Senna | Sennespflanze

Wissenschaftlicher Name: Cassia senna (= Cassia acutifolia; Alexandriner- oder Khartum-Senna); Cassia angustifolia (Tinnevelly-Senna)
Pharmazeutischer Name: Sennae folium, Sennae fructus
Synonyme: Alexandrinische Sennespflanze
Familie: Fabaceae (Schmetterlingsblütler)

Heimat & Botanik

Die Sennespflanze ist ein bis zu zwei Meter hoher Strauch. Er hat fünf- bis neunpaarig gefiederte, gestielte Blätter, wobei die einzelnen bis zu sechs Zentimeter langen Blattfiedern lineal- oder lanzettförmig und leicht behaart oder kahl sind. Auch Nebenblätter sind erkennbar.

Die gelben Schmetterlingsblüten entspringen den Blattachseln und stehen in Trauben. Ihre fünfzähligen Blüten haben eine doppelte Blütenhülle. Der Fruchtknoten ist oberständig. Die Hülsenfrüchte sind etwa fünf Zentimeter lang und enthalten mehrere flache Samen.

Die Form der Blattfiedern gaben den beiden Arten, die sich nur wenig voneinander unterscheiden, ihren Beinamen: "acutifolius" hat seinen Ursprung im Lateinischen und bedeutet "spitzblättrig", während "angustifolius" mit "schmalblättig" übersetzt werden kann. 

Eigenschaften & Geschmack

Eigenschaften

  • kühl

Geschmack

  • bitter
  • süß

Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.

Wirkungen & Indikationen in der chinesischen Medizin

Tropismus: Dickdarm

Abführendes Kraut

stark abführendes Kraut

  • Obstipation, Erleichterung der Defäkation bei Analfissuren und Hämorrhoiden sowie nach rektal-analen OPs

Ausführlich werden die Syndrome unter Syndrome und Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die zur Behandlung der entsprechenden Syndrome eingesetzt werden können.

Anwendung

Infus

  • 20 – 30 mg Hydroxyanthracenderivate berechnet als wasserfreies Sennosid B
  • Einzeldosis:
    • niedrigste erforderliche Menge zur Regulation des Stuhlgangs
    • 0,75 – 1,5 g pro Tasse (1 TL = ca. 1,5 g Blätter bzw. ca. 2 g Früchte) heißes Wasser
    • 10-20 Min. ziehen lassen
    • abends eine Tasse
    • Wirkungseintritt nach 10 bis 12 h

Fertigarzneimittel

  • Tabletten, Granulate, Früchtewürfel: Dosierung nach Herstellerangaben

Relevante Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt.

Nebenwirkungen

  • Krämpfe im Magen-Darm-Trakt → Dosis ↓
  • Elektrolytverluste (v. a. Kalium) → Herzrhythmusstörungen, Muskelschwäche
  • Hämaturie, Albuminurie nach Daueranwendung
  • Pseudimelanosis coli (reversible Pigmentierung der Darmschleimhaut) nach Langzeitanwendung

Kontraindikationen

  • Schwangerschaft, Stillzeit und Kinder unter 12 Jahren
  • akute Episoden chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen
  • Appendizitis
  • Bauchschmerzen unbekannter Ursache
  • Langzeitanwendung

Mögliche Wechselwirkungen mit Arzneistoffen

  • Kaliumverluste durch Arzneistoffe und andere Heilpflanzen können verstärkt werden. Es besteht die Gefahr einer Hypokaliämie.
  • Durch die beschleunigte Darmpassage kann die Bioverfügbarkeit von Arzneistoffen beeinträchtigt werden.
  • Es sind Wechselwirkungen mit Antihypertensiva und Antiarrhythmika möglich.

Im Falle einer geplanten gemeinsamen Anwendung zusammen mit Arzneistoffen sollten Nutzen und Risiken gemeinsam mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt abgewogen werden.

Pflanzenstoffe

Anthrachinone

  • Sennoside A, B, C, D, E, F

Schleimstoffe 2-3 &

Flavonoide

ätherische Öle

Benzophenonderivate

Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.

Mögliche pharmakologische Wirkungen

  • laxierend
  • Peristaltik ↑
  • antiabsorptiv
  • hydragog

Sennoside sind die unwirksamen Vorstufen ihrer aktiven Metaboliten. Im Dickdarm wird der Zuckeranteil der Glykoside durch Bakterienenzyme abgespalten. Anschließend wird das Aglykon oxidiert. Dabei entstehen Anthrone als aktive Metaboliten. Sie führen zu einer Zunahme der Sekretion von Flüssigkeit und Elektrolyten in das Darmlumen. Durch das höhere Füllvolumen kommt es zu einer Reizung der Darmwand, die die Peristaltik stimuliert. Gleichzeitig wird die Rückresorption von Flüssigkeit gehemmt.

Geschichte & Mythologie

Die älteste Überlieferung zur Senna stammt wohl vom Propheten Mohammed, der empfahl sich an Sennesblätter und Kümmel zu halten, da beide dem Propheten zu Folge jede Krankheit heilen, nur nicht den Tod. Gemäß der Säftelehre, beseitigte man bis ins 19. Jahrhundert "schlechte Säfte" mit Hilfe von Senna aus dem Körper. 1872 wurde die Heilpflanze in das erste Deutsche Arzneibuch aufgenommen.

Quellen

> Blaschek W (Hrsg.). Wichtl – Teedrogen und Phytopharmaka. Stuttgart 2016
> Schilcher H. Leitfaden Phytotherapie. München 2016
> Ritter S. Arzneimittel-Interaktionen in der Phytotherapie. Bad Kötzting 2019
> Chang L, Chey WD, Imdad A et al. American Gastroenterological Association - American College of Gastroenterology Clinical Practice Guideline: Pharmacological Management of Chronic Idiopathic Constipation. Gastroenterology. 2023 Jun;164(7):1086–1106.