Wissenschaftlicher Name: Hordeum vulgare
Pharmazeutischer Name: Hordei herba
Synonyme: Wern
Familie: Poaceae (Süßgräser)
Das Saatgut der ursprünglich von der arabischen Halbinsel stammenden Gerste, benötigt Dunkelheit, um zu keimen. Das Gras kann höher als einen Meter wachsen und verfügt über einen aufrechten Halm, an dem wechselständig Laubblätter zweizeilig ansetzen. Ihre Blattspreite ist bis zu knapp einem halben Meter lang und bis zu gut einem Zentimeter breit. Dabei umschließt die Blattscheide den Halm. Am Ansatz der Blattscheide befinden sich zwei Blattöhrchen von bis zu zwei Millimeter Länge.
Der ährenförmige Blütenstand der Gerste kann zwölf Zentimeter lang und bis zu zwei Zentimeter breit werden. Charakteristisch sind die langen Grannen an den Deckspelzen der Ährchen. Die einzelnen Ährchen stehen in Reihen, sind ungestielt und haben meist eine Blüte, die von mehreren Hüllspelzen umgeben sind. Die Blüte steht in der Achsel der Deckspelze, die von den Hüllspelzen bedeckt ist und von deren Spitze die Granne abzweigt. Man unterscheidet zwei- und mehrzeilige Gerstenformen, wobei sich bei der zweizeiligen Gerste (Sommergerste) ein Korn pro Ansatzstelle entwickelt, während es bei der mehrzeiligen Gerste drei sind. Letztere bezeichnet man auch als Wintergerste, weil sie im Herbst ausgesät wird.
Medizinisch wird das Gerstengras genutzt. Hierfür werden die Laubblätter der Gerste gefriergetrocknet und pulverisiert. Ebenso können die gekeimten Samen verwendet werden.
Der Name wurde schon im Mittelhochdeutsch verwendet und hat vermutlich seinen Ursprung im althochdeutschen "gersta", das vom Germanischen "gerstu" übernommen wurde. Der wissenschaftliche Name "hordeum" ist lateinisch und stammt von "horrere" für "borstig sein", womit Bezug auf die langen Grannen oder Borsten der Gerste genommen wird. Auch der Zusatz "vulgare" ist lateinisch und bedeutet "gebräuchlich".
Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.
Tropismus: Herz, Magen, Milz, Darm, Leber
Gerstengras kühlt Hitze vor allem im Yangming und eliminiert Nässe. Ihre Betaglucane binden im Darm Gallensäuren, so dass die Nahrungsfette schlechter emulgiert und resorbiert werden, die dem enterohepatischen Kreislauf entzogenen Gallensäuren durch die Leber aber auch ersetzt werden müssen. Hierfür wandelt sie Cholesterin um. So kann Gerstengras nicht nur die Blutfettwerte senken, sie kann auch die Resorption von Zuckern aus der Nahrung verzögern und postprandiale Blutzuckerspitzen vermeiden helfen. Hiervon können auch Patient:innen mit einer starken Insulinausschüttung im Anschluss an die Nahrungsaufnahme profitieren. Da ihre Blutzuckerspiegel langsamer ansteigen, setzen sie unter Umständen weniger Insulin frei und vermeiden so einen starken Abfall des Blutzuckers kurze Zeit nach einer Mahlzeit. Zusätzlich wirken die Pflanzenstoffe der Gerste antiinflammatorisch auf die Schleimhaut im Gastrointestinaltrakt und kühlen auf diese Weise Hitze. Diese Wirkung kann man auch schmecken, denn Gerstengras ist bitter.
Trotz des bitteren Geschmacks ist es ein Tonikum, denn Gerstengras liefert Polysaccharide, Fette und Proteine sowie Mineralstoffe. Es tonisiert Qi und Blut. Daher kann Gerstengras bei Haarausfall, brüchigen Nägeln und Sehstörungen ebenso zum Einsatz kommen wie bei Erschöpfungen und körperlicher Leistungsminderung. Dabei fördert Gerstengras die Verdauung und führt mild ab. Über seinen positiven Einfluss auf die Yangming-Schicht hinaus, harmonisiert es die Achse von Holz und Erde.
Nässe trocknendes Kraut (feuchte Hitze)
Ausführlich werden die Kategorien unter Kategorien & Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die wir der jeweiligen Kategorie zugeordnet haben.
Wir setzten Heilpflanzen in der Regel nicht als Einzeldroge, sondern gemeinsam mit anderen Heilpflanzen ein; wie wir sie kombinieren, ist im Abschnitt “Rezepturenlehre” erläutert. Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt.
Bisher fehlen Erkenntnisse und Daten zur Sicherheit der Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern. Die Anwendung wird daher nicht empfohlen.
Gerstengras ist als Nahrungsergänzungsmittel im Handel. Daher sind keine Kontraindikationen definiert. Dennoch sollte man auf Gerstengras in folgenden Situationen verzichten:
Im Falle einer geplanten gemeinsamen Anwendung zusammen mit Arzneistoffen sollten Nutzen und Risiken gemeinsam mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt abgewogen werden.
Die Zusammensetzung der Pflanzenstoffe kann sich je nach Standort, Klima und Zeitpunkt der Ernte der Arzneidroge sowie dem Auszugsmittel und der Darreichungsform unterscheiden. Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.
Die Gerste gehört zu den ältesten Getreidearten, die schon vor etwa 15.000 Jahren auf der arabischen Halbinsel angebaut wurde. Seit der Jungsteinzeit, also seit ca. 8.000 Jahren wird die Gerste auch in Mitteleuropa angebaut. Während die Sommergerste für das Brauen von Bier verwendet wird, wird die Wintergerste auch als Tierfutter genutzt.
Die von uns bei der Erstellung der Inhalte für diese Webseite verwendeten Fachbücher sind im Literaturverzeichnis einsehbar. Darüber hinaus basieren die Inhalte zu dieser Pflanze auf folgenden Quellen:
> Zeng Y, Pu X, Yang J et al. Preventive and Therapeutic Role of Functional Ingredients of Barley Grass for Chronic Diseases in Human Beings. Oxid Med Cell Longev. 2018 Apr 4;2018:3232080.
> Zeng YW, Du J, Yang XM et al. Identification of quantitative trait loci for mineral elements in grains and grass powder of barley. Genet Mol Res. 2016 Dec 2;15(4).
> Chmielewska K, Rodziewicz P, Swarcewicz B et al. Analysis of Drought-Induced Proteomic and Metabolomic Changes in Barley (Hordeum vulgare L.) Leaves and Roots Unravels Some Aspects of Biochemical Mechanisms Involved in Drought Tolerance. Front Plant Sci. 2016 Jul 26;7:1108.