Melisse

Wissenschaftlicher Name: Melissa officinalis
Pharmazeutischer Name: Melissae folium
Synonyme: Bienenfang, Bienenkraut, Bienensaug, Frauenwohl, Herzkraut, Herztrost, Ivenblatt, Limonikraut, Nervenkräutel, Pfaffenkraut, Riechnessel, Salatkräutle, Spanischer Salbei, Wanzenkraut, Zahnwehkraut, Zitronenkraut, Zitronenmelisse
Familie: Lamiaceae (Lippenblütler)

Heimat & Botanik

Die Melisse ist ein stark verzweigtes Kraut, an deren Stängeln die eiförmigen, am Rand gezähnten bis gekerbten Blätter kreuzgegenständig ansetzen. Die Blätter verströmen einen zitronenähnlichen Geruch, der den Öldrüsen an der Oberfläche der Blätter entweicht, wenn man sie leicht streift.

In den Blattachseln blühen von Juni bis August die kleinen, unscheinbaren, weißen Blüten mit ihren abgerundeten Ober- und Unterlippen. 

Ihr Name “Melisse” ist vom griechischen Wort “Melitta” für Honigbiene abgeleitet. Beobachtet man die Pflanze erkennt man schnell, welche Anziehungskraft sie auf Bienen hat. Der Zusatz “officinalis” bezieht sich darauf, dass die Melisse in der Offizin, dem Verkaufsraum der Apotheke, gebräuchlich ist.

Eigenschaften & Geschmack

Eigenschaften

  • warm
  • leicht trocken

Geschmack

  • aromatisch
  • sauer
  • leicht bitter

Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.

Wirkungen & Indikationen in der chinesischen Medizin

Tropismus: Leber, Herz, Shen, Milz, Magen, Lunge

Oberfläche öffnendes Kraut

Wind-Hitze eliminierendes Kraut - schwebend

  • Fieber, Unruhe, Kopfschmerzen, Halsschmerzen

Hitze kühlendes Kraut

Feuer ableitendes Kraut

  • leichte Hypertonie, Palpitationen, Tachykardie, Hyperthyreose, Unruhe, Gastritis, gastrointestinaler Ulcus, stechende Kopfschmerzen va. Stirnkopfschmerzen, Hitzewallungen, rote Augen,

Nässe trocknendes Kraut

  • Herpes simplex

toxische Hitze ausleitendes Kraut

  • Herpes simplex

Qi bewegendes Kraut

Leber-Qi bewegendes Kraut 

Stress, Lernstress, Depressionen, Schlafstörungen, konstante Stirn- oder Schläfenkopfschmerzen mit gespanntem Puls, Tinnitus, Roemheld-Syndrom, Dysmenorrhö, stockende Geburt, Infertilität

Mitte regulierendes Kraut

  • absenkendes, aromatisch-scharfes Kraut
    Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Völlegefühl, Sodbrennen, gastrointestinaler Reflux, Reizmagen, Kopfschmerzen in Abhängigkeit von der Nahrungsaufnahme
  • aromatisches, Mitte regulierendes Kraut
    Appetitlosigkeit, Übelkeit, Müdigkeit, Blähungen, Krämpfe, Koliken, Dyspepsie

Herz-Qi bewegendes Kraut

  • Nervosität, Gedächtnisstörungen, Engegefühl in der Brust, Angina pectoris, Palpitationen, Ohnmachtsneigung

Shen beruhigendes Kraut

Shen beruhigendes und harmonisierendes Kraut

  • Unruhe, Ängstlichkeit, Lernstress, Schlafstörungen, Depressionen

Kraut, das die Haut behandelt

  • Herpes simplex

Äußerlich anwendbares Kraut

  • Herpes simplex 

Ausführlich werden die Kategorien unter Kategorien & Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die wir der jeweiligen Kategorie zugeordnet haben.

Anwendung

Infus

  • 1,5-4,5 g (1-3 TL) pro Tasse
  • 5-10 min. abgedeckt ziehen lassen
  • 3 x tägl. 1 Tasse a. c.

Fluidextrakt

  • 1-3 x täglich 2-4 ml 

Frischpflanzentinktur

  • je nach Herstellerangaben 1-3 x täglich 3 x 3-5 Tropfen in Wasser

Tinkturen

  • je nach Herstellerangaben 2-6 ml

Presssaft

  • Erwachsene und Jugendliche ab 12 jahren
    3 x täglich 10 ml mit etwas Wasser oder unverdünnt vor dem Essen 

Extrakte

  • Dosierung nach Herstellerangaben

Wir setzten Heilpflanzen in der Regel nicht als Einzeldroge, sondern gemeinsam mit anderen Heilpflanzen ein; wie wir sie kombinieren, ist im Abschnitt “Rezepturenlehre” erläutert. Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt. 

Nebenwirkungen

  • allergische Reaktionen

Vorsicht

Bisher fehlen Erkenntnisse und Daten zur Sicherheit der Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. 

Kontraindikationen

  • Bekannte Unverträglichkeit

Mögliche Wechselwirkungen mit Arzneistoffen

Aufgrund von Laboruntersuchungen ist nicht ausgeschlossen, dass die Melisse

  • die Umwandlung von Tamoxifen in seinen aktiven Metaboliten beeinträchtigen kann
  • die Wirkung von Antihypertensiva verstärken kann
  • die Wirkung zentral sedierender Arzneistoffe verstärken kann
  • die Wirkung  der SSRI (Selektiven Serotonin-Rückaufnahme-Inhibitoren) hemmen kann
  • die Aufnahme von Arzneistoffen aufgrund seiner adstringierenden Eigenschaften hemmen kann.  

Im Falle einer geplanten gemeinsamen Anwendung von Melisse zusammen mit Arzneistoffen sollten Nutzen und Risiken gemeinsam mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt abgewogen werden.

Pflanzenstoffe

Ätherisches Öl

  • 1,3 Benzodioxoaldehyd, Citral 40-70 %, in alten Blättern über wiegt Citronella, β-Caryophyllen, β-Ocimen. Citronellol, Geraniol, Nerol 

Phenolcarbonsäuren (7-11 %) 

  • Hydroxyzimtsäurederivate: Rosmarin-, Kaffee-, Chlorogen-, Protocatechu-, Gallus-, p-Hydroxybenzoe-, Vanilin-, Syringasäure

Flavonoide 0,5 %

  • Apigenin, Isoquercetin, Kaempferol, Luteolin, Myricetin, Quercetin, Rhamnocitrin, Rutin,  Benzodioxoaldehyd

Triterpenoide

  • Betulinsäure, Oleanolsäure,  Ursolsäure

Polysaccharide

Gerbstoffe

  • Tannine

Proteine

Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.

Mögliche pharmakologische Wirkungen

  • sedativ
  • anxiolytisch
  • antidepressiv
  • neuroprotektiv
  • antihypertensiv
  • kardioprotektiv
  • karminativ
  • spasmolytisch
  • analgetisch
  • ulkusprotektiv
  • antidiabetisch
  • antiviral
  • antioxidativ
  • antinozeptiv
  • antiinflammatorisch
  • tumorprotektiv
  • antiproliferativ
  • antiangiogenetisch

Geschichte & Mythologie

Die Melisse war bereits in der Mythologie der Griechen eine wichtige Pflanze, da Zeus  angeblich mit dem Honig der Nymphe Melissa genährt worden sein soll. Die Nymphe Melissa zog Zeus im Auftrag seiner Mutter Rhea zusammen mit ihrer Schwester Amaltheia heimlich auf - versteckt vor seinem Vater Kronos. Erst als er stark genug war, um Kronis vom Götterthron zu verstoßen, verließ Zeus sein Vesteck.

Im Mittelalter schätzten die Benediktinermönchen die Melisse ebenso als Heilpflanze wie Hildegard von Bingen, die sie als Herzkraut oder Herztrost, der freudig stimmt, einsetzte. Man baute die Melisse einst gerne vor Bienenhäusern an, da Bienen von dem wohlriechenden Kraut angelockt werden. Man machte sich aber auch die antiseptischen Eigenschaften der Melisse zu nutze und rieb die Bienenhäuser mit Melissensaft aus, um die Bienen vor Krankheiten zu schützen.

Quellen