Oreganum | Dostenkraut

Wissenschaftlicher Name: Origanum vulgaris
Pharmazeutischer Name: Origani herba
Synonyme: Echter Dost, Müllerkraut, Wilder Majoran, Wohlgemut
Familie: Lamiaceae (Lippenblütler)

Heimat & Botanik

Oreganum ist ein am Grund leicht verzweigtes Kraut, das ungefähr einen halben Meter hoch wird. Es hat die für Lippenblütler typischen vierkantigen Stängel, die leicht behaart sind und an einem typischen rötlichen Farbverlauf auf der Oberfläche zu erkennen sind. Am Stängel setzen die länglichen, spitz zulaufenden Laubblätter gegenständig mit einem kurzen Stiel an. Mit zwei bis vier Zentimetern Länge sind sie recht klein.

Oreganum blüht im Juli mit weißen oder zartrosa Blüten, die in Rispen zusammen stehen. Die behaarten Kelchblätter der Blüte sind zu einer Röhre oder Glocke verwachsen und haben fünf kleine, stumpfe Zähne. Sie sind von purpurfarbenen Kronblättern umgeben, die ebenfalls verwachsen sind. Sie öffnen sich in einer dreiteiligen Unterlippe und einer zweiteiligen Oberlippe. Zahlreiche Staubblätter ragen aus der Mitte der Blüte hervor.  

Die Heimat des Oreganums liegt im Mittelmeerraum, doch mittlerweile hat er sich auch hierzulande angesiedelt. Sein Name ist griechischer Herkunft, wobei der Ursprung nicht eindeutig geklärt ist. Allerdings bedeuten "óros" Berg und "gános" Glanz oder Erfrischung, was vielleicht daran erinnert, das Oreganum im Norden Albaniens als Bergtee bezeichnet wird.

Eigenschaften & Geschmack

Eigenschaften

  • warm
  • trocken

Geschmack

  • aromatisch-scharf
  • etwas bitter
  • etwas adstringierend

Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.

Wirkungen & Indikationen in der chinesischen Medizin

Tropismus: Milz, Magen, Leber, Lunge, Niere, Blase

Oreganum schmeckt aromatisch-scharf und bitter-adstringierend. Daran lassen sich bereits zwei Wirkungen in der chinesischen Medizin erkennen: Das Kraut wärmt und bewegt über den aromatisch-scharfen Geschmack und trocknet mittels des bitteren und adstringierenden Geschmacks. Dies korrespondiert mit den aromatisch und scharf schmeckenden ätherischen Ölen sowie den bitteren Flavonoiden und Triterpenen und den trocknenden Phenolcarbonsäuren. 

Oreganum kann das Innere wärmen, Nässe aus der Mitte eliminieren und dabei zugleich den Qi-Fluss in der Mitte regulieren. Es ist also eine Heilpflanze, die indiziert ist, wenn Kälte und Nässe die Mitte blockieren. Von seinen wärmenden Eigenschaften profitieren auch Niere und Blase. Unter den vermuteten pharmakologischen Wirkungen zeigt sich dies unter anderem in karminativen, spasmolytischen und diureteischen Effekten.

Die ätherischen Öle können allerdings auch von außen eingedrungene pathogene Faktoren wie Wind und Kälte an die Oberfläche bringen sowie kalten Schleim transformieren und ausleiten. Er wirkt dementsprechend diaphoretisch, sekretolytisch. expektorierend, antibakteriell und antiviral. Dies ist jedoch eine Begleitwirkung, die man sich zu Nutze machen kann, wenn die anderen Indikationen den Einsatz der Arzneipflanze erforderlich machen. 

Oberfläche öffnendes Kraut

Wind-Kälte eliminierendes Kraut- schwebend

  • Kopfschmerzen, fortgeschrittene Erkältungen, Laryngitis, Pharyngitis, Tonsilitis, Kältegefühl, Frösteln

Das Innere erwärmendes Kraut

Qi bewegendes und das Innere wärmendes Kraut

  • Verdauungsschwäche, Bauchschmerzen, Blähungen, Krämpfe, Diarrhö, Entzündungen durch Kälte, Colitis ulzerosa, Amenorrhö, Dysmenorrhö, Hypomenorrhö, PMS, Spannungsgefühl in der Brust, Rückenschmerzen durch Kälte, Kopfschmerzen, Harnverhalt

Aromatisches, Nässe aus der Mitte eliminierendes Kaut

  • Blähungen, Krämpfe, Diarrhö, Mykosen, Ödeme, dumpfe Kopfschmerzen im Bereich der Stirn

Schleim ausleitendes und Husten stoppendes Kraut

Kalten Schleim transformierendes und ausleitendes Kraut

  • dumpfe Kopfschmerzen im ganzen Kopf oder an der Stirn mit dem Gefühl benebelt zu sein und schlüpfrigem Puls, klarer Schleim in den Atemwegen, Rhinitis, Bronchitis

Qi bewegendes Kraut

Mitte regulierendes Kraut

Ausführlich werden die Kategorien unter Kategorien & Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die wir der jeweiligen Kategorie zugeordnet haben.

Anwendung

Infus

  • 1-2 TL (1 TL = ca. 1 g) pro Tasse, 15 min. abgedeckt ziehen lassen, 3 x tägl. 1 Tasse a. c. 

Wir setzten Heilpflanzen in der Regel nicht als Einzeldroge, sondern gemeinsam mit anderen Heilpflanzen ein; wie wir sie kombinieren, ist im Abschnitt “Rezepturenlehre” erläutert. Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt. 

Vorsicht

Bisher fehlen Erkenntnisse und Daten zur Sicherheit der Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern und Jugendlichen unter 12 Jahren. 

Kontraindikationen

  • bekannte Unverträglichkeit

Mögliche Wechselwirkungen mit Arzneistoffen

Im Falle einer geplanten gemeinsamen Anwendung zusammen mit Arzneistoffen sollten Nutzen und Risiken gemeinsam mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt abgewogen werden.

Pflanzenstoffe

Ätherisches Öl 2-4 %

  • davon 50-85 % Carvacol
  • Monoterpene: u. a. Thymol, p-Cymen,γ-Terpinen, Carvacolmethylether, Geraniol, Linalool
  • Sesquiterpene: u. a. β-Bisabolen, β-Caryophyllen

Flavonoide

  • Hyperosid, Isoquercetin, Luteolin, Quercetin, Rutin
  • Flavone
    • Thymonin, Lithospermsäure B, epi-Lithospermsäure B

Phenolcarbonsäuren

  • z. B. Rosmarinsäure (bis 5 %), o-Cumar-, p-Cumar-, Kaffeesäure u.a.

Triterpene

  • Ursol-, Oleanolsäure

Sterole

  • β-Sitosterol

Hydrochinone

  • Arbutin

Die Zusammensetzung der Pflanzenstoffe kann sich je nach Standort, Klima und Zeitpunkt der Ernte der Arzneidroge sowie dem Auszugsmittel und der Darreichungsform unterscheiden. Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.

Mögliche pharmakologische Wirkungen

  • karminativ
  • spasmolytisch
  • antiinflammatorisch
  • antioxidativ
  • diaphoretisch
  • sekretolytisch
  • expektorierend
  • antibakteriell, antiviral
  • diuretisch
  • emmenagog
  • antiproliferativ
  • neuroprotektiv
  • hepatoprotektiv

Geschichte & Mythologe

Oreganum hatte über den medizinischen Nutzen hinaus weitere Verwendungszwecke: Beispielweise wurde er im Kampf gegen Dämonen, den Teufel und das Böse eingesetzt. Außerdem sollte er traurige Menschen fröhlich stimmen. Ebenso sollte er Kinder, die nicht sprachen, die Zunge lösen und sie dazu bringen, zu reden.  

Quellen