Pflanzenname

Wissenschaftlicher Name: Paeonia officinalis, P. lactiflora, nur rote Pfingstrosenwurzel auch P. obovata, P. veichii
Pharmazeutischer Name: Paedoniae radix alba, Paeoniae radix rubra
Synonyme: Klatschrose, Päonie
Familie: Paeoniaceae (Pfingstrosengewächse)

Heimat & Botanik

Die Pfingstrose ist vor allem in den gemäßigten und subtropischen Klimazonen Eurasiens beheimatet. Sie verfügt über ein kräftiges Rhizom mit zahlreichen, verdickten Wurzeln, das es ihr ermöglicht zu überwintern. Der der sommergrüne Halbstrauch treibt daher jedes Jahr im Frühjahr neu aus. Die wechselständig angeordneten, dreizähligen Fiederblätter haben einen gezähnten oder gelappten Rand und sind leicht gerötet. Ende Mai oder Anfang Juni - ungefähr um Pfingsten - blüht die Pfingstrose. Die großen, endständigen Blüten verfügen über zwei bis neun Kelch- und vier bis dreizehn weiße oder rote Kronblättern mit einer Vielzahl an kurzen Staubblättern in ihrer Mitte. Später bildet sich ein Fruchtstand mit Balgfrüchten.

Ihr Name bezieht sich auf den Zeitpunkt des Öffnens ihrer Blüten. Der Arzt der griechischen Götter, Paeon oder Paian, soll die Pfingstrose vom Olymp als Geschenk erhalten haben. Mit der ihrer Wurzel soll er unter anderem eine Verletzung von Hades bzw. Pluton, dem Gott der Unterwelt, geheilt haben. Der botanische Name "Paeonia" erinnert an den legendären Arzt.

Eigenschaften & Geschmack

Eigenschaften

  • kühl
  • trocken

Geschmack der Wurzel

  • bitter-adstringierend
  • sauer (nur weiße Pfingstrosenwurzel)

Geschmack der Blüte

  • adstringierend
  • herb

Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.

Wirkungen & Indikationen in der chinesischen Medizin

Tropismus: Leber mit Uterus und Sehnen, weiße Pfingstrosenwurzel auch Milz

Weiße Pfingstrosenwurzel

Hitze in der Leber behandelndes Kraut

Leber-Yang absenkendes Kraut

  • Kopfschmerzen, Migräne, Tinnitus, Schwindel, Schlafstörungen, Unruhe, Reizbarkeit, rote Augen, rotes Gesicht

Leber-Wind beruhigendes Kraut

  • Muskelkrämpfe, Wadenkrämpfe, Spasmen, Verspannungen, Steifigkeit, Bewegungseinschränkungen, Schwindel, Gangunsicherheit, Zuckungen, Tremor, Taubheitsgefühl in den Extremitäten, Kopfschmerzen, Restless Legs

Adstringierendes Kraut

Die weiße Pfingstrosenwurzel hält das Yin.

Schwitzen stoppendes Kraut

  • Schweißausbrüche, Spontanschweiß

Blut haltendes Kraut

  • Hypermenorrhö, Magengeschwür 

Schmerzlinderndes Kraut

  • Schmerzen von Muskeln, Sehnen und Bändern sowie Schmerzen im unteren Rücken, rheumatoide Arthritis
  • Schmerzen im Epigastrium, Hypochondrium oder Abdomen, Krämpfe, Koliken, Blähungen, chronische Gastritis (Holz greift Milz an), brennende Diarrhö mit Bauchschmerzen
  • Leber-Qi-Stagnation bei Blut-Leere 
    Kopfschmerzen, Flankenschmerzen, Schmerzen unter dem rechten Rippenbogen, Dysmenorrhö, PMS mit Reizbarkeit und Spannung der Brust, Stimmungsschwankungen, Depressionen, Ängste
  • Tumorschmerzen

Tonikum

Blut-Tonikum

  • Sehstörungen, Anämie, Kopfschmerzen, Tinnitus, Schwindel, Blässe, brüchige Nägel, Amenorrhö, unregelmäßige Menstruation, Obstipation mit trockenen Stuhl
     

Rote Pfingstrosenwurzel

Hitze kühlendes Kraut

Feuer ableitendes Kraut 

  • rote Augen, Augenschmerzen, rotes Gesicht, Dysurie, Hämaturie

Blut kühlendes Kraut

  • Nasenbluten, Blutungen im Magen, in der Lunge, den Harnwegen (Hämaturie), Petechien, Purpura

Toxische Hitze ausleitendes Kraut

  • Abszesse, Geschwüre mit roten Hautläsionen

Blut bewegendes und Stase lösendes Kraut

  • Amenorrhö, Dysmenorrhö mit Klümpchen und dunklem Blut, Zysten
  • Blutstase in der Brust, im Hypochondrium oder Abdomen als tastbare Schwellung nach Traumata, Hemiplegie nach Apoplex

Ausführlich werden die Kategorien unter Kategorien & Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die wir der jeweiigen Kategorie zugeordnet haben.

Anwendung

Dekokt

  • weiße Pfingstrosenwurzel: 5-10 g pro Tag
    Für chinesische Rezepturen wird die weiße Pfingstrosenwurzel zum Teil angebraten, auch in Reisessig oder Wein, um ihre Wirkung zu modifizieren.
  • rote Pfingstrosenwurzel: 6-15 g pro Tag

Infus 

  • Blüten: 1 TL pro Tasse 5-10 Min. ziehen lassen
    Die Blüten werden in der Regel nur als Schmuckdroge verwendet und sind hier daher nicht detailiert beschrieben.

Tinktur

  • 5-15 Tr.

Wir setzten Heilpflanzen in der Regel nicht als Einzeldroge, sondern gemeinsam mit anderen Heilpflanzen ein; wie wir sie kombinieren, ist im Abschnitt “Rezepturenlehre” erläutert. Pfinstrosenwurzeln sind in der Regel in Scheiben geschnitten erhältlich. Damit sie von der Größe zu den üblicherweise kleineren Pflanzenteilen einer Teemischung passen, sollte man sie in der Apotheke klein schneiden lassen oder die übrigen Teedrogen im Dekokt ziehen lassen. Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt. 

Nebenwirkungen

  • bei Überdosierung Gastroenteristis, Erbrechen, Koliken, Diarrhö

Kontraindikationen

  • Schwangerschaft
  • Zustand nach Entbindung (mind. 2 Monate)
  • Kälte im mittleren Erwärmer  
  • Yang-Leere
  • Unvollständig ausgebrochene Hautausschläge oder Ekzeme
  • rote Pfingstrosenwurzel bei Blut-Leere

Mögliche Wechselwirkungen mit Arzneistoffen

Beide Pfingstrosenwurzeln hemmen Thrombozytenaggregation und können so die Wirkung von Antikoagulantien oder Thrombozytenaggregationshemmern verstärken.

Vor allem die weiße Pfingstrosenwurzel senkt den Blutzuckerspiegel und kann so die Wirkung von Antidiabetika verstärken. Außerdem wirkt die sedierend und kann daher die sedierende Wirkung von entsprechenden Arzneistoffen verstärken.

Die Pfingstrosenwurzel kann darüber hinaus die Proteinbindung von Carbamazepin hemmen, so dass vermehrt freies Carbamazepin im Blut vorliegt, was das Risiko von unerwünschten Wirkungen erhöhen kann.

Die WHO rät von einer gemeinsamen Anwendung mit Fritillaria  verticillata, Cuscuta japonica oder Rheum officinale ab.

Im Falle einer geplanten gemeinsamen Anwendung zusammen mit Arzneistoffen sollten Nutzen und Risiken gemeinsam mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt abgewogen werden.

Pflanzenstoffe

ätherisches Öl

  • rote Pfingstrosenwurzel: Mono- und Sesquiterpene: Paeoniflorin, Albiflorin, Benzoylpaeoniflorin, Galloylpaeoniflorin, Hydroxypaeoniflorin, Lactiflorin, Oxypaeoniflorin
  • weiße Pfingstrosenwurzel: Paeoniflorin, Paeoniflorgenon, Albiflorin, Lactiflorin

Flavonoide

  • weiße Pfingstrosenwurzel: Kämpferol

Phenolcarbonsäuren

  • rote Pfingstrosenwurzel: Ellag-, Gallussäure

Gerbstoffe

  • rote Pfingstrosenwurzel: Catechine, Epicatechine
  • Tannine

Sterole 

  • weiße Pfingstrosenwurzel: Sitosterol

Sonstige

  • Proteine und Aminosäuren: Asparagin
  • fettes Öl
  • Mineralstoffe
  • Lignane
  • Triterpene

Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.

Mögliche pharmakologische Wirkungen

Weiße Pfingstrosenwurzel

  • antiseptisch
  • analgetisch
  • antidepressiv
  • emmenagog
  • schweißhemmend
  • spasmolytisch
  • gerinnungshemmend
  • antidiabetisch
  • immunmodulierend
  • hepatoprotektiv
  • tumorprotektiv

Rote Pfingstrosenwurzel

  • antiseptisch
  • gerinnungshemmend
  • blutstillend
  • spasmolytisch
  • antiinflammatorisch
  • kardioprotektiv
  • neuroprotektiv
  • hepatoprotektiv
  • antioxidativ
  • antidepressiv

Geschichte & Mythologie

Nicht nur Hades sondern auch der griechische Gott Virbios wurde mittels der Pfingstrose gerettet. Artemis, die Göttin der Jagd, des Mondes und der Geburt sowie Beschützerin von Frauen und Mädchen, konnte Virbios mit Hilfe der Pfingstrose wiederbeleben, nachdem dieser durch das Pferd seines Vaters Theseus verstorben war. Im antiken Griechenland war die Pfingstrose Hekate geweiht, der Göttin für Magie. Sie wurde auch als Erdgöttin verehrt. Die Griechen brachten die Pfingstrose mit dem Mond in Verbindung und hofften mit ihrer Hilfe Erkrankungen heilen zu können, von denen sie glaubten, dass sie durch den Mond verursacht seien.

Die rote Pfingstrose war außerdem ein Symbol der Liebe. Als Rose ohne Dornen symbolisierte sie vor allem die mütterliche Liebe und Geborgenheit. Darüber hinaus zählte sie zu den Marienblumen und wurde mit Schönheit, Reichtum und Heilung in Zusammenhang gebracht. Mit ihrer Hilfe, sollten sich Dinge zum Positiven wenden.

In China werden Pfingstrosen schon seit über tausend Jahren medizinisch genutzt. Sie standen dort in Gärten höher gestellter Menschen und waren ein Symbol von Reichtum und Glück.

Quellen