Wissenschaftlicher Name: Vitex Agnus castus
Pharmazeutischer Name: Agni casti fructus
Synonyme: Abrahamsstrauch, Keuschbaum, Keuschstrauch, Keuschlamm, Tanis
Familie: Lamiaceae (Lippenblütler)
Mönchspfeffer wächst im Mittelmeerraum. Der Strauch wird drei bis fünf Meter hoch. An seinen Stängeln sitzen kreuzgegenständig handförmige, 5-7-teilige Fiederblätter, von denen jede Blattfieder etwa zehn Zentimeter lang ist. Die Oberseite der Blätter ist kahl, die Unterseite behaart.
Zwischen September und Oktober blühen die blauen bis fliederfarbenen Lippenblüten an ährenähnlichen Blütenständen. Später reifen die rötlich-schwarzen, aromatisch-scharfen Früchte.
Aufgrund der Ähnlichkeit der Früchte mit dem Pfeffer floss das Wort in den Namen der Pflanze ein. Überlieferung zu Folge sollen Mönchen die Früchte konsumiert haben, um ihre sexuelle Lust zu hemmen - so kombiniert der Name Mönchspfeffer die Erinnerung an diesen überlieferten Brauch ebenso wie die Gemeinsamkeiten mit dem Pfeffer.
Auch bei der Wahl des lateinische Namens griff man darauf zurück: "agnus" heißt Lamm und "castus" bedeutet keusch - Agnus castus ist demnach der Keuschlamm. Unter diesem Namen ist der Mönchspfeffer ebenfalls bekannt. Da die Äste des Strauchs einst zur Herstellung von Flechtzäunen verwendet wurden, fügte man dem lateinischen Name Vitex (lat. Vitilium = Flechtwerk) hinzu.
Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.
Tropismus: Leber
Befasst man sich mit dem Mönchspfeffer kommt an ein bisschen Physiologie und Pharmakologie nicht vorbei. Denn Mönchspfeffer wirkt dopaminerg, d. h. er hat eine dopaminähnliche Wirkung. Das im Hypothalamus gebildete Dopamin ist ein Neurohormon, das unter anderem die Freisetzung von Prolaktin in der Adenohypophyse hemmt. Dieses im Hypophysenvorderlappen synthetisierte Hormon hat zahlreiche Wirkungen: Es hemmt die Steroidsynthese, die GnRH- und Gonadotropin-Sekretion, das Heranreifen der Follikel in den Ovarien und die Aktivität der Aromatase, so dass die Estrogenspiegel niedrig bleiben und die Chancen auf eine Ovulation sinken. Außerdem verkürzt es die luteale Phase im Zyklus und reduziert die Libido.
Was für eine stillende Mutter sinnvoll ist, gilt jedoch nicht für eine gestresste Frau. Indem die Pflanzenstoffe des Mönchspfeffers dopaminerg wirken, reduzieren sie die Prolaktinfreisetzung und lindern einerseits Symptome von PMSund verlängern andererseits die zweite Zyklushälfte. Hiervon können auch Frauen in der Prä- und Perimenopause profitieren, bei denen die Progesteronspiegel bereits abgefallen sind. Diese physiologisch komplexen Zusammenhänge kann man aus der Perspektive der TCM einfach damit zusammenfassen, dass Mönchspfeffer das Leber-Qi bewegt und dabei Nässe ausleitet. Hierbei handelt es sich um Nässe, die bedingt durch eine Leber-Qi-Stagnation entstanden ist. Dies korreliert mit dem aromatisch-scharfen und bitter-adstrinigierenden Geschmack der Heilpflanze, die einen klaren Bezug zur Leber hat.
Kraut, das die Leber-Qi-Stagnation behandelt
Ausführlich werden die Kategorien unter Kategorien & Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die wir der jeweiligen Kategorie zugeordnet haben.
Wir setzten Heilpflanzen in der Regel nicht als Einzeldroge, sondern gemeinsam mit anderen Heilpflanzen ein; wie wir sie kombinieren, ist im Abschnitt “Rezepturenlehre” erläutert. Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt.
Bisher fehlen Erkenntnisse und Daten zur Sicherheit der Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren.
Mönchspfeffer
Im Falle einer geplanten gemeinsamen Anwendung zusammen mit Arzneistoffen sollten Nutzen und Risiken gemeinsam mit der behandelnden Heilpraktikerin, Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt oder Heilpraktiker abgewogen werden.
Die Zusammensetzung der Pflanzenstoffe kann sich je nach Standort, Klima und Zeitpunkt der Ernte der Arzneidroge sowie dem Auszugsmittel und der Darreichungsform unterscheiden. Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.
Hera soll auf dem Mönchspfeffer geboren worden sein. Ebenso wird Artemis, die jungfräuliche Göttin der Jagd, mit dem Mönchspfeffer in Verbindung gebracht. Sie verbrachte ihre Zeit in den Wäldern und bevorzugte die Gesellschaft von Nymphen, Hirschen, Vögeln und Löwen. Demeter wiederum soll den Keuschlamm aus Trauer darüber, dass Hades ihre Tochter geraubt hatte, getragen haben. Dieser Tradition folgten später fastende Frauen. Doch er war auch Bestandteil des Brautschmucks. Man nutzte den Mönchspfeffer früher sowohl zur Unterdrückung der sexuellen Lust als auch für rituelle Reinigungen.
Die von uns bei der Erstellung der Inhalte für diese Webseite verwendeten Fachbücher sind im Literaturverzeichnis einsehbar. Darüber hinaus basieren die Inhalte zu dieser Pflanze auf folgenden Quellen:
> HPMC-Monographie der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA)
> Das N, Salgueiro ACF, Choudhury DR et al. Traditional uses, phytochemistry, and pharmacology of genus Vitex (Lamiaceae). Phytother Res. 2022 Feb;36(2):571-671.
> Kamal N, Asni NSM, Rozlan INA et al. Traditional Medicinal Uses, Phytochemistry, Biological Properties, and Health Applications of Vitex sp. Plants (Basel). 2022 Jul 26;11(15):1944.
> Höller M, Steindl H, Abramov-Sommariva D, Kleemann J etal. Use of Vitex agnus-castus in patients with menstrual cycle disorders: a single-center retrospective longitudinal cohort study. Arch Gynecol Obstet. 2024 May;309(5):2089-2098.