Eibisch

Wissenschaftlicher Name: Althaea officinalis
Pharmazeutischer Name: Althaeae radix, Althaeae folium
Synonyme: Adewurzel, Arznei-Eibisch, Driantenwurzel, Echter Eibisch, Flusskraut, Heilwurz, Schleimwurzel, Weiße Malve oder Pappel, Weißwurzel
Familie: Malvaceae (Malvengewächse)

Heimat & Botanik

Der in Süd- und Südosteuropa bis Zentralasien beheimatete Eibisch wächst aufrecht und wird bis zu eineinhalb Meter hoch. Der kräftige Stängel, der wenig verzweigt ist, treibt aus einem kurzen Rhizom, an dem lange Wurzeln wachsen alljährlich aus. Alle seine oberirdischen Pflanzenteile sind behaart. Die drei- bis fünf Zentimeter langen und zwei bis vier Zentimeter breiten Laubblätter bilden sich wechselständig am Stängel und verfügen über einen Blattstiel, der bei den oberen Blätter kürzer ist als bei den unteren. Die Form der Blattbasis ist recht vielgestaltig und reicht von kreis- bis ei- oder nierenförmig bis hin zu herzförmig. Sie können nahezu ungeteilt sein oder drei- bis fünflappig, wobei die Blattspreite bzw. ihre Lappen spitz zulaufen können. Der Rand kann unregelmäßig gezähnt sein.

Der Eibisch blüht von Juni bis August, wobei sich die radiärsymmetrischen, hellrosa bis blass purpurfarbenen Blüten aus den Blattachseln entwickeln oder endständig in Rispen stehen. Sie verfügen über ca. acht oder neun kleine, lineal- oder lanzettförmige Außenkelchblätter sowie je fünf Kelch- und verkehrt eiförmigen Kronblätter. Aus ihrer Mitte ragen zahlreiche Staubblätter. Im Herbst reifen die flachen, diskusförmigen, gerippten Spaltfrüchte.

Der deutsche Name Eibisch hat seinen Ursprung im mittelhochdeutschen Wort ībesch,  ĩbeschenwurz bzw. ybisch. Althaea stammt dagegen vom griechischen Wort "altheeis" für "heilkräftig" ab. Das Zusatz "officinalis" bezieht sich auf den Verkaufsraum von Apotheken, die "Offizin", wo der Eibisch erhältlich ist.

Eigenschaften & Geschmack

Eigenschaften

  • neutral-kühl

Geschmack

  • süß
  • leicht bitter

Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.

Wirkungen & Indikationen in der chinesischen Medizin

Tropismus: Magen, Lunge, Dickdarm

Tonikum

Yin-Tonikum

  • Tonisiert Lungen-Yin, befeuchtet: Rekonvaleszenz, Entzündungen im Respirationstraktes mit Trockenheit, Unproduktiver Reizhusten
  • Tonisiert Magen-Yin, befeuchtet: chron. atrophische Gastritis mit Zungenbrennen

Abführendes Kraut

Mild abführendes und den Darm befeuchtendes Kraut

  • Befeuchtet den Dickdarm
  • Jin Ye aufbauend

Schleim ausleitend und Husten stoppendes Kraut

Erweichend, zähen Schleim flüssiger machend

  • Trockenheit der Schleimhäute auch bei Chemotherapie 

Ausführlich werden die Kategorien unter Kategorien & Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die wir der jeweiligen Kategorie zugeordnet haben.

Anwendung

Kaltmazerat

  • 1- 2 Teelöffel (ca. 0,5-3 g) pro Tasse mit kaltem Wasser übergießen, 1-2 Stunden ziehen lassen und anschließend kurz aufkochen
  • 3 x täglich 1 Tasse
  • Tagesdosis
    • Kinder ab 3 Jahre: 3-4,5 Eibischwurzel (1 TL = ca. 3 g)
    • Jugendliche und Erwachsene: 10 g Eibischwurzel bzw. 5 g Eibischblätter (1 TL = ca. 1,4 g)

Trockenextrakte, Tabletten aus Pflanzenpulver und Säfte

  • Dosierung nach Herstellerangaben

Wir setzten Heilpflanzen in der Regel nicht als Einzeldroge, sondern gemeinsam mit anderen Heilpflanzen ein; wie wir sie kombinieren, ist im Abschnitt “Rezepturenlehre” erläutert. Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt. 

Nebenwirkungen

Nicht bekannt.

Vorsicht

Bisher fehlen Erkenntnisse und Daten zur Sicherheit der Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern unter 3 Jahren. Die Anwendung wird daher nicht empfohlen.

Kontraindikationen

  • Behandlung von Magenbeschwerden bei Kindern.

Mögliche Wechselwirkungen mit Arzneistoffen

Eibisch sollte eine Stunde vor der Einnahme von Medikamenten oder zwei Stunden danach zur Anwendung kommen, da seine Schleimstoffe die Aufnahme von Arzneistoffen hemmen können. Im Falle einer geplanten gemeinsamen Anwendung zusammen mit Arzneistoffen sollten Nutzen und Risiken gemeinsam mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt abgewogen werden.

Pflanzenstoffe

Wurzel

Schleimstoffe und andere Kohlenhydrate

  • Mukopolysaccharide aus Galacturonsäure (Rhamnoglakturonan)und Glucuronsäure (α-Glucan)
  • z. B. Galaktose, Glucose, Rhamnose, Xylose, Stärke

Flavonoide

  • z. B. Hypolaetin-, Isoquercitin-, Isoscutellareinderviate, Kaempferol, Quercetin

Phenolcarbonsäuren

  • z. B. p-Cumarsäure, Chlorogen-, Ferula-, Kaffee- und Syringinsäure

Cumarine

  • u. a. Scopoletin

Gerbstoffe

  • Tannine

Sterole

Aminosäuren & Pektine

  • u. a. Asparagin, Betain, Lecithin

Mineralstoffe

  • u. a. Calciumoxalat

Blätter und Blüten

Schleimstoffe 6-10 %

  • u. a. Arabinogalactane, Glucane, Glucuronoxylane und Rhamnogalakturonane

Flavonoide

  • u. a. Hypolaetin-, Luteolin-Derivate, Kaempferol, Quercetin, Tilirosid

Cumarine

  • Scopoletin

Phenolcarbonsäuren

  • p-Cumarsäure, Kaffee-, Syringin- und Vanilinsäure

Sterole

  • Sitosterol, Stigmasterol

Mineralstoffe und Spurenelemente

  • Calcium, Eisen, Zink, Jod, Phospor

Vitamine

  • B-Vitamine, Vitamin C, Caroten

Die Zusammensetzung der Pflanzenstoffe kann sich je nach Standort, Klima und Zeitpunkt der Ernte der Arzneidroge sowie dem Auszugsmittel und der Darreichungsform unterscheiden. Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.

Mögliche pharmakologische Wirkungen

  • antiinflammatorisch
  • mukolytisch
  • antitussiv
  • bronchodilatativ
  • Schleimhaut befeuchtend
  • reizlindernd
  • gastroprotektiv
  • wundheilungsfördernd
  • antioxidativ
  • antimikrobiell
  • neuroprotektiv
  • antidiabetisch
  • immunmodulierend
  • gerinnungshemmend

Geschichte & Mythologie

Plinius pries den Eibisch als “Wurzel, die Husten in fünf Tagen heilt”. Auch im Mittelalter wurde die Heilpflanze in Klostergärten angebaut und zur Behandlung von Husten eingesetzt.

Quellen

Die von uns bei der Erstellung der Inhalte für diese Webseite verwendeten Fachbücher sind im Literaturverzeichnis einsehbar. Darüber hinaus basieren die Inhalte zu dieser Pflanze auf folgenden Quellen:

> Bhivsane PS, Parhad MB, Sanap GS. A review on pharmacological and phytochemical profile of marshmallow (Althaea officinalis). Journal of Pharmacognosy and Phytochemistry 2025; 14(1): 01-08. 
> Mohsenikia M, Rafiee S, Rozei LS et al. Althaea officinalis improves wound healing in rats: a stereological study. Drug Discov Ther. 2020 Nov 4;14(5):239-242.
> Bonaterra GA, Bronischewski K, Hunold P et al. Anti-inflammatory and Anti-oxidative Effects of Phytohustil() and Root Extract of Althaea officinalis L. on Macrophages in vitro. Front Pharmacol. 2020 Mar 17;11:290. 
> Bonaterra GA, Schmitt J, Schneider K et al. Phytohustil() and root extract of Althaea officinalis L. exert anti-inflammatory and anti-oxidative properties and improve the migratory capacity of endothelial cells in vitro. Front Pharmacol. 2022 Dec 8;13:948248.  
> Zaghlool SS, Abo-Seif AA, Rabeh MA et al. Gastro-Protective and Anti-Oxidant Potential of Althaea officinalis and Solanum nigrum on Pyloric Ligation/Indomethacin-Induced Ulceration in Rats. Antioxidants (Basel). 2019 
> Haghgoo R, Mehran M, Afshari E et al. Antibacterial Effects of Different Concentrations of Althaea officinalis Root Extract versus 0.2% Chlorhexidine and Penicillin on Streptococcus mutans and Lactobacillus (In vitro). J Int Soc Prev Community Dent. 2017 Jul-Aug;7(4):180-185. 
> HPMC Monographie der europäischen Arzneimittelbehörde (EMA)
> Gudej J. Flavonoids, Phenolic Acids and Coumarins from the Roots of Althaea officinalis. Planta Med. 1991 Jun;57(3):284-5.