Himbeere

Wissenschaftlicher Name: Rubus idaeus
Pharmazeutischer Name: Rubi idaei folium
Synonyme: Ambas, Haarbeere, Hochbeere, Hohlbeere, Katzenbeere, Madebeere, Mollbeere, Mutterbeere, Runtzelbeere, Waldhimbeere
Familie: Rosaceae (Rosengewächse)
 

Heimat & Botanik

Die Himbeere ist ein sommergrüner Scheinstrauch aus der Familie der Rosengewächse. Sie wächst gerne an Waldrändern oder Einschlägen auf Kali- und nitratreichen Böden. Dort findet sich häufig hohe Luftfeuchtigkeit ohne Staunässe. Himbeeren mögen eher nicht so warme Sommertemperaturen und können in bis zu 2350 Metern Höhe gefunden werden. Sie verbreiten sich über unterirdische Ausläufer, aber auch über Samen, die von Tieren nach der Verdauung ausgeschieden und verbreitet werden. Aus dem unterirdischen Rhizom spriessen an vielen Stellen die Triebe senkrecht hervor. Sie blühen in der Regel erst im zweiten Jahr und werden bis zu eineinhalb Meter, maximal drei Meter hoch. Ähnlich wie die Brombeeren sind die Triebe biegsame Ruten, die aber punktuell und eher einzeln aus dem Boden wachsen und so Horste bilden, die unterirdisch miteinander verbunden sind. Die gestielten Blätter sind drei, fünf oder siebenteilige Fiederblättchen, die sich wechselständig an dem Trieb nach oben anordnen.  Die Blattoberseite ist grün und meist kahl, die Unterseite in der Regel filzig grau behaart. An den Trieben befinden sich auch Stacheln, die von unten nach oben immer weniger werden. Sie können auch behhart sein.

Am Ende der zweijährigen Ruten bilden sich die Blüten, die meist zu dritt bis fünft, manchmal auch bis zu zwanzigt in Trauben oder Rispen zusammenstehen. Die Blüten haben fünf Kronblätter, nach unten abgewinkelte Kelchblätter, viele Staubgefässe und einige Fruchtblätter aus denen später die typische Himbeere hervorgeht. Diese ist eine Sammelsteinfrucht und in jeder einzelnen Teilfrucht befinden sich ein kleiner Samen, beziehungsweise Kern. Durch das Gewicht der Früchte biegen sich die Triebe nach unten und bieten so ein natürliches Versteck. Beim Sammeln der Früchte lohnt es sich also, die Zweige anzuheben und drunter zu schauen. Himbeeren haben einen Mechanismus, der verhindert, dass sich die Pflanze selber befruchtet. 

Eigenschaften & Geschmack

Eigenschaften

Himbeerblätter

  • Neutral, erweichend, haltend, hebend, schwebend 

Himbeerfrüchte

kühl, abführend, nach unten, nährend

Geschmack

Himbeerblätter

  • zusammenziehend

Himbeerfrüchte

  •  süß, sauer

Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.

Wirkungen & Indikationen in der chinesischen Medizin

Himbeerblätter

Tropismus: Milz, Magen, Gebärmutter

Der Himbeerblättertee ist vor allem bei Schwangeren bekannt, da er gerne während der Schwnagerschaft und zur Geburtseinleitung gegeben wird. Er erweicht den Muttermund. Dafür reichen 1 bis maximal zwei Tassen Tee täglich. Wir verordnen ihn selten als Monodroge, sondern als Teil einer Teemischung, die speziell auf die jeweilige Frau abgestimmt ist. 

Ansonsten werden Himbeerblätter gerne in Hausteemischungen gegeben, da sie eine aromatische Grundlage für stärker duftende Teekräuter bieten.

Oberfläche öffnendes Kraut

Wind-Hitze eliminierendes Kraut (schwebend)

  • Erkältungen, fieberhafte Erkrankungen

Hitze kühlendes Kraut

Nässe trocknendes Kraut

  • Schleimhautentzündungen, Blutreinigung

Qi bewegendes Kraut 

Leber Qi bewegendes Kraut

  • erweicht Damm und Gebärmuttermund, tonisiert glatte Muskulatur der Gebärmutter und des Blutkreislaufs, geburtsvorbereitend, (schmerzlindernd bei Wehen!)

Adstringierendes Kraut

Jing aufrauendes Kraut

  • Unfruchtbarkeit, fördert Milchbildung

Durchfall stoppendes Kraut

  • Durchfall,  Verdauungsbeschwerden

Sinkendes Milz Qi hebendes Kraut

  • Abortneigung, zur Festigung des Fetus,  Kräftigung des Zahnfleisches, tonisiert Bindegewebe und macht es elastisch

Shen beruhigendes Kraut, harmonisierend

  • bringt seelische Gelassenheit
     

Ausführlich werden die Kategorien unter Kategorien & Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die wir der jeweiligen Kategorie zugeordnet haben.

Himbeerfrüchte

In der chinesischen Medizin werden auch unreife Früchte zur Kräftigung des Jing verordnet. Wir verwenden die reifen Früchte und deren Saft zur Kräftigung des Jing und zur Förderung der Verdauung und zum Fieber senken.

Tropismus: Milz, Darm

Hitze kühlendes Kraut

Wind-Hitze ausleitendes Kraut

  • bei Fieber, Grippe, öffnen leicht die Oberfläche

Nässe eliminierendes Kraut

  • treiben den Harn 

Abführendes Kraut

mild abführendes und den Darm befeuchtendes Kraut

  • Verstopfung, trockener Stuhl, schafkotartiger Stuhl

Tonikum

Qi-Tonikum

  • tonisieren Nieren-Qi, tonisiert Jing
  • für die Knochenbildung, oder als Unterstützung für Muskel-, Nerven- und Gehirnfunktionen
  • Himbeeren können den Glücksbotenstoff Serotonin aktivieren.

Ausführlich werden die Kategorien unter Kategorien & Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die wir der jeweiligen Kategorie zugeordnet haben.

Anwendung

Infus

  • 2 - 4 g getrocknete Himbeerblätter (1 TL = ca. 0,8 g) auf eine Tasse
  • ca. 10 Minuten abgedeckt ziehen lassen
  • 3 - 4 x täglich 1 Tasse
  • Tagesdosis 6 - 8 g
  • Dieser Infus kann auch zum Gurgeln verwendet werden.

Saft

  • bei Fieber Saft mit Wasser mischen und als Schorle nach Bedarf trinken.
  • als abführendes Mittel: 1-2 mal täglich ein Likörglas des Saftes

Gemmomazerat

  • nüchtern 1-3 x täglich 5-10 Tropfen oder 2-3 Sprühstöße
  • einspeicheln und 1 Minuten im Mund bewegen, erst dann schlucken
  • im Anschluss 5-10 Minuten nichts essen oder trinken

Trockenextrakt

  • Dosierung nach Herstellerangaben
    z. B. 3 - 4 x täglich 113 - 226 g

Wir setzten Heilpflanzen in der Regel nicht als Einzeldroge, sondern gemeinsam mit anderen Heilpflanzen ein; wie wir sie kombinieren, ist im Abschnitt “Rezepturenlehre” erläutert. Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt. 

Nebenwirkungen

  • Überempfindlichkeit

Vorsicht

Bisher fehlen Erkenntnisse und Daten zur Sicherheit der Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Die Anwendung wird daher nicht empfohlen.

Keine Anwendung bei blutiger oder rezidivierender Diarrhö ohne ärztliche Rücksprache.

Kontraindikationen

  • Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren
  • bekannte Überempfindlichkeit

Mögliche Wechselwirkungen mit Arzneistoffen

Im Falle einer geplanten gemeinsamen Anwendung zusammen mit Arzneistoffen sollten Nutzen und Risiken gemeinsam mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt abgewogen werden.

Pflanzenstoffe

Himbeerblätter

Flavonoide

  • z. B. Kaempferol, Luteolin, Myricetin, Quercetin, Rutin und Derivate
  • Anthocyane wie Cyanidin

Phenolcarbonsäuren

  • z. B. Caftarin-, Chlorogen-, p-Cumar-, Ferula-, Gallus-, Hydroxyzimt-, Kaffee-, Protocatechu-, Syringinsäure

Gerbstoffe 

bis zu 6,9 % der Trockenmasse

  • u. a. Ellagitannine, Catechine, Epicatechine, Gallotannine, Procyanidine B2 und C3
    Ellagitannine werden im Darm zu Ellagsäure hydrolisiert und zu resorbierbarem, bioaktivem Urolithin decarboxyliert. Ebenso entstehen aus Anthocyanen unter dem Einfluss des Mikrobioms im Darm Metaboliten wie Glucoronide, Methylate, Sulfate und Glycin, die resorbierbar sind.

Ätherisches Öl

  • 3-Caren, Caryophyllen, 1,8-Cineol, Citral, Geraniol, E-2Hexal, Z-3-Hexenol, β-Linalool, α-Terpineol, α-Terpinen-7-al u a.

Himbeerfrüchte

Flavonoide

  • Apigenin, Chrysin, Kaempferol, Naringenin, Quercetin, Rutin und Derivate
  • Anthocyane wie Cyanidin, Pelargonidin und Derivate

Phenolcarbonsäuren

  • z. B. p-Cumar- und Kaffeesäure

Gerbstoffe

  • Ellagitannine wie Sanguiin H-6 und Lambertianin C

Mineralstoffe und Spurenelemente

  • Calcium, Eisen, Kalium, Kupfer, Magnesium, Mangan, Molybdän, Natrium, Zink, Phosphor, Stickstoff
    Spuren von Cadmium, Chrom, Kobalt, Nickel

Polysaccharide

Die Zusammensetzung der Pflanzenstoffe kann sich je nach Standort, Klima und Zeitpunkt der Ernte der Arzneidroge sowie dem Auszugsmittel und der Darreichungsform unterscheiden. Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.

Mögliche pharmakologische Wirkungen

  • adstringierend
  • antiinflammatorisch
  • antioxidativ
  • präbiotisch
  • antimikrobiell
  • zytotoxisch

Geschichte & Mythologie

Quellen