Tausendgüldenkraut

Wissenschaftlicher Name: Centaurium Erythraea
Pharmazeutischer Name: Centaurii h.
Synonyme: Fieberkraut, Bitterkraut, Erdgallenkraut, schopfiges Tausengüldenkraut
Familie: Gentianaceae (Enziangewächs)

Heimat & Botanik

Das Tausendgüldenkraut gehört zu der Familie der Enziangewächse.

Es wächst gerne auf nährstoffarmen, kalkfreien und feuchten bis halbtrockenen Wiese oder Waldrändern, die viel Wärme bekommen. Das echte Tausendgüldenkraut blüht nur ab 20 - 22 Grad Celsius und schließt die Blüten auch gleich wieder in der Dämmerung oder bei kühleren Temperaturen. Es braucht Wärme und Licht. Die Zeit der Blüte ist von Juli bis August. Die Blüten sind auffällig rosa-rot bis hell lila und haben einen Röhrenanteil, der im Verhältnis zur Blütenkrone relativ lang ist. Manche Enziane haben dieses Phänomen noch verstärkt. Die einzelnen Blüten sind zu mehreren in einer Art Dolde zusammengefasst. Der Name schopfiges Tausendgüldenkraut kommt daher. Sobald die Blüten geschlossen sind, ist die ganze Pflanze sehr unscheinbar und kaum zu sehen. Sie wird in der Regel 15 - 20cm groß, kann aber auch eine Höhe von 50cm erreichen. In unseren Breitengraden ist sie in der Regel zweijährig, das heißt, dass sie im Herbst nach der Keimung im Licht zu einer Rosette heranwächst, die den Winter überdauert.  Bei einer Keimung im Frühling kann die Pflanze innerhalb desselben Jahres zur Blüte gelangen und stirbt danach ab. Die Bestäubung findet über Insekten statt, später werden die vielen Samen durch Wind oder Regen verbreitet.

Eigenschaften & Geschmack

Eigenschaften

  • Neutral - kühl
  • trocken

Geschmack

  • sehr bitter
  • adstringierend

Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.

Wirkungen & Indikationen in der chinesischen Medizin

Tropismus: Magen, Milz, Leber, Gallenblase, Darm

Das Tausendgüldenkraut ist ein Pflanze, die durch ihre Bitterkeit stark absenkt. Das ist gut für den Magen, hilft bei Aufsteigendem Leber-Yang und leitet den Nahrungsbrei durch die Verdauungsorgane. Der stark ausgeprägte sensitive Habitus der Pflanze auf Licht und Wärme macht sie auch geeignet für Menschen, denen Ereignisse schnell auf den Magen schlagen oder deren Holz die Erde angreift. Auch Symptome, die durch Leber-Blut Mangel entstehen, werden von dem Tausendgüldenkraut gut behandelt, wenn die Bitterkeit vertragen wird.

Oberfläche öffnendes Kraut

Wei-Qi modulierendes Kraut

  • Abwehrschwäche, Viruserkrankungen
  • Allergien, vermehrt weiße Blutkörperchen

Hitze kühlendes Kraut

Feuer ableitendes Kraut

  • Übelkeit, und Erbrechen
  • Fieber
  • Mastitis
  • Bindehautentzündung, Augenerkrankungen
  • Dermatitis, blutreinigend, Ekzeme, Hautausschläge, Gicht, Hyperacidität
  • chronische Gastritis, saurer Reflux, Sodbrennen, Aufstoßen
  • Hämorrhoiden

Nässe trocknendes Kraut (feuchte Hitze)

  • leitet feuchte Hitze aus dem ME und UE aus
  • Herpes, Räude
  • schützt die Leber, Gelbsucht, Hepatitis, Brechdurchfall
  • harnsaure Diathese, Steine in Niere und Blase, Gries

Toxische Hitze ausleitendes Kraut

  • Abzesse, unreine Haut, Ekzeme

Hitze in der Leber kühlendes Kraut

Leber-Yang absenkendes Kraut

  • Bindehautentzündung, Augenerkrankungen, Glaucom
  • Reizbarkeit, Unruhe, nervöse Erschöpfung
  • Migräne, Kopfschmerzen, Apoplex, Epilepsie

Abführendes Kraut

Obstipation durchLeber-Qi Stagnation behandelndes Kraut

  • Verstopfung, Brechdurchfall

Qi bewegendes Kraut

Leber-Qi beahndelndes Kraut

  • Dysmenorrhoe, PMS, Amennorrhoe
  • cholagog, choleretisch, Blähungen, Meteorismus, abdominale Fülle, Flankenschmerz
  • treibt Plazenta aus

Mitte regulierendes Kraut – bitter und absenkend

  • Appetitlosigkeit, steigert die Magensaftsekretion, Anorexie
  • dyspeptische Beschwerden - besonders chronische, zur Unterstützung der Verdauungsfunktion, Völlegefühl, bewegt Nahrungmittelstagnation
  • geschwächte Sehkraft (Magenmeridian)
  • Mangel an Salzsäure im Alter, steigert Motilität des Magens, Blutarmut, Blässe, stärkt die Lebenskraft
  • Flüssigkeitsansammlungen, (Milzbedingte) Ödeme, kalte Hände und Füße, Diabetes

Ausführlich werden die Kategorien unter Kategorien & Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die wir der jeweiligen Kategorie zugeordnet haben.

Anwendung

Infus

  • 1 - 4 g pro Tasse (1 TL = ca. 1,8 g)
  • 10 - 15 Minuten abgedeckt ziehen lassen
  • 2 - 3 x täglich 1 Tasse
  • Tagesdosis 6 g

Pulver

  • 0,25 - 2 g bis zu 3 x täglich

Frischpflanzentinktur

  • 1 - 3 x täglich 3 - 5 Tropfen in Wasser
  • oder Dosierung nach Herstellerangaben

Tinktur aus getrockneten Pflanzenteilen

  • Dosierung nach Herstellerangaben
    z. B. 3 x täglich 1,5 - 5 g 

Extrakt

  • Dosierung nach Herstellerangaben

Wir setzten Heilpflanzen in der Regel nicht als Einzeldroge, sondern gemeinsam mit anderen Heilpflanzen ein; wie wir sie kombinieren, ist im Abschnitt “Rezepturenlehre” erläutert. Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt. 

Nebenwirkungen

Bei Überdosierung wurden Übelkeit und gastrointestinale Beschwerden beobachtet.

Vorsicht

Bisher fehlen Erkenntnisse und Daten zur Sicherheit der Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Die Anwendung wird daher nicht empfohlen.

Kontraindikationen

  • bekannte Unverträglichkeit
  • gastrointestinale Ulzerationen

Mögliche Wechselwirkungen mit Arzneistoffen

Im Falle einer geplanten gemeinsamen Anwendung zusammen mit Arzneistoffen sollten Nutzen und Risiken gemeinsam mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt abgewogen werden.

Pflanzenstoffe

Iridoide

  • Secoiridoide wie Centapikrin, Centaurosid, Desacetylcentapikrin, Gentioflavosid, Gentiopicrosid, Secologaninderivate, Swerosid, Swertiamarin

Xanthone

  • z. B. Decussatin, Dihydroxydimethoxyxanthon, Dihydroxytetramethoxyxanthon, Dimethyleustomin, Eustomin, Methylbelidifolin, Mangiferin,Monohydroxytrimetoxyxanthon, Trihydroxymonometoxyxanthon, Trihydroxydimetoxyxanthon

Flavonoide

  • z. B. Isorhamnetin, Kaempferol, Quercetin

Phenolcarbonsäuren

  • z. B. p-Cumar-, Ferula-, Protocatechu-, Sinapinsäure

ätherisches Öl

  • z. B. p-Cymen, Menthon, Naphthalen, Terpinen-4-ol, γ-Terpinen, Thymol, Toluen u. v. a.

Sonstige

  • Alkaloide, Isocumarine, Sterole, Terephthalsäureester und Triterpene

Die Zusammensetzung der Pflanzenstoffe kann sich je nach Standort, Klima und Zeitpunkt der Ernte der Arzneidroge sowie dem Auszugsmittel und der Darreichungsform unterscheiden. Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.

Mögliche pharmakologische Wirkungen

  • appetitanregend
  • Magensaftsekretion anregend
  • digestiv
  • gastroprotektiv
  • spasmolytisch
  • antipyretisch
  • antibakteriell
  • antioxidativ
  • antiinflammatorisch
  • analgetisch
  • hepatoprotektiv

Geschichte & Mythologie

Häufig wird der Name Centaurium lateinisch übersetzt, nämlich in Centum = Hundert und Aurum = Gold: Hundertguldenkraut. Es gibt aber auch eine ältere Begründung dieses Namens, der von Plinius dem Älteren aus dem Griechischen übersetzt wurde: Chairon ist der Zentaur, ein Wesen aus Mensch und Pferd, dem besondere Heilkräfte nachgesagt werden. Ihm hat das Tausendgüldenkraut bei einer Pfeilwunde geholfen. Centaurium soll daher abgeleitet sein. Erytraea ist griechisch erythraios und bedeutet rot oder rötlich. 

Quellen