Petersilie

Wissenschaftlicher Name: Petroselinum crispum, Petroselinum sativum
Pharmazeutischer Name: Petroselini radix, Petroselini herba, Petroselinin fructus
Synonyme: Petergrün, Peterle
Familie: Apiaceae (Doldenblütler)

Heimat & Botanik

Die im Mittelmeerraum beheimatete Petersilie bildet eine kräftige Wurzel mit einem aromatischer Geschmack, aus der im Frühjahr zahlreiche kahle, runde oder gerillte, hohle Stängel austreiben. Die Pflanze wird bis zu knapp einem Meter hoch und hat im unteren Bereich gestielte, im oberen Abschnitt ungestielte dunkelgrüne Fiederblätter zwei- bis dreifach gefiederte Laubblätter. Die einzelnen Blattfiedern sind bis zu zwei Zentimeter lang.  

Die gelb-grünen Blüten bilden sich an einer acht- bis zwanzigstrahligen Doppeldolde, die auf einem langen Stängel ruht. Die Kronblätter sind nur gut einen halben Zentimeter lang. Die etwa drei Millimeter langen und zwei Millimeter breiten Samen sind gerippt und eiförmig. 2023 waren sie Giftpflanze des Jahres, weil ihr Konsum in größeren Mengen schädlich ist.

Eigenschaften & Geschmack

Eigenschaften

Petersilienwurzel

  • warm-neutral

Petersilienfrüchte

  • warm

Geschmack

Petersilienwurzel

  • süß
  • leicht aromatisch
  • leicht scharf

Petersilienfrüchte

  • aromatisch
  • scharf
  • leicht bitter

Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.

Wirkungen & Indikationen in der chinesischen Medizin

Petersilienwurzel (Petroselini radix)

Tropismus: Leber, Milz, Magen, Niere, Blase, Uterus

Tonikum

Blut-Tonikum

  • Schwindel, Schwäche, Anorexia nervosa, Hypomenorrhö, Amenorrhö

Qi-Tonikum

  • Müdigkeit, Appetitlosigkeit, verdauungsfördernd, Konzentrationsstörung, Gewichtsverlust, weicher Stuhl

Nässe eliminierendes Kraut

Kräuter, die das Nieren-Yang behandeln

  • Ödeme, Harngries, Wasserwege öffnend, feuchte Kälte Zystitis

Qi bewegendes Kraut

Leber-Qi bewegendes Kraut

  • Völlegefühl, Blähungen, Spannungen unter den Rippenbögen, bewegt Qi im Uterus
  • ausbleibende Menstruation, Dysmenorrhoe, Mastitis, reguliert Milchfluss, Obstipation

scharfes, Mitte regulierendes Kraut

  • Römheld Syndrom, Dyspepsie, verdauungsfördernd, Völlegefühl, Adipositas

Petersilienfrüchte (Petroselini fructus)

Tropismus: Niere, Blase, Leber, Milz, Uterus

Nässe eliminierendes Kraut

Kräuter, die das Nieren-Yang behandeln

Qi bewegendes Kraut

Leber-Qi bewegendes Kraut

scharfes, Mitte regulierendes Kraut

Ausführlich werden die Kategorien unter Kategorien & Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die wir der jeweiligen Kategorie zugeordnet haben.

Petersilienkraut (Petroselini herba)

Tropismus: Leber

Qi bewegendes Kraut

Leber-Qi bewegendes Kraut

Anwendung

Infus

Wurzel

  • 2 g pro Tasse (1 TL = ca. 2 g)
  • 15 bis 20 Minuten abgedeckt ziehen lassen
  • 3 x täglich 1 Tasse
  • Tagesdosis: 6 g

Kraut

  • 2 g pro Tasse
  • 10 Minuten abgedeckt ziehen lassen
  • 3 x täglich 1 Tasse
  • Tagesdosis: 6 g

Früchte

  • 1 g angestoßene Früchte pro Tasse (1 TL = ca. 1,4 g)
  • 5 - 10 Minuten ziehen lassen
  • 2 - 3 x täglich eine Tasse

Extrakt und Tinktur

  • Dosierung nach Herstellerangaben

Pflanzenpressaft

  • 3 x täglich 10 ml mit etwas Wasser

Wir setzten Heilpflanzen in der Regel nicht als Einzeldroge, sondern gemeinsam mit anderen Heilpflanzen ein; wie wir sie kombinieren, ist im Abschnitt “Rezepturenlehre” erläutert. Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt. 

Nebenwirkungen

  • allergische Reaktionen der Haut und Schleimhaut
  • phototoxische Reaktionen aufgrund des Gehalts an Furanocumarinen; es sollte daher auf einen effektiven Sonnenschutz geachtet werden.

Früchte zusätzlich

  • Reizung des Nierenparenchyms mit Gefahr von Nierenschäden
  • Rauschzustände und zentrale Erregung vermutlich aufgrund des Gehalts an Myristicin
  • Beschwerden im Magen-Darm-Trakt
  • Schädigung des Leberparenchyms
  • Herz-Rhythmusstörungen
  • Das in Petersilienfrüchten hoch konzentrierte Apiol wirkt abortiv.

Vorsicht

Bisher fehlen Erkenntnisse und Daten zur Sicherheit der Anwendung in der Stillzeit sowie bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. 

Kontraindikationen

  • Schwangerschaft wegen des Abortrisikos
  • entzündliche Erkrankungen der Nieren
  • Herz- und / oder Niereninsuffizienz mit Ödembildung
  • bekannte Überempfindlichkeit

Mögliche Wechselwirkungen mit Arzneistoffen

  • Es besteht unter Umständen eine erhöhte Phototoxizität von entsprechend wirksamen Arzneistoffen. Ein effektiver Sonnenschutz ist daher empfehlenswert.
  • Die Wirkung von Gerinnungshemmern und Antihypertensiva kann unter Umständen verstärkt werden.

Im Falle einer geplanten gemeinsamen Anwendung zusammen mit Arzneistoffen sollten Nutzen und Risiken gemeinsam mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt abgewogen werden.

Pflanzenstoffe

Petersilienwurzel (Petroselini radix)

ätherisches Öl 0,3-0,7 %

  • Phenylpropane und Terpene wie Apiol, Germacren, Limonen, Myristicin, ß-Phellandren, α- und ß-Pinen, Sesquiphellandren, Terpinolen

Flavonoide bis 1,6 %

  • u. a. Apiin, Luteolin, Quercetin, Catechin

Furanocumarine

  • Bergapten, Imperatorin, Oxypeucedanin

Phenolcarbonsäuren

  • Gallussäure, Syringinsäure

Phathalide

  • Butylphthalid, Ligustilid, Senkyunolid

Polyacetylene

  • Falcarinin, Falcarinol, Farcarinonol

Vitamine 

  • Vitamin A und C

Mineralstoffe und Spurenelemente

  • Calcium, Eisen, Kalium, Kupfer, Magnesium, Mangan, Natrium, Phosphor, Zink

Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.

Petersilienfrüchte (Petroselini fructus)

ätherisches Öl 1-6 %

  • v. a. Monoterpene und Phenylpropane wie Apiol, Myristicin, Tetramethoxybenzen
  • wenig Limonen, Myrcen, α- und ß-Pinen, ß-Phellandren

Apiol wirkt in hoher Dosis aborptiv und kann zu Nierenschäden führen. Außerdem wurden im Zusammenhang mit dem ätherischen Öl Rauschzustände, Beschwerden im Magen-Darm-Trakt, Schäden am Leberparenchym und Herzrhythmusstörungen beschrieben. Der Gehalt an ätherischem Öl im Petersilienkraut und in der Petersilienwurzel ist im Vergleich zu den Früchten so gering, dass bei üblicher Dosierung keine Schäden erwartet werden.

fettes Öl bis 25 %

  • v. a. Petroselinisäureglyceride

Flavonoide bis 2 %

  • v. a. Apiin

Furanocumarine

  • Bergapten, Oxypeucedanin

Vitamine 

  • Vitamin A und C

Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.

Mögliche pharmakologische Wirkungen

Petersilienwurzel (Petroselini radix) und Petersilienkraut (Petroselini herba)

  • aquaretisch
  • nephroprotektiv
  • antioxidativ
  • antimikrobiell
  • immunmodulierend
  • spasmolytisch
  • analgetisch
  • hepatoprotektiv
  • neuroprotektiv
  • gerinnungshemmend
  • antidiabetisch
  • laxierend
  • aphrodisierend
  • emmenagog
  • galaktogog

Geschichte & Mythologie

Früher gehörte die Petersilie zum Leichenschmaus und verkörperte dabei die Hoffnung auf Wiedergeburt. Seit der Antike nutzte man sie als Tonikum. Frauen versuchten mit ihrer Hilfe ihre Menstruationsbeschwerden zu lindern und versuchten mit Petersilie abzutreiben. Heute wird hiervon dringend abgeraten, da diese Anwendung mit lebensbedrohlichen Risiken verbunden sein kann.

Da zwischen Aussaat und Keimung der Petersilie viel Zeit vergeht, unterstellte man der Petersiliensaat einst, dass sie erst nach Rom wandert, um sich die Erlaubnis des heiligen Petrus einzuholen, bevor sie aufgeht. Man nahm allerdings auch an, dass die Petersilie Unglück bringt und stufte sie als Hexenkraut ein. Dies hielt die Menschen jedoch nicht davon ab, mit Hilfe der Petersilie Hexen abzuwehren. 

Quellen