Wissenschaftlicher Name: Aesculus hippocastanum
Pharmazeutischer Name: Hippocastani semen, Hippocastani cortex, Hippocastani folium
Synonyme: Foppkastanie, Kestebum, Pferdekastanie, Pferdekesten, Rosskesten, Saukastanie, Vexierkastanie
Familie: Sapindaceae (Seifenbaumgewächse)
Die ursprünglich auf der Balkanhalbinsel beheimateten Kastanien gehören zu den schnell wachsenden Bäumen, schon im ersten Jahr werden sie einen halben Meter hoch. Insgesamt wachsen Kastanienbäume 25 bis 30 Meter in die Höhe und werden 300 Jahre alt. Charakteristisch sind ihre fingerförmigen Blätter, die sich aus fünf bis sieben Blattfiedern zusammensetzen. Die Blätter sind verkehrt eiförmig, haben einen doppelt gesägten Rand und werden jeweils bis zu knapp zwanzig Zentimeter lang. Sind sie im Frühjahr noch kräftig grün, so werden sie bis zum Herbst immer dunkler.
Auch die Blüten der Rosskastanie sind sehr typisch: in kerzenförmigen, aufrechten Rispen, die spitz zulaufen, blühen sie von April bis Mai. Die Blüten sind weiß oder rosa und haben einen gelben Fleck, solange sie süßen Nektar bilden. Wurde die Blüte befruchtet, stellt sie die Nektarproduktion ein. Dabei färbt sich der Fleck rosa. Pro Blütenstand sollen Insekten an einem Kastanienbaum 42 Millionen Pollen finden.
Kaum ist die Kastanie verblüht, bilden sich schon die dicken, stacheligen Hüllen der Kapselfrüchte, in denen die Samen heranreifen - sie werden im Verlauf des Sommers daher immer dicker. Im September und Oktober öffnen sich diese Hüllen und heraus fallen meist eine, seltener zwei bis vier glänzend braune Kastanien mit durchschnittlich zwei bis vier Zentimeter Durchmesser - die Samen des Kastanienbaums.
Kastanien dienten einst als Pferdefutter, sie linderten auch den Husten von Rössern. So kam die Rosskastanie zu ihrem Namen. Auch der botanische Beinamen "hippocastanus" erinnert daran. "hippo" ist das Pferd und "castanon" heißt die Kastanie. Für das lateinische Wort "Aesculus" im botanischen Namen gibt es unterschiedliche Erklärungen. Er bezieht sich entweder auf "eine dem Jupiter heilige, auf Bergen wachsende Eichenart von hohem Wuchs und festem Holz" oder auf das lateinische Wort "edere" für essen.
Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.
Tropismus: Leber, Milz, Lunge
heißen Schleim zerteilendes Kraut
Schleim in den Leitbahnen transformierendes Kraut
Sinkendes Milz-Qi haltendes Kraut
Ausführlich werden die Kategorien unter Kategorien & Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die wir der jeweiligen Kategorie zugeordnet haben.
Der Gehalt der verschiedenen Extrakte an Triterpensaponinen bzw. Aescin hängt vom Auszugsverfahren ab, daher sind hier ggf. abweichende Dosierungen der Hersteller zu beachten.
Wir setzten Heilpflanzen in der Regel nicht als Einzeldroge, sondern gemeinsam mit anderen Heilpflanzen ein; wie wir sie kombinieren, ist im Abschnitt “Rezepturenlehre” erläutert. Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt.
Bei innerlicher Anwendung
Es wurden vereinzelt Fälle von Leberschäden bei hoher Dosierung beobachtet.
Bei äußerlicher Anwendung
Bisher fehlen Erkenntnisse und Daten zur Sicherheit der Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren.
Im Falle einer Thrombophlebitis, bei subkutanen Verhärtungen, starken Schmerzen oder Geschwüren, sowie bei plötzlichem Anschwellen der Beine oder bei Herz- bzw. Niereninsuffizienz sollten Nutzen und Risken der Anwendung gemeinsam mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt abgewogen werden.
Zutaten: 5-10 Kastanien und 1 l Wasser
Kastanien zerkleinern, in ein Glas füllen, mit heißem Wasser übergießen und mindestens zwei Stunden, besser über Nacht ziehen lassen. Je kleiner die Kastanienstücke sind, desto besser lösen sich die Saponine. Anschließend die milchige Flüssigkeit filtern. Mit diesem Auszug kann man die Wäsche ebenso waschen wie die Haare.
Das Waschmittel ist leider im Kühlschrank nur wenige Tage haltbar. Man kann es jedoch einfrieren oder im Herbst einen Vorrat an Kastanienstücken anlegen, die man trocknet und nach und nach bei Bedarf in heißem Wasser einweicht.
Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.
Rosskastanienknospe
Menschen, die immer wieder den gleichen Fehler machen, weil sie von ihren Erfahrungen nicht profitieren. Die Betroffenen haben daher immer wieder die gleichen Probleme. Sie sind in Gedanken ihrer Realität weit voraus, planen die Details des nächsten Projekts, ohne das Aktuelle richtig angefangen zu haben – Projekte werden schon uninteressant, wenn sie gedanklich gelöst sind. Es fallen unter Umständen auch Lernstörungen, Lernblockaden und Entwicklungsverzögerungen auf, wenn Chestnut Bud indiziert ist.
Die Blüte hilft aus den Erfahrungen im Leben zu lernen. Aus Sicht der chinesischen Medizin reguliert die Blüte die Wandlungsphase Holz.
Rote Kastanie
Menschen, die ausgeprägte Angst und Sorgen um Angehörige haben, sie leben das Leben der anderen und nicht das eigene Leben. Sie haben unter Umständen Angst vor schweren Erkrankungen, obwohl sie harmlose Beschwerden haben und können sich nicht abnabeln.
Die Blüte vermittelt Mut zur Abgrenzung und Selbstfindung. Aus Sicht der chinesischen Medizin reguliert die Blüte die Wandlungsphasen Erde.
Esskastanie
Menschen, die ihre Situation als unerträglich empfinden, keinen Ausweg mehr wissen und unter großer Verzweiflung leiden, profitieren von dieser Blüte.
Die Blüte vermittelt Zuversicht, dass ein Moment zum Handeln kommen wird und Kraft, die Situation durchzustehen. Aus Sicht der chinesischen Medizin reguliert die Blüte die Wandlungsphasen Wasser und Holz.
weiße Kastanie
Menschen mit kreisenden Gedanke und Sorgen, sie treten auf der Stelle, führen Selbstgespräche. Sie denken immerzu nach, knirschen mit den Zähnen, haben ein Spannungsgefühl und leiden unter Schlafstörungen.
Die Blüte hilft, die Gedanken zu lenken und zu ordnen, sowie gezielt zu nutzen. Aus Sicht der chinesischen Medizin reguliert die Blüte die Wandlungsphase Erde über das Holz.
Die Rosskastanie kam erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts aus ihrer griechischen Heimat nach Mitteleuropa. In Griechenland schätzt man den Baum als natürlichen Sonnenschutz. Ihre Samen entwickelten sich zu einem beliebten Tierfutter und prägten den Namen der Rosskastanie. Weiterhin nutzte man sie zur Herstellung von Kleister für Buchbinder und Tapezierer, weil dieser aufgrund der Bitterstoffe so bitter schmeckte, dass Maden und Insekten ihn nicht mochten. Heute werden Kastanien aufgrund ihres hohen Gehalts an Seifenstoffen, den Saponinen, als Alternative zu herkömmlichen Waschmitteln geschätzt.
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