Pfefferminze

Wissenschaftlicher Name: Mentha piperita
Pharmazeutischer Name: Menthae folium
Synonyme: Edelminze, Gartenminze
Familie: Lamiaceae (Lippenblütler)

Heimat & Botanik

Die Pfefferminze gehört zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae) und ist ein sogenannter Bastard, eine Hybride, weil sie aus der Kreuzung der Krausminze (Mentha spicata) und der Wasserminze (Mentha aquatica) hervorgegangen ist. Ihren Namen verdankt sie ihrem pfefferig scharfen Geschmack.

Es sind unterschiedliche Varianten der Pfefferminze bekannt. Das Kraut wird bis zu einen Meter hoch und bildet zahlreiche Ausläufer. Seine dunkelgrüne und die hellgrüne Varianten haben rötlich durchzogene Stängeln und Blätter. Die Blattform reicht von lanzett- bis eiförmig, wobei die Blattnervatur violett gefärbt sein kann. Die weißen bis rosa- oder lilafarbenen Lippenblüten bilden sich an den Stängeln in den Blattachseln oder ährenförmig am oberen Ende der Stängel.

Die Pfefferminze entstand wahrscheinlich Ende des 17. Jahrhunderts spontan aus der Kreuzung der Wasserminze (Mentha aquatica) mit der Krauseminze (Mentha spicata). Mitte des 18. Jahrhunderts wurde sie bereits in England angebaut. Den botanischen Namen "Mentha" erhielt sie von der Nymphe "Minthe", die sich einer griechischen Legende zufolge in eine Minze verwandelt haben soll. Der Geschmack der Blätter brachte ihr den Beinamen "piperita" aus dem Lateinischen ein, das gepfeffert bedeutet. Der deutsche Name ist eine Übersetzung der wissenschaftlichen Bezeichnung.

Eigenschaften & Geschmack

Eigenschaften

  • warm
  • trocken

Geschmack

  • aromatisch-scharf
  • bitter-adstringierend
  • süß

Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.

Wirkungen & Indikationen in der chinesischen Medizin

Oberfläche öffnendes Kraut

Wind-Hitze eliminierendes Kraut - schwebend

  • Herpes simplex, Infektionen mit gram positiven und gram negativen Bakterien, grippale Infekte, Grippe, Kopfschmerzen, Halsschmerzen, Tonsilitis, Laryngitis, Pharyngitis, Rhinitis, Sinusitis, gerötete Augen, Fieber

Hitze kühlendes Kraut

Feuer ableitendes Kraut (Hitze im Yangming klärendes Kraut)

  • Gastritis, Ulcus ventrculi et duodeni, Morbus Crohn,  Enteritis, Colitis ulzerosa, starke Stirnkopfschmerzen mit roter Zunge und gelbem Belag

Hitze in der Leber behandelndes Kraut

Leber-Yang absenkendes Kraut

  • Schlafstörungen, pochende Kopfschmerzen im Bereich von Stirn, Schläfen, Leber- oder Gallenblasenmeridian mit rotem Zungenkörper oder Zungenrand, Schwindel, Sehstörungen

Qi bewegendes Kraut

Leber-Qi bewegendes Kraut

  • Depression, Reizbarkeit, Nervosität, Schlafstörungen, Krämpfe, Koliken, Reizdarm, Bauchschmerzen, Ärger schlägt auf den Magen, Schwindel, Sehstörungen, Gallenflussstörungen, Postcholektomiesyndrom, Amenorrhö, Oligomenorrhö, Dysmenorrhö, PMS, Milchstau
  • konstante Kopfschmerzen im Bereich von Stirn oder Schläfe mit gespanntem Puls

Mitte regulierendes Kraut

  • absenkendes, aromatisch-scharfes Kraut
    Stirnkopfschmerz, gerötete Augen, gastrointestinaler Reflux, Nahrungsmittelstagnation, Mundgeruch, Völlegefühl, Nahrungsmittelunverträglichkeit, Übelkeit, Erbrechen, Stirnkopfschmerzen im Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme
  • aromatisches, Mitte regulierendes Kraut
    Druck- und Völlegefühl im Hypochondrium, Blähungen, Krämpfe, Koliken, Diarrhö, Reizdarm, Bauchschmerzen

äußerlich anwendbares Kraut

  • Entzündungen der Haut, Ekzeme, Insektenstiche, rheumatische Arthritis, Fibromyalgie, Verspannungen, Neuralgien, Zahnschmerzen, Schwindel, Kreislaufschwäche, Ohnmachtsneigung, Konzentrationsschwäche

Ausführlich werden die Syndrome unter Syndrome und Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die zur Behandlung der entsprechenden Syndrome eingesetzt werden können.

Anwendung

Infus

  • 1-2 TL (1 TL = 0,6 g / 1 EL = 1,5 g) pro Tasse
  • 10 min. abgedeckt ziehen lassen
  • 3 x tägl. 1 Tasse a. c.
  • Tagesdosis für Erwachsene 4,5 g
  • Tagesdosis für Kinder ab 4 Jahren: 3-6 g

Ätherisches Öl

  • innerlich 3-4 Tr. 2-3 x tägl. auf Zucker oder in einem Glas Wasser
  • innerlich als Kapseln Dosierung nach Herstellerangaben
  • äußerlich als Einreibung mit wenigen Tropfen in einem fetten Öl
  • Inhalation mit 3-4 Tropfen auf einen Topf heißes Wasser

Frischpflanzentinktur

  • 3x täglich 3-5 Tropfen

Tinktur (1: 20)

  • 3 x täglich 10-20 Tropfen für Erwchsene

Tinktur (1: 5)

  • Tagesdosis 5-15 g pro Tag für Erwachsene

Hydrolat

  • Pfefferminzwasser zum Kühlen der Haut bei schweren Beinen aufsprühen

Je nach Indikation werden zum Teil abweichende Dosierungen angegeben. Sie sind in der Monographie der EMA zusammengefasst. Relevante Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt.

Nebenwirkungen

  • allergische Reaktionen
  • Bestandteile des ätherischen Öls (Menthofuran, Pulegon) wirken in sehr hoher Dosis cancerogen. Bei üblicher Dosierung ist nach aktuellem Stand der Erkenntnisse kein Risiko mit der Anwendung von Pfefferminze verbunden.

Kontraindikationen

  • Kinder bis zu 4 Jahren, da Menthol einen Stimm­ritzenkrampf (= Glottiskrampf oder Laryngospasmus) verursachen kann, der zu einem Atem­still­stand führen kann!
  • Schwangere und stillende Mütter aus Mangel an Erkenntnissen zur Sicherheit der Pfefferminze
  • Erkrankungen der Gallenblase wie Gallensteinleiden, Verschluss der Gallen­wege und Gallenblasenentzündungen
  • Leberschäden
  • äußerlich auf Schleimhäuten oder verletzter Haut
  • Eine gemeinsame Anwendung mit Immunmodulatoren oder Immunsuppressiva sollte unterbleiben.

Mögliche Wechselwirkungen mit Arzneistoffen 

  • Pfefferminze kann die Wirkung von zentral sedierenden Arzneistoffen theoretisch verstärken.
  • Pfefferminze hemmt verschiedene Isoenzyme von Cytochrom P, daher sind Interaktionen mit deren Substraten möglich wie z. B. mit Propranolol, Warfarin, Phenprocoumon, was mit einer Veränderung der Bioverfügbarkeit einher gehen kann.

Pflanzenstoffe

ätherisches Öl 0,5-4 %

  • Menthol, Menthylacetat, Menthon, Menthofuran, Cineol, Limonen,Isomenthon, Neomenthol u.a. Mono- und Sesquiterpene

Phenolcarbonsäuren  

  • Rosmarin-, Kaffeesäue, Ferulasäure

Flavonoide  

  • Apigenin, Eriocitrin, Luteolin-7-O-Rutinosid, Hesperidin, Diosmin, Isorhoifolin, Narirutin, Quercetin, Rutin u.a.
  • Flavone: Xanthomicrol, Gardin D
  • Flavanone: Eriodictyolderivate

Pflanzensäuren

  • Lithosperminsäure

Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.

Mögliche pharmakologische Wirkungen

Blätter

  • karminativ
  • spasmolytisch
  • cholagog
  • choleretisch
  • emmenagog
  • sekretolytisch
  • antiviral

ätherisches Öl

  • karminativ
  • mukolytisch
  • analgetisch
  • antiinfektiös
  • antiinflammatorisch
  • anregend, tonisierend
  • lokal: juckreizstillend

Geschichte & Mythologie

Bei den Überlieferungen rund um die Minze ist leider unklar, um welche Minze es sich handelt. Beim Totenkult der Ägypter war sie jedenfalls verbreitet und wurde Gräbern beigefügt. Der griechischen Sage zu Folge entstand die Minze als Persephone, Göttin der Unterwelt und der Fruchtbarkeit, die Affäre ihres Gatten Hades, dem Gott der Unterwelt, mit der Nymphe Minthe beendete. Persephone verwandelte Minthe in eine Minze. Die Römer schätzten die Minze bereits als Heilpflanze.

In der Antike schmückten sich Ledige ebenso wie Bräute und Bräutigame mit Minzkränzen. Bis ins 14. Jahrhundert galt die Minze als Symbol leidenschaftlicher Liebe. Aus diesem Grund sollten Soldaten sie schon seit der Antike meiden meiden. So warnten beispielsweise schon die alten Griechen davor, die Minze während des Krieges anzubauen oder zu ernten.

Die Minze sollte aber auch vor Dämonen schützen und gehörte daher in Mittelalter und Neuzeit in jeden Zaubertrank. Um den Kopf zu kühlen, hatte man einst immer etwas Minze dabei. An Mariä Himmelfahrt wurde sie geweihte Minze zu Hause und im Stall als Glücksbringer aufgehängt. Glücklich konnte sich einst schätzen, wer eine blühende Minze an Johanni, dem 24. Juni, fand: ewiges Glück war dieser Person dem Vernehmen nach sicher. Alternativ konnten man sie im Garten anpflanzen, wo sie für Reichtum sorgen sollte. Die Seefahrer schwörten ebenfalls auf die Minze, denn sie sollte das Trinkwasser auf hoher See möglichst lange frisch halten.

Quellen

> Bone K, Mills S. Principles and Practice of Phytotherapy. London 2017
> Blaschek W (Hrsg.). Wichtl – Teedrogen und Phytopharmaka. Stuttgart 2016
> Schilcher H. Leitfaden Phytotherapie. München 2016
> Ritter S. Arzneimittel-Interaktionen in der Phytotherapie. Bad Kötzting 2019
> Monographie der europäischen Arzneimittelbehörde (EMA)
> Yu M, Gouvinhas I, Rocha J, Barros AIRNA. Phytochemical and antioxidant analysis of medicinal and food plants towards bioactive food and pharmaceutical resources. Sci Rep. 2021 May 11;11(1):10041.