Sauerampfer

Wissenschaftlicher Name: Rumex acetosa
Pharmazeutischer Name: Rumex acetosae h.
Synonyme: Grindkraut
Familie: Polygonaceae (Knöterichgewächs)

Heimat & Botanik

Der Sauerampfer ist eine Halbrosettenstaude unsere Wiesen. Er wächst auch gerne in den Gärten, Feldern und Weiden, die mit Stickstoff überdüngt sind. Der Boden sollte tiefgründig, locker und etwas feucht sein. Phosphor mag der Sauerampfer nicht, allerdings toleriert er auch große Trockenheit, dann bleibt er einfach etwas kleiner. Normalerweise erreichen sein Blütenrispen eine Höhe von bis zu 100cm. Die Blätter sind grün, lappig, pfeilförmig und sitzen auf kurzen Stengeln in der Rosette. Der Sauerampfer entwickelt tiefe und starke Wurzeln, die im verletzten Zustand neue Pflanzen bilden können. Er ist zweihäusig, das heißt, es gibt männliche und weibliche Pflanzen. Die vielen kleine Blüten sind rosa, rot und im welkenden Zustand auch bräunlich. Sie bilden die typische Samen der Knöterichgewächse. Die Samen sind von drei getrockneteten Perigonblättchen umhüllt, die in diesem Zustand Valven genannt werden. Sie besitzen auch ein luftgefülltes Polster und helfen dem Samen zu fliegen, schwimmen und sich anzuheften. Außerdem sind die Samen sehr lange haltbar und überleben sogar in Gülle, was die Pflanzen in der konvertionellen Landwirtschaft zu einer echten Plage machen kann.

Eigenschaften & Geschmack

Eigenschaften

  • Kalt

Geschmack

  • Sanft
  • Adstringierend
  • Salzig
  • bei der fischen Pflanze ist er auch sauer

Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.

Wirkungen & Indikationen in der chinesischen Medizin

Tropismus: Leber, Blut, Dickdarm

Der Sauerampfer ist bei uns eher als Gemüse oder Salat bekannt. Er ist Teil der Frankfurter Grünen Soße und er erfreut sich in anderern Ländern einer großen Beliebtheit. Als typisches Frühjahresgemüse hilft er Winterschlacken zu entsorgen und den Stoffwechsel anzuregen. Wie auch der Rhabarber enthält er viel Oxalsäure und sollte nicht auf Dauer und in großen Mengen gegessen werden, da er sonst Nierensteine begünstigen kann. Als Frühjahreskur ist er aber sehr geeignet.

Als Teedroge kann er wunderbar viele hitzige Zustände wie Leber-Feuer, Toxische Hitze und andere behandeln. Da er auch sauer ist, bewahrt er gleichzeitig das Blut und reinigt es von Toxinen.

Hitze kühlendes Kraut

Feuer ableitendes Kraut

  • historisch: Pest
  • Kinderkrankheiten, Fieber, septische Fieber
  • hitzige, rote Hauterkrankungen

Nässe trocknendes Kraut (Feuchte Hitze)

  • serborrhoisches Ekzem
  • Borreliose, Drüsenschwellungen aller Art

Blut kühlendes Kraut

  • hämorrhagische Fieber, Ebola, Marburg Virus

Toxische Hitze ausleitendes Kraut

  • Tierbisse, infizierte Insektenstiche
  • bei Vergiftungen durch: Seidelbast, gefleckter Aronstab, Wolfsmilch

Hitze in der Leber kühlendes kraut

Leber-Feuer kühlendes Kraut

  • Trockenheit und Durst (auch als Salat!)
  • kühlt die Leber, Konjunktivitis

adstringierendes Kraut

Blut haltendes Kraut

  • Augenprobleme durch Leberblut-Mangel
  • Blässe und Blutarmut
  • Hauterkrankungen durch Bluttrockenheit

äußerliche Anwendungen

  • kühlend, entzündungshemmend, zerteilend, erweichend
  • Arthritis, Mastoiditis
  • Stiche, Bisse
  • Mumps, Kropf

Ausführlich werden die Kategorien unter Kategorien & Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die wir der jeweiligen Kategorie zugeordnet haben.

Anwendung

Infus

  • 1 Teelöffel pro Becher, 3 x tägl.

Wir setzten Heilpflanzen in der Regel nicht als Einzeldroge, sondern gemeinsam mit anderen Heilpflanzen ein; wie wir sie kombinieren, ist im Abschnitt “Rezepturenlehre” erläutert. Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt. 

Nebenwirkungen

  • Magenbeschwerden und Sodbrennen aufgrund des hohen Gehalts an Gerbstoffen und Oxalsäure
  • Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö und Kreislaufschwäche bei Kindern (s. Kontraindikationen)
  • Störung des Calciumstoffwechsels aufgrund des hohen Gehalts an Oxalsäure
  • Nierenschäden 

Vorsicht

Bisher fehlen Erkenntnisse und Daten zur Sicherheit der Anwendung in der Stillzeit sowie bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Die Anwendung wird daher nicht empfohlen.

Frischer Sauerampfer sollte aufgrund seines hohen Gehalts an Oxalsäure nur in Maßen konsumiert werden.

Kontraindikationen

  • Schwangerschaft wegen des Gehalts an Anthrachinonen und Oxalsäure
  • Kinder wegen des Gehalts an Oxalsäure
  • Hyperurikämie und Gicht
  • Steinleiden insbesondere Anfälligkeit für Oxalatsteine

Mögliche Wechselwirkungen mit Arzneistoffen

Kaliumverluste durch Süßholz, Laxantien und andere Arzneistoffe können sich durch eine gemeinsame Anwendung mit Sauerampfer wechselseitig verstärken. Eine gemeinsame Anwendung sollte daher vermieden werden. Im Falle einer geplanten gemeinsamen Anwendung zusammen mit anderen Arzneistoffen sollten Nutzen und Risiken gemeinsam mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt abgewogen werden.

Pflanzenstoffe

Anthrachinone

  • z. B. Charysophanol, Emodin, Physcion und deren Derivate

Gerbstoffe

  • Flavan-3-ole (Tannine): Catechin, Epicatechin, Epicatechingallat, Parameritannin, Procyanidine vom Typ A und B, Propelargonidine

Flavonoide

  • v.a. Kämpferol und Quercetin sowie deren Derivate

Phenolcarbonsäuren und andere Pflanzensäuren

  • u. a. p-Cumar-, p-Hydroxybenzoe-, Isovanillin-, Vanillinsöure
  • u. a. Ascorbin-, Oxalsäure

Stilbene

  • u. a. Resveratrol

Sterole

  • z. B. Daucosterol, β-Sitosterol

Phloroglucinderivate

  • z. B. Phloroglucinolglycoside

Mineralstoffe

Die Zusammensetzung der Pflanzenstoffe kann sich je nach Standort, Klima und Zeitpunkt der Ernte der Arzneidroge sowie dem Auszugsmittel und der Darreichungsform unterscheiden. Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.

Mögliche pharmakologische Wirkungen

  • laxierend
  • antidiarrhoisch
  • adstringierend
  • karminativ
  • diuretisch
  • immunstärkend
  • antibakteriell
  • antiviral
  • sekretolytisch
  • antioxidativ
  • antihypertensiv
  • gerinnungshemmend
  • tumorprotektiv

Geschichte & Mythologie