Rhabarber

Wissenschaftlicher Namen:  Rheum palmatum, Rheum officinale
Pharmazeutischer Name:  Rhei rhiz.
Synonyme:  Offizinalrhabarber, Medizinal-Rhabarber, Arznei-Rhabarber, Handlappiger Rhabarber, Handförmiger Rhabarber, Zier-Rhabarber, Chinesischer Rhabarber, Kanton-Rhabarber
Familie: Polygonaceae (Knöterichgewächs)

Heimat & Botanik

Die Heimat des Medizinalrhababers ist China. Da er aber seit dem 17 Jahrhundert in den Apotheken geführt wird, ist er Teil in unserem Pflanzenrepertoire.

Es gibt zwei Rhabarberarten, die als Rhei radix gehandelt werden: Der Chinesische Rhabarber, Rheum officinale und der gefingerte Rhabarber Rheum palmatum. Sie unterscheiden sich in der Blattform und etwas in der Blüte. Der Chinesische Rhabarber kommt aus den Hochgebirgen Südchinas und Myanmar, der gefingerte Rhabarber aus den nördlichen Gebirgen Chinas. 

Rheum Palmatum hat große bis 90 cm breite Blätter, die handförmig gelappt sind, sie sind oberseits rau, die Blattstiele sind fast rund. Die ganze Pflanze kann eine Größe von bis zu 3 Metern erreichen. Die Blütenrispen ragen weit über das Blattwerk heraus und tragen zahlreiche kleine rosa Blüten. Die Samen sind braun und eingepackt in Valven (eingetrockneten Perigonblättchen).

Der Chinesische, offizinelle Rhabarber wird auch 3 Meter hoch, seine Blätter sind eher rundlich oder nierenförmig und gewellt, Die Blüterispe ragt auch über die Blätter weit hinaus. Die einzelnen Blütchen sind eher weiß-grünlich. Beide Arten blühen in China von Mai bis Juni.

Gesammelt wird die Wurzel, deren Nebenwurzeln und die Wurzelrinde entfernt werden. 

Eigenschaften & Geschmack

Eigenschaften

  • kühl-kalt

Geschmack

  • Bitter
  • Adstringierend
  • Schwach würzig

Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.

Wirkungen & Indikationen in der chinesischen Medizin

Tropismus: Dickdarm, Magen, Milz, Gallenblase, Leber, Herz

Die relativ gut bekannte Wirkung des Rhababers ist das starke Abführen, welches durch die enthaltene Anthrachinone bewirkt wird. Er kann in niedrigen Dosierungen aber auch stopfend wirken. Dafür werden Gerbstoffe und Pektine verantwortlich gemacht, die auch im Rhabarber enthalten sind. Dieses Phänomen der gegensätzlichen Wirkung kommt häufiger vor, als gemeinhin angenommen wird und zeigt auf, wie komplex Heilpflanzen wirken.

Hitze kühlendes Kraut

Nässe trocknendes Kraut  (feucht Hitze): niedrigere Dosis: 20-30g auf 200g Teemsichung

  • Übelkeit, Blähungen, Appetitlosigkeit,  Mundgeruch
  • geschwollene Flanken, Bauch geschwollen
  • Gallenblasen- und Pankreasentzündungen, Glb-Steine, Ikterus, heller und ungeformter Stuhl
  • (Hypertonie)
  • Durchfall aufgrund von Hitze, Gastroenteritis

Blut kühlendes Kraut (mittlere Dosis: 30g auf 200g Teemischung)

  • Fieber, Fieberbläschen, Durst
  • Gastritis, Ulcus, Heißhunger
  • hitzige Hauterkrankungen mit Röte, Entzündungen den Mund-und Rachenraumes
  • Hämorrhoiden
  • Hitze-Blutungen

Abführendes Kraut

Stark abführendes Kraut (hohe Dosis: 40 -60 -80g auf 200g Teemischung)

  • Antrachinonderivate leiten Wasser wird aus der Darmschleimhaut ins Lumen, so wird der Stuhl weich
  • atonische oder trockene Verstopfung, träge Verdauung
  • Würmer, harter Bauch

Ausführlich werden die Kategorien unter Kategorien & Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die wir der jeweiligen Kategorie zugeordnet haben. 

Anwendung

Infus

  • 1 - 2 g Wurzelpulver oder Wurzel pro Tasse (maximal 30 mg Hydroxyanthracenderivate)
  • 5 Minuten ziehen lassen
  • abends vor dem Schlafen gehen 1 Tasse
  • Anwendung 2- 3 x pro Woche

Wir setzten Heilpflanzen in der Regel nicht als Einzeldroge, sondern gemeinsam mit anderen Heilpflanzen ein; wie wir sie kombinieren, ist im Abschnitt “Rezepturenlehre” erläutert. Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt. 

Nebenwirkungen

  • gelbe oder rote Verfärbung des Stuhls
  • Magen-Darm-Krämpfe
  • Störungen des Wasser- und Elektrolythaushalts mit Kaliumverlusten
  • Hämaturie
  • Albuminurie
  • reversible Pigmentveränderungen der Darmschleimhaut 

Kontraindikationen

  • Daueranwendung bzw. Anwendung länger als 2 Wochen
  • Ileus
  • Appendizitis
  • chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
  • Bauchschmerzen unbekannter Ursache
  • Dehydrierung
  • Schwangerschaft, da Emodin und Aloe-Emodin genotoxisch sind
  • Stillzeit, da die aktiven Metaboliten wie Rhein in die Muttermilch übergehen
  • Kinder unter 12 Jahren

Mögliche Wechselwirkungen mit Arzneistoffen

Die durch Arzneistoffe, Süßholz oder andere pflanzliche Laxantien verursachten Kaliumverluste können sich gegenseitig verstärken. Im hinblick auf eine mögliche Hypokaliämie sollte eine gemeinsame Anwendung vermieden werden. Weiterhin kann Rhabarberwurzel aufgrund ihrer abführenden Wirkung die Aufnahme von Arzneistoffen beeinträchtigen. Im Falle einer geplanten gemeinsamen Anwendung zusammen mit Arzneistoffen sollten Nutzen und Risiken gemeinsam mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt abgewogen werden.

Pflanzenstoffe

Hydroxyanthracen-Derivate

  • darunter Anthrachinone wie Emodin

Gerbstoffe

  • u. a. Gallotanin, Procyanidine

Phenolcarbonsäuren

  • z. B. Chlorogen- und Kaffeesäure

Flavonoide

  • z. B. Rutin

Die Zusammensetzung der Pflanzenstoffe kann sich je nach Standort, Klima und Zeitpunkt der Ernte der Arzneidroge sowie dem Auszugsmittel und der Darreichungsform unterscheiden. Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.

Mögliche pharmakologische Wirkungen

  • laxierend
  • antiresorptiv
  • sekretagog

Geschichte & Mythologie

Quellen

Die von uns bei der Erstellung der Inhalte für diese Webseite verwendeten Fachbücher sind im Literaturverzeichnis einsehbar. Darüber hinaus basieren die Inhalte zu dieser Pflanze auf folgenden Quellen:

> Carstens Stiftung. Pflanzliche Abführmittel: Vollkommen unbedenklich?
> HPMC Monographie der europäischen Arzneimittelbehörde (EMA)