Malve

Wissenschaftlicher Name: Malva sylvestris, Malva neglecta
Pharmazeutischer Name: Malvae flos, Malvae folium
Synonyme: Käsepappel, Wegmalve
Familie: Malvaceae (Malvengewächse)

Heimat & Botanik

Die ursprünglich aus Südeuropa stammende Malve gedeiht mittlerweile in subtropischen und gemäßigten Zonen, wo sie stickstoffreiche Böden bevorzugt. Die Pflanze ist meist zweijährig und überwintert dank einer kräftigen Pfahlwurzel. Ihr aufrecht wachsender Stängel ist behaart. Während die wilde Malve zwischen einem halben Meter und über einem Meter hoch ist, wächst die kleinere Wegmalve nur maximal fünfzig Zentimeter in die Höhe. Die Pflanze hat wechselständig am Stängel ansetzende, abgerundete bis nierenförmige, fünf- bis neunlappige Laubblätter, die am Grunde herzförmig sind. Die Blätter der wilden Malve sind zwei bis vier Zentimeter lang und bis zu fünf Zentimeter breit. Ihr behaarter Blattstiel ist bis zu sechs Zentimeter lang. Bei der kleineren Wegmalve können die Blattstiele etwas länger sein.

Die wilde Malve beginnt bereits im Mai zu blühen, die Wegmalve erst im Juni. Dafür sieht man die purpurvioletten Blüten mit den drei typischen dunklen Längsstreifen der wilden Malve nur bis September, während die Wegmalve bis in den November hellrosa Blüten mit einer dunklen Nervatur entwickelt. Der Aufbau der Blüten ähnelt sich bei beiden Arten: Sie haben behaarte Kelchblätter und fünf Kronblätter. Dabei stehen mehrere Blüten zusammen in den Achseln der Laubblätter.

Der Ursprung des Namens "Malve" bzw. "Malva" ist nicht bekannt. Der Zusatz "sylvestris" bedeutet "im Wald wachsend" oder "wild wachsend", wohingegen der Zusatz "neglecta" aus dem Lateinischen mit "unbeachtet" übersetzt werden kann. Dies erinnert daran, dass Linné die Wegmalve übersehen hatte und nicht eingeordnet hatte. Das deutsche Synonym "Käsepappel" bezieht sich auf die Form der Früchte, wohingegen "Pappel" Bezug zu den Schleim enthaltenden Blüten und Blättern nicht, aus denen früher beispielsweise Wundauflagen und Breis für Kinder hergestellt wurden. 

Eigenschaften & Geschmack

Eigenschaften

  • neutral-kühl

Geschmack

  • süß
  • leicht bitter
  • etwas sauer

Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.

Wirkungen & Indikationen in der chinesischen Medizin

Tropismus: Lunge, Dickdarm

Tonikum

Yin-Tonikum

  • Tonisiert das Lungen Yin: kühlt und befeuchtet, Reizlindernd bei trockenem Reizhusten, Heiserkeit

Hitze kühlendes Kraut

Feuer ableitendes Kraut

  • Kühlt Hitze in der Lunge: Entz. Erkrankungen der Atemwege und im Mund- und Rachen 

Abführendes Kraut

Mild abführend und den Darm befeuchtendes Kraut

  • Befeuchtet den Dickdarm: beruhigt die Schleimhäute bei Gastroenteritis, Colitis

Äußerliche Anwendung

  • Malvenöl: bei Erschöpfung in der Rekonvaleszenz (Wala), Unterstützt die Spannkraft der Haut während und nach der Schwangerschaft
    Schwangerschaftsstreifen, Narben und Spannungen mildernd.

Ausführlich werden die Kategorien unter Kategorien & Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die wir der jeweiligen Kategorie zugeordnet haben.

Anwendung

Infus oder Dekokt

  • 1-2 g pro Tasse
  • 5 - 10 Minuten ziehen lassen
  • mehrmals täglich eine Tasse
  • Tagesdosis 5 g Blätter oder Blüten

Wir setzten Heilpflanzen in der Regel nicht als Einzeldroge, sondern gemeinsam mit anderen Heilpflanzen ein; wie wir sie kombinieren, ist im Abschnitt “Rezepturenlehre” erläutert. Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt. 

Nebenwirkungen

Nicht bekannt.

Vorsicht

Bisher fehlen Erkenntnisse und Daten zur Sicherheit der Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit. Ebenso wird die Anwendung bei Kindern unter zwölf Jahren nicht empfohlen.

Kontraindikationen

Bekannte Überempfindlichkeit

Mögliche Wechselwirkungen mit Arzneistoffen

Theoretisch können Schleimstoffe die Aufnahme von Arzneistoffen verzögern. Es wird daher ein Abstand von einer Stunde zur Einnahme von Medikamenten empfohlen. Im Falle einer geplanten gemeinsamen Anwendung zusammen mit Arzneistoffen sollten Nutzen und Risiken gemeinsam mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt abgewogen werden.

Pflanzenstoffe

Polysaccharide

  • Arabinogalactanprotein, Arabinose, Galaktose, Glucose, Glucuronsäure, Mannose, Xylose und daraus gebildete Schleimstoffe

Aminosäuren und Enzyme

  • Alanin, Arginin, Asparagin, Glutamin, Glycin, Hydroxyproli, Serin, Threonin u. a.

Flavonoide

  • Apigenin, Delphinidin, Kaempferol, Malvin, Malvidin, Myricetin, Quercetin
  • Anthocyane wie Cyanidine, Leukoanthcyanine, Petunidine

Terpene

  • Mono-, Di-, Sesquiterpene darunter Malvon A

Phenolcarbonsäuren und andere Pflanzensäuren

  • Hydoxybenzoesäure- und Hydroxyzimtsäurederivate wie Ferula- und p-Coumarsäure
  • Apfel,- Benzoe-, Salicyl-, Vanillin-, Zitronensäure u. a.

Cumarine

  • Scopoletin

Fettsäuren

  • u. a. Capryl-, Eicosen-, Linolen-, Öl-, Palmitin-, Stearinsäure

Chlorophyll und Xanthophyll

Mineralstoffe und Spurenelemente

  • darunter Calcium, Eisen, Kupfer, Magnesium, Mangan, Natrium, Silicium, Zink

Vitamine 

  • Vitamin C und E

Die Zusammensetzung der Pflanzenstoffe kann sich je nach Standort, Klima und Zeitpunkt der Ernte der Arzneidroge sowie dem Auszugsmittel und der Darreichungsform unterscheiden. Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.

Mögliche pharmakologische Wirkungen

  • antibakteriell
  • antiinflammatorisch
  • antioxidativ
  • analgetisch
  • wundheilungsfördernd
  • hepatoprotektiv
  • laxierend
  • antiproliferativ

Geschichte & Mythologie

In der Antike nutzte man die Malve, um Frauen die Entbindung zu erleichtern, aber auch als Gegengift bei Intoxikationen. Zudem wurde sie zur Beurteilung der Fruchtbarkeit einer Frau herangezogen, indem man ihren Harn über die Pflanze goss. Vertrocknete die Malve, galt dies als untrügliches Zeichen für die Unfruchtbarkeit einer Frau. Selbst auf Jungfräulichkeit konnte Frauen mit Hilfe der Malve testen, so überliefert es zumindest das Schweizer Arzneibuch.

Quellen