Spitzwegerich

Wissenschaftlicher Name: Plantago lanceolata
Pharmazeutischer Name: Plantago h.
Synonyme: Heilwegerich, Wundwegerich
Familie: Plantaginaceae (Wegerichgewächs)
 

Heimat & Botanik

Spitzwegerich ist ein Kraut, welches bevorzugt auf Wiesen und Weiden, in Gärten und an Wegrändern wächst. Als Fußstapfen des weißen Mannes hat er und der breite Wegerich die Kontinente weltweit besiedelt, denn die Samen kleben leicht an Schuhen, Rädern und anderen beweglichen Dingen fest und lassen sich so einfach forttragen.

Spitzwegerich bildet mehrere Rosetten aus, aus denen die Blätter grundständig emporragen. Je nach Bodenbeschaffenheit kann er eine stattliche Größe von 50cm, maximal 90cm erreichen. Die Blätter werden bis 30cm lang, sind lanzettlich und fallen beim Sammeln durch ihre zähen Leitbündel auf, deren Enden beim Abreißen häufig zu sehen sind. Die Blüten sind Ähren, die auf einen Blütenstiel emporgestreckt werden. Spitzwegerichblüten sind gedrungen und blühen ringförmig von unten nach oben. Die weiße, cremefarbenen Staubbeutel ragen über die kleinen Blüten heraus und geben der Blüte eine tierische Note. Die Wurzeln gehen tief in den Boden und erklären die große Regenerationsfähigkleit des Spitzwegerichs, auch wenn er regelmäßig geschnitten, gemäht oder gegessen wird.

Eigenschaften & Geschmack

Eigenschaften

  • kühl, befeuchtend

Geschmack

  • süß, leich bitter und salzig, etwas adstringierend

Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.

Wirkungen & Indikationen in der chinesischen Medizin

Tropismus: Lunge, Kapillare

Der Spitzwegerich ist in erster Linie eine Lungenpflanze. Er kann das Lungengewebe reparieren, Schleim auswerfen und ist nützlich bei Lungenentzündungen und Bronchitiden aller Art. Seine kühle Wirkung hilft, die heiße Lunge zu kühlen. Das ist gut für Raucher und Raucherinnen, aber auch bei Bestrahlung der Lunge, um die Nebenwirkungen abzupuffern.

Des weiteren ist der Spitzwegerich antiseptisch und kann Blutstase in den Kapillaren bewegen, was bei vielen postviralen Erkrankungen der Lunge, aber auch anderer Organe, hilfreich ist.

Oberfläche behandelndes Kraut

Fieber behandelndes Kraut

  • Fieber, fieberhafte Erkältungen

Schleim ausleitendes und Husten stoppendes Kraut

heißen Schleim zerteilendes Kraut

  • Bronchitis, Husten mit Hitze-Schleim, Raucher, Husten mit gelbem u.o. zähem Auswurf
  • akute Ohrenentzündung

Asthma behandelndes und Husten stoppendes Kraut

  • Pneumonie, Asthma

Hitze kühlendes Kraut

Feuer ableitendes Kraut

  • Konjuktivitis, chron. Kiefernhöhlenentzündung, Zahnschmerzen in Verbindung mit Ohrenschmerzen
  • Lungenabzess
  • virale und bakterielle Lungenentzündung
  • Raucher, trockener Husten

Nässe trocknendes Kraut (Feuchte Hitze)

  • feuchte Hitze in Leber, feuchte Hitze in Blase, Cystitis mit blutigem Urin
  • stinkender, gelber Ausfluss
  • hitzige, nässende Geschwüre (innerlich und äußerlich), Ulcus cruris

Toxische Hitze ausleitendes Kraut

  • Vergiftungen, Insektenstiche, entgiftend
  • nach / während Bestrahlungen, in Absprache nach / während Chemotherapie

Blut bewegendes und Stase lösendes Kraut

  • Durchblutungsstörungen in den Kapillaren aller Organe, besonders in der Lunge

Blutungen stillendes Kraut

  • Hitzeblutungen, Bluthusten

Adstringierendes Kraut

Das sinkendes Milz-Qi hebendes Kraut

  • Muskelschwäche, Muskelschwund
  • Blasenschwäche, Schließmuskelschwäche
  • kräftigt alle Schleimhäute, stärkt das Lungengewebe

Ausführlich werden die Kategorien unter Kategorien & Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die wir der jeweiligen Kategorie zugeordnet haben.

Unser Tipp: Erdkammersirup nach Susanne Fischer-Rizzi

Susanne Fischer-Rizzi hat in ihrem Buch Medizin der Erde ein altes Rezept vorgestellt, welches wir hier empfehlen möchten:

Aus den Blättern des Spitzwegerichs kann ein wunderbarer Hustensaft hergestellt werden, der sehr lecker und sehr heilsam ist. Der Spitzwegerich hat sein stärkstes Wachstum im Frühling, er kann aber das ganze Jahr über gesammelt werden.

Dazu werden gesunde und saubere Spitzwegerichblätter gesammelt. Sie sollten keinen Rost oder Mehltau haben und sie sollen nicht gewaschen werden, da sonst die Gärung gestört wird. Nach dem Sammeln können sie ausgebreitet werden, damit mitgesammelte Käfer oder Tiere entkommen können. Die Blätter werden etwas zerkleinert und  in ein weites Gefäß, zum Beispiel ein großes Weckglas, abwechselnd mit Honig gschichtet. Der Honig kann bestenfalls aus der Gegend und biologisch geimkert sein. Es geht aber auch jeder andere Honig. Je nachdem, wieviel Hustensaft gebraucht wird, kann verschieden viel gesammelt werden. Nach dem Schichten der Blätter und des Honigs wird eine Zeit gewartet, damit Luftblasen entweichen können. Zum Schluss wird ein gut gesäuberter Stein auf die emporschwimmenden Pflanzen gelegt, damit sie im Honig bleiben.

Das Weckglas wird locker zugedeckt, sodass die Gase bei der entstehenden Gärung entweichen können und gleichzeitig der Inhalt geschützt ist. Das geht zum Beipsiel gut mit einem Deckel aus Glas, welcher mit einer Klemme ohne (!) Gummi befestigt wird.

Dann wird ein mindestens 50cm tiefes Loch im Garten gegraben, der Platz mit einer Stange oder ähnlichem markiert, das Weckglas hineingestellt und wieder mit Erde bedeckt. Die Markierung ist wichtig, da die Natur nach drei Monaten in der Regel völlig anders aussieht und der Platz des Erdkammernsirups häufig nicht wiedererkannt wird. Nach drei Monaten ist der Erdkammernsirup fertig und kann ausgegraben werden. In der Erdkammer herrscht ein relativ gleichmäßiges Klima, so dass der Honig langsam gärt und die Substanzen aus dem Wegerich herauslöst. Der abgeseihte Hustensaft ist dickflüssig und wird in geeigneten Flaschen abgefüllt und kühl gestellt. Da der Gärungsprozess auch im Kühlschrank weiter gehen kann, ist es sinnvoll, die Flaschen nicht zu voll zu machen. Dieser Hustensaft ist gut haltbar und eine wahre Wohltat bei starkem Husten und bei Lungenerkrankungen.

Anwendung

Infus

  • 2 g pro Tasse
  • 10 Minuten abgedeckt ziehen lassen
  • 2 - 3 x täglich 1 Tasse
  • Tagesdosis 4- 6 g

Frischpflanzentinktur

  • 1 - 3 x täglich 3 - 5 Tropfen in Wasser
  • oder Dosierung nach Herstellerangaben

Tinktur auf getrockneten Pflanzenteilen

  • Dosierung nach Herstellerangaben

Pflanzensaft

  • 3 x täglich 10 ml in Wasser

Flüssigextrakt, Trockenextrakt und Saft

  • Dosierung nach Herstellerangaben
  • Es gibt Darreichungsformen für Kinder ab 3 Jahren, deren Dosierung nach Alter erfolgt.

Wir setzten Heilpflanzen in der Regel nicht als Einzeldroge, sondern gemeinsam mit anderen Heilpflanzen ein; wie wir sie kombinieren, ist im Abschnitt “Rezepturenlehre” erläutert. Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt. 

Nebenwirkungen

Nicht bekannt.

Vorsicht

Bisher fehlen Erkenntnisse und Daten zur Sicherheit der Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern unter 3 Jahren. Die Anwendung wird daher nicht empfohlen.

Kontraindikationen

  • bekannte Überempfindlichkeit

Mögliche Wechselwirkungen mit Arzneistoffen

Im Falle einer geplanten gemeinsamen Anwendung zusammen mit Arzneistoffen sollten Nutzen und Risiken gemeinsam mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt abgewogen werden.

Pflanzenstoffe

Iridoidglykoside 

  • darunter Aucubin, Asperulosid, Lavandulifoliosid, Plantamajosid

Flavonoide

  • z. B. Apigenin, Kämpferol, Luteolin, Naringenin, Quercetin

Phenolcarbonsäuren und andere Pflanzensäuren

  • z. B. Chlorogen-, Hydroxyzimt-, Kaffee-, Neochlorogen-, Protecachu-, Vanillinsäure
    Fumarsäure

Sterole

  • z. B. Resveratrol

Cumarine

  • z. B. Aesculetin

Polysaccharide

  • Schleimstoffe u. a. aus Arabinose, Galaktose, Galakturonsäure, Glucuronsäure, Glucose, Mannose und Rhamnose

Gerbstoffe

Saponine

ätherisches Öl

  • v. a. Oct-1-en-3-ol und Benzoesäure

Mineralstoffe

  • Kieselsäure, Kalium, Zink

Die Zusammensetzung der Pflanzenstoffe kann sich je nach Standort, Klima und Zeitpunkt der Ernte der Arzneidroge sowie dem Auszugsmittel und der Darreichungsform unterscheiden. Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.

Mögliche pharmakologische Wirkungen

  • antimikrobiell
  • reizlindernd
  • antitussiv
  • antiinflammatorisch
  • wundheilungsfördernd
  • adstringierend
  • blutstillend

Geschichte & Mythologie

Quellen

Die von uns bei der Erstellung der Inhalte für diese Webseite verwendeten Fachbücher sind im Literaturverzeichnis einsehbar. Darüber hinaus basieren die Inhalte zu dieser Pflanze auf folgenden Quellen:

> HPMC Monographie der europäischen Arzneimittelbehörde (EMA)
> Işık M, Sümer E. Phytochemical Compositions and Bioactive Properties of Plantago lanceolata L.: Anti-oxidant, Anti-diabetic, and Anti-cholinergic Potentials. J Oleo Sci. 2025;74(8):721-728.