologie

Der Frauenmantel war bei den Germanen Freya, der Göttin der Liebe, zugeordnet. Bei abnehmendem Mond setzten sie Frauen und Männer gleichermaßen als "Liebespflanze" ein. Als "Aller Frauen Heil" nutzte man ihn zur Linderung von Frauenleiden. Als man noch nicht wusste, dass sich Tau am Blattrand von Frauenmantel sammelt, nahm man an das Wasser käme aus der Tiefe der Pflanze heraus. Dies deutete man als Analogie zu Schwangerschaft und Geburt. Bis heute gilt die Pflanze daher als Symbol für gelebte Weiblichkeit. Auch als Blitzableiter diente der Frauenmantel einst, den man aus diesem Grund an Fenster und Türen hängte oder auf den Dachfirst legte.

Quellen