Arnika

Wissenschaftlicher Name: Arnica montana
Pharmazeutischer Name: Arnicae flos
Synonyme: Bergwohlverleih, Engelkraut, Fallkraut, Gemsblume, Kraftkraut, Wolfsblume, Wundkraut
Familie: Asteraceae (Korbblütler)

Heimat & Botanik

Arnika blüht auf den Wiesen in den Bergen, daher auch ihr Name Arnica montana. Die Pflanze steht unter Naturschutz, denn ihr Bestand ist durch Wildsammlungen bedroht. Sie bildet eine grundständige Blattrosette bestehend aus vier bis sechs ei- bis lanzettförmigen, glattrandigen Laubblättern, die am Boden liegen. Aus der Mitte dieser Rosette wächst ein behaarter Blütenstängel mit wenigen kreuzständig angeordneten Blättern zwanzig bis sechzig Zentimeter in die Höhe. 

Die Arnika blüht zwischen Mai und August, wobei die Blütenkörbe am oberen Ende des Stängels stehen und einen Durchmesser von etwa fünf bis acht Zentimeter haben. Sie bestehen aus einem Kranz von zwölf bis zwanzig gelben bis orangegelben Zungenblüten und den mittigen etwa 100 gelben Röhrenblüten. Ihr Korbboden ist behaart. 

Im Herbst reifen die nussähnlichen braunen Früchte, die sogenannten Achänen. Sie sind ebenfalls stark behaart und bilden einen Pappus. So werden die Samen mit dem Wind verteilt. Wie die Arnika zu ihrem Namen kam, ist nicht geklärt. Vermutlich stammt er aus dem Arabischen. 

Eigenschaften & Geschmack

Eigenschaften

  • warm
  • trocken

Geschmack

  • leicht bitter
  • leicht scharf
  • aromatisch

Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.

Wirkungen & Indikationen in der chinesischen Medizin

Tropismus: Leber, Herz

Arnikablüten schmecken aromatisch-scharf sowie leicht bitter. Dieser Geschmack korreliert mit ihren bewegenden Eigenschaften. Die Blüten bewegen Blut und lösen Blutstase, außerdem beseitigen sie Schleim aus der Leitbahn. Zu den bewegenden Pflanzenstoffen der Arnika gehören Flavonoide, Cumarine und das ätherische Öl. Schlüsselsymptome für die Indikation von Arnika sind eine bläulich-livide Lippe und Zunge mit gestauten Unterzungenvenen sowie ein bläulicher Gesichtsteint und kalte Füße. In Deutschland darf Arnika allerdings nur in homöopathischer Verdünnung oder als spagyrische Essenz innerlich angewendet werden. Äußerlich kommt Arnika meist bei stumpfen Verletzungen und Schmerzen im Bewegungsapparat zum Einsatz. Die Pflanze entfaltet ihre Wirkung vor allem in den Yin-Organen von Holz und Feuer.

Schleim außerhalb der Lunge behandelndes Kraut

Schleim in den Leitbahnen transformierendes Kraut

innerlich als homöopathische Zubereitung oder spagyrische Essenz - äußerlich verdünnt auf die unverletzte Haut

  • Entzündungen nach Insektenstich, Lymphödeme, Arthritis, Muskel-, Rückenschmerzen, rheumatische Arthritis, Schwellungen

Blut bewegendes und Stase auflösendes Kraut

innerlich als homöopathische Zubereitung oder spagyrische Essenz - äußerlich verdünnt auf die unverletzte Haut

  • Traumata wie Prellungen, Blutergüsse, Hämatome, Distorsionen, Verstauchung, Quetschungen oder Ödeme nach einer Fraktur
  • rheumatische Arthritis, Muskelschmerzen, Myalgien, Muskelkater

Homöopathisch oder spagyrisch
Schlüsselsymptome: bläuliche Lippen, bläuliches Gesicht, gestaute Unterzungenvenen, Kältegefühl, kalte Füße

  • Hemiplegie nach Apoplex, Herzinfarkt, Ischämie, Angina pectoris, periphere arterielle Verschlusskrankheit, Claudicatio intermittens

Kraut für äußerliche Anwendungen

  • Traumata wie Prellungen, Blutergüsse, Hämatome, Distorsionen, Verstauchung, Quetschungen oder Ödeme nach einer Fraktur, Entzündungen nach Insektenstich, Lymphödeme, rheumatische Arthritis, Muskelschmerzen, Rückenschmerzen, Schwellungen
  • Spülungen mit verdünnter Tinktur bei Zahnfleischentzündungen, Stomatitis, Aphthen

Ausführlich werden die Kategorien unter Kategorien & Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die wir der jeweiligen Kategorie zugeordnet haben.

Anwendung

Innerlich

In Deutschland ist die innerliche Anwendung nur in homöopathischer Verdünnung (ab D4) oder als spagyische Essenz erlaubt, da die Einnahme mit schweren Nebenwirkungen bis hin zu Herzrhythmusstörungen einher gehen kann. 

Dosierung

  • homoöopathische Zubereitung
    • Globuli: z. B. 3 x 5 Globuli pro Tag unter der Zunge zergehen lassen oder in Wasser aufgelöst über den Tag verteilt trinken
    • Tinktur: 3 x 5 Tropfen pro Tag
  • spagyrische Essenz: sofern vom Hersteller nicht anders angegeben 3 x 3 Sprühstöße

Äußerlich

Nur auf unverletzter Haut!

  • Wickel, Umschläge, Auflagen oder Einreibungen mit der nach Herstellerangaben verdünnten Tinktur, einem Arnikaöl oder einem aus 2 g Blüten auf 100 ml kochendem Wasser hergestellten Tee.
  • Mundspülungen mit der mindestens 10fach verdünnten Tinktur 

Wir setzten Heilpflanzen in der Regel nicht als Einzeldroge, sondern gemeinsam mit anderen Heilpflanzen ein; wie wir sie kombinieren, ist im Abschnitt “Rezepturenlehre” erläutert. Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt. 

Nebenwirkungen

Innerlich

  • Tachykardie, Schwindel, Schleimhautschäden, Magen-Darm-Krämpfe

Äußerlich

  • Hautreakionen bei Allergie gegen Korblüter (Kontaktallergie)
  • bei längerer Anwendung
    • ödematöse Dermatitis mit Bildung von Bläschen
    • Ekzeme

Vorsicht

Bisher fehlen Erkenntnisse und Daten zur Sicherheit der Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern und Jugendlichen unter 12 Jahren. 

Kontraindikationen

  • Anwendung auf verletzter Haut
  • bekannte Allergien gegen Korbblüter

Mögliche Wechselwirkungen mit Arzneistoffen

Im Falle einer geplanten gemeinsamen Anwendung zusammen mit Arzneistoffen sollten Nutzen und Risiken gemeinsam mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt abgewogen werden.

Pflanzenstoffe

Sesquiterpenlactone 0,4 %

  • Helenalin- & Dihydrohelenalin-Ester mit niederen Fettsäuren wie Croton-, Engels-, Essig-, Methacryl, Isobutter-, Methabutter-, Tiglinsäure

Flavonoide 0,4-0,6 %

  • Flavone und Flavonole
  • Quercetin, Isoquercitrin, Luteolin, Astragalin u. a. 

Ätherisches Öl

butterartige Konsistenz durch 40-50 % Fettsäuren

  • Thymolester und -ether
  • Mono- u. Sesquiterpene (α-Phellandren, Myrcen, Humulen u. a.)

Phenolcarbonsäuren

  • Hydroxyzimtsäurederivate z. B. China-, Chlorogen-Caffeoyl-, Feruloyl-, Sinapoyl-, Methoxyoxaloyl-, Fumarylsäure u. a.
  • Kaffeesäurederivate

Hydroxycumarine

  • Umbelliferon, Scopoletin

Polyine

Polyacetylene

Diterpene

Triterpenalkohole

  • Faradiol, Arnidiol, Maniladiol, Calenduladiol u.a.

Carotinoide

  • Lutein u.a.

Pyrrolizidinalkaloide (Spuren)

Die Zusammensetzung der Pflanzenstoffe kann sich je nach Standort, Klima und Zeitpunkt der Ernte der Arzneidroge sowie dem Auszugsmittel und der Darreichungsform unterscheiden. Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.

Mögliche pharmakologische Wirkungen

  • antimikrobiell: antibakteriell, antimykotisch
  • antioxidativ
  • antiinflammatorisch
  • analgetisch
  • hyperämisierend
  • hemmt Thrombozytenaggregation

Geschichte & Mythologie

Bei den Germanen hatte die der Göttin Freya geweihte Arnika einst wichtige Schutzfunktionen. So räucherte man mit Arnika oder legte sie in der Hoffnung unter das Dach, dass der Blitz nicht einschlägt - hieran erinnert ihr Name "Donnerwurz". Weiterhin sollte sie vor Hexen und vor dem bösen Wolf schützen, weshalb man sie "Wolfsbanner" oder "Wolfstod" nannte. Eine wichtige Aufgabe hatten zudem die Blüten, die am Tag der Sonnenwende bzw. am Johannistag  (24. Juni) gesammelt wurden. Sie sollten sicherstellen, dass Dämonen das Getreide nicht vernichten. Die Bauern steckten deshalb Arnikasträuße vor dem Johannistag an die Ecken ihrer Getreidefelder. Heute weiß man, dass die Arnikafliege (Trypeta arnica), eine Frucht- oder Bohrfliege, vorzugsweise zwischen deren Röhrenblüten ihre Eier ablegt. Die Larven der Fliege sind gesundheitschädlich. 

Die Arnika hatte nicht nur Zauberkräfte, sie gehörte auch zu den Marienpflanzen, die bei der Kräuterweihe an Maria Himmelfahrt (15. August) in einen Strauß gebunden wurde. Medizinisch wurde die Arnika früher in der Geburtshilfe genutzt, woran heute noch der Name „Mutterkraut“ erinnert. In der Antike wurde die Pflanze noch nicht medizinisch genutzt. Sie taucht erst ab dem 16. Jahrhundert in alten Kräuterbüchern auf.

Quellen