Schlehe

Wissenschaftlicher Name: Prunus spinosus
Pharmazeutischer Name: Pruni (spinosi) flos, Pruni (spinosi) fructus succus
Synonyme: Schlehdorn, Eschdorn, Schwarzdorn, Flor. Acaciae (alte Bezeichnung!), Blacktorn, Fleur de Prunellier, Epine noire
Familie: Rosaceae (Rosengewächse)

Heimat & Botanik

Die Schlehe ist ein frühblühender Baum-Strauch, der uns schon Ende März, Anfang April mit seinem weißen Blütenmeer betört. Sie fallen umso mehr auf, als er noch keine Blätter hat: Die Blüten sitzen dirkt auf dem sehr dunklen Holz, weswegen die Schlehe auch Schwarzdorn heißt. Er fällt uns auf Autobahnen, an Feld- oder Waldrändern auf und wurde auch als Begrenzung gepflanzt. In dieser Funktion sind die Dornen der Schlehe nicht unwichtig. Sie sind sind umgebildete ehemalige Triebspitzen und botanisch echte Dornen. Sie werden bis zu drei Zentimeter lang und bilden zusammen mit dem Gestüpp der Pflanze eine ziemlich undurchdringliche Barriere. Schlehen können auch als Bodenausläufer wachsen und verbreiten sich auf diese Art relativ zügig zu Inseln, die keine Menschen mehr betreten. Ganz im Gegensatz zu Insekten, Vögeln und Kleintieren, denen sie ein gutes Zuhaues, viel Nektar, Pollen und Obst liefert.

Botanisch gehört sie zu den Steinfrüchten der Rosengewächse. Es gibt noch keinen Konsens, ob sie nun der Ursprung unserer heutigen Pflaumen ist oder ob sie eine getrennte Art darstellt. Beide Arten sind sich jedoch sehr ähnlich, wobei die Schlehe wesentliche kleinere Früchte trägt und eine viel längere Reifeperiode hat. Wie schon oben geschrieben, beginnt die Schlehe als eine der ersten einheimischen Gewächse zu blühen. Die Blüten riechen bittermandelartig und süß. Über die Sommermonate hinweg reifen die Früchte zu kleinen grünen Oliven, die später dunkel blau-schwarz werden. Das ist eine auffallend lange Zeit, besonders, wenn man bedenkt, dass die Früchte nur 1,5 -2 cm groß werden. Vögel lieben diese Früchte, die durch den Frost endlich süß werden und oft genug haben Menschen, die zum Sammeln kommen, das Nachsehen, weil der Baum schon geplündert wurde. Es ist möglich, die Früchte etwas früher zu ernten und sie dann tief zu kühlen. Geschmacklich sind die nach dem Frost geernteten Früchte aber leckerer. Aufgrund ihren hohen Gehalt an Gerbstoffen eigenen sie sich nicht für den rohen Verzehr, sondern schmecken lecker als Marmelade, Saft, Schnaps oder Likör. 

Eigenschaften & Geschmack

Eigenschaften

Schlehenblüten

  • neutral, stark dynamisierend, nach unten und außen

Schlehenfrüchte

  • kühl bis neutral, zusammenziehend, hebend
  • gekocht: neutral bis warm

Geschmack

Schlehenblüten

  • adstringierend, bitter

Schlehenfrüchte

  • sauer, bitter, stark zusammenziehend

Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.

Wirkungen & Indikationen in der chinesischen Medizin

Die Schlehe wirkt sehr unterschiedlich, je nachdem, was von ihr heilkundlich gebraucht wird: Die Blüten, im zeitigen Frühling gesammelt, haben eine stark energetisierende Wirkung. Sie aktivieren den Stoffwechesel, besonders den der Niere und der Gewebe, wirken entspannend und entschlackend.

Die Früchte, die wie oben beschrieben, nach dem ersten Frost gesammelt werden, haben eine andere Wirkung. Die Schlehe sammelt fast das ganze Jahr Sonnenenergie und konserviert sie in der Frucht. Das ist in der chinesischen Medizin ein eindeutiger Hinweis auf die konservierende Funktion der Wasserorgane und speziell der Niere. Hier ist auch ihr Einsatzgebiet: lange, auszehrende Krankheiten, Rekonvaleszens, schwere Geburten, große Überanstrengung sind die Felder, wo sie sehr unterstützen kann. Auch ein schwaches Immunsystem profitiert vom Schlehensaft. Das heißt, sie kann bei Immunschwäche, aber auch Allergien helfen, das Immunsystem zu stützen. In der Chinesischen Medizin gelten Allergien als eine Überreaktion aufgrund eines schwachen, nervösen Immunsystems. Bei dieser Stärkung tonisiert die Schlehenfrucht den Yin Aspekt der Nierenenergie.

Schlehenblüten

Tropismus: Blase, Nieren, Lunge, Qi

Nässe eliminierendes Kraut

 Das Blasen-Qi behandelndes Kraut

  • treibt stark den Harn

Leber-Qi bewegendes Kraut

  • Ödeme, Wassersucht, bewegt Flüssigkeiten und leitet sie aus

Qi bewegendes Kraut 

Bewegt Leber-Qi

  • Asthma, Nierenkrämpfe, Herzkrämpfe, Gallenkolik, Menstruationskrämpfe

Herz-Qi bewegendes Kraut

  • starke Aktivierung allgemein, Rekonvaleszenz, Frühjahrsmüdigkeit, Abgespanntheit, Überarbeitung

Blut bewegendes und Stase lösendes Kraut

  • Hautunreinheiten, bes. durch Blutmangel
     

Ausführlich werden die Kategorien unter Kategorien & Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die wir der jeweiligen Kategorie zugeordnet haben.

Schlehenfrüchte

Tropismus: Nieren, Blase, Milz

Adstringierendes Kraut

Jing aufrauendes Kraut

  • Zahnfleischentzündungen, Entzündungen im Mund und Hals, nach auszehrende Krankheiten, bei Entwicklungsverzögerung

Sinkendes Milz-Qi hebendes Kraut

  • Durchfall, Gebärmuttervorfall, Mastdarmvorfall, Zahnfleischbluten, hilft der Milz beim Blutbilden

Tonikum

Qi-Tonikum

  • Schwächezustände aller Art: Rekonvaleszenz, anstrengende Geburt, Burn Out, Überarbeitung, Unfälle, nach Operationen, während einer Wehenpause
  • stärkt das Qi von Niere und Blase 
     

Ausführlich werden die Kategorien unter Kategorien & Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die wir der jeweiligen Kategorie zugeordnet haben.

Anwendung

Infus

Blüten

  • 1 g (ein gehäufter Teelöffel) pro Tasse
  • 5 - 10 Minuten abgedeckt ziehen lassen
  • 1 - 2 x täglich 1 Tasse

Früchte

  • 1 - 2 g angestoßene Früchte pro Tasse
  • 10 Minuten abgedeckt ziehen lassen
  • mehrmals täglich zum Gurgeln

Schlehensaft

  • Erwachsene: 2 - 3 Esslöffel pro Tag oder morgens ein volles Likörglas
  • nach Herstellerangaben

Wir setzten Heilpflanzen in der Regel nicht als Einzeldroge, sondern gemeinsam mit anderen Heilpflanzen ein; wie wir sie kombinieren, ist im Abschnitt “Rezepturenlehre” erläutert. Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt. 

Marmelade
Früchte werden gewaschen, mit Wasser übergossen und über Nacht stehen gelassen. Abgießen. Beeren werden erneut übergossen, diesmal mit mit Wasser- Wein-Gemisch (1kg Früchte, ¼ l Weißwein und 1/8l Wasser) und unter ständigem Rühren weichgekocht. Nach dem Erkalten wird der Brei passiert und abgewogen. Auf 1kg Brei kommen ¼ l Wein und 375g Zucker.  Statt Wein kann auch Essig (3%) genommen werden. Alles wird zu Marmelade eingekocht.
Täglich 1-2 EL vor dem Frühstück regt den Appetit an und hilft, wieder auf die Beine zu kommen.

Nebenwirkungen

Nicht bekannt.

Vorsicht

Bisher fehlen Erkenntnisse und Daten zur Sicherheit der Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Die Anwendung wird daher nicht empfohlen.

Kontraindikationen

  • bekannte Unverträglichkeit

Mögliche Wechselwirkungen mit Arzneistoffen

Im Falle einer geplanten gemeinsamen Anwendung zusammen mit Arzneistoffen sollten Nutzen und Risiken gemeinsam mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt abgewogen werden.

Pflanzenstoffe

Schlehenfrüchte

organische Säuren

  • wie Ameisen-, Apfel-, Oxal-, Shikimin-, Zitronensäure

Phenolcarbonsäuren 

  • wie China-, p-Cumar-, Ferula-, Gallus-, Hydroxybenzoe-, Protocatechu-, Syringin-, Vanillinsäure und Derivate

Gerbstoffe 

  • wie Catechin, Epicatechin, Procyanidine

Flavonoide 

  • u. a. Apigenin, Hyperosid, Isorhamnetin, Kaempferol, Luteolin, Myricetin, Naringenin, Quercetin, Rutin und Derivate
  • Anthocyane wie Cyanidin, Delphinidin, Malvidin, Paeonidin, Petunidin und Derivate
  • Isoflavonoide wie Daidzein, Genistein

Ätherisches Öl

  • Spuren von Linalool u. a.

Sterole

  • u.a. Sitosterole und Ursolsäure

Vitamine

  • Vitamin C 

Das Blausäureglykosid Amygdalin ist normalerweise nur in den frischen Blüten nachweisbar.

Die Zusammensetzung der Pflanzenstoffe kann sich je nach Standort, Klima und Zeitpunkt der Ernte der Arzneidroge sowie dem Auszugsmittel und der Darreichungsform unterscheiden. Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.

Mögliche pharmakologische Wirkungen

Schlehenfrüchte

  • diuretisch
  • spasmolytisch
  • antimikrobiell
  • antioxidativ
  • antiinflammatorisch
  • antidiabetisch
  • neuroprotektiv
  • gastroprotektiv
  • kardioprotektiv
  • photoprotektiv
  • tumorprotektiv

Geschichte & Mythologie

Quellen