Wissenschaftlicher Name: Ruta graveolens
Pharmazeutischer Name: Rutae herba
Synonyme: Raute
Familie: Rutaceae (Rautengewächs)
Die Weinraute ist eine strauchförmige Pflanze, die im Durchschnitt einen halben Meter hoch wird. Sie hat blaugrüne zwei- bis dreifach fiederschnittige Blätter, deren einzelnen schmalen, länglichen, wächsernen Fiederblättchen in ihrer Form an einen abgerundeten Spatel erinnern.
Das Kraut blüht im Sommer mit gelben Blüten mit den löffelähnlichen Kronblättern an einem verzweigten Blütenstand. Sie haben einen hohen Gehalt an Furanocumarinen und sind daher phototoxisch.
Der Name "Raute" geht vermutlich auf das indogermanische Wort für “sauer” zurück, während sich "graveolens" auf den starken aromatischen Geruch bezieht. Er setzt sich aus "gravis" für stark und "olere" für riechen zusammen.
Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.
Tropismus: Leber, Shen, Milz, Lunge, Niere
Kälte, Wind und Nässe eliminierendes Kraut
Schleim in den Leitbahnen transformierende Kräuter
Kraut, das die Herzöffnungen von Schleim befreien
Nieren-Qi festigende Kräuter bei Polyurie und Enuresis
Ausführlich werden die Kategorien unter Kategorien & Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die wir der jeweiligen Kategorie zugeordnet haben.
Wir setzten Heilpflanzen in der Regel nicht als Einzeldroge, sondern gemeinsam mit anderen Heilpflanzen ein; wie wir sie kombinieren, ist im Abschnitt “Rezepturenlehre” erläutert. Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt.
Bei Überdosierung
Bisher fehlen Erkenntnisse und Daten zur Sicherheit der Anwendung in der Stillzeit sowie bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren.
Bei gemeinsamer Anwendung der Weinraute mit phototoxischen Arzneistoffen kann die Lichtempfindlichkeit verstärkt werden. Die Betroffenen müssen auf einen guten Sonnenschutz achten. Im Falle einer geplanten gemeinsamen Anwendung von Weinraute zusammen mit Arzneistoffen sollten Nutzen und Risiken gemeinsam mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt abgewogen werden.
Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.
Hippokrates schätze die Weinraute aufgrund ihrer wassertreibenden Wirkung, während Hildegard von Bingen sie als Mittel gegen Wechseljahresbeschwerden nutzte. Im Mittelalter war die Weinraute ein Bestandteil des Essigs der vier Räuber. Diese Mischung nahmen Plünderer während der Pestausbrüche zu sich, wenn sie die Häuser von Verstorbenen aufsuchten.
Mönche meinten sich mit Unterstützung der Weinraute besser an das Keuschheitsgebot halten zu können. Mancherorts gehörte die Weinraute in den Brautkranz als Zeichen für die Jungfräulichkeit der Braut.
Man setzte sie früher gegen Wurmerkrankungen und zum Abtreiben ein. Darüber hinaus war sie das Mittel der Wahl bei Schlangenbissen und Pilzvergiftungen. Mit ihrem Geruch versuchte man zudem Schlangen und Ratten fern zu halten.
> Blaschek W (Hrsg.). Wichtl – Teedrogen und Phytopharmaka. Stuttgart 2016
> Schilcher H. Leitfaden Phytotherapie. München 2016
> Ritter S. Arzneimittel-Interaktionen in der Phytotherapie. Bad Kötzting 2019
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