Olivenbaum | Ölbaum

Wissenschaftlicher Name: Olea europaea
Pharmazeutischer Name: Oleae folium, Oleae oleum
Synonyme: Echter Ölbaum
Familie: Oleaceae (Ölbaumgewächs)

Heimat & Botanik

Der im Mittelmeerraum, im nahen Osten, aber auch in Südafrika beheimatete, anspruchslose, langsam wachsende Ölbaum wird in Kulturen bis zu zwanzig Meter hoch. Sein knorriger Stamm ist oftmals verdreht und hat eine lichte Krone. Die kantigen, jungen Zweige haben eine graugrüne, glatte Rinde. Je älter die Zweige werden, desto knorriger werden sie und entwickeln eine rissige Borke. Jeder Hauptast hat einen korrespondierenden Wurzelabschnitt, wobei die Wurzel nach unten wächst, wenn es der Boden zulässt, sich aber auch in die nähere Umgebung ausbreitet, sollte dies nicht der Fall sein.

Die zwei bis fünf Millimeter langen Stiele und die ledrige, lanzettförmige bis elliptisch Spreite der immergrünen Blätter wachsen gegenständig an den Zweigen. sind silbrig-grau, wobei der silbrige Glanz auf der Blattunterseite durch feine Härchen verursacht wird. Sie fallen zwar jahreszeitenunabhängig im zweiten Jahr ab, der Baum wird jedoch nicht kahl.

Die Blüten des Ölbaums stehen im Juni in Rispen in den Blattachseln und sind vierzählig. Vier etwa einen Millimeter lange Kelchblätter umgeben die weiß-gelben zwei bis vier Millimeter langen Kronblätter, die eine Röhre bilden. In ihrer Mitte befinden sich je zwei Staub- und Fruchtblätter. Die kugeligen, anfangs grünen, später schwarzen Steinfrüchte reifen im Herbst und haben einen Durchmesser von ein bis zwei Zentimetern.

Der Name hat lateinische und griechische Wurzeln. Aus dem griechischen "elaiva" bzw. "elaia" entwickelte sich das lateinische "Oliva" für den Olivenbaum. Das altgriechische Wort "elaivon" bedeutet Öl, welches in den wissenschaflichen und die deutsche Bezeichnung einfloss. Der Zusatz "europaea" bezieht sich auf das Verbreitungsgebiet.

Eigenschaften & Geschmack

Eigenschaften

  • neutral
  • befeuchtend

Geschmack

  • Blätter: süß, leicht fad
  • Früchte: bitter, süß, sauer
  • Öl: süß, leicht scharf, leicht bitter

Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.

Wirkungen & Indikationen in der chinesischen Medizin

Tropismus: Herz und Gefäße, Leber, Magen, Darm und Haut

Während Olivenblätter und -knospen vornehmlich Qi und Blut bewegen sowie Fülle ausleiten, ist das Öl auch ein Tonikum. 

Olivenblätter (Oleae folium)

Nässe ausleitendes Kraut

Kraut, das das Blasen-Qi behandelt

  • Ödeme, Harnverhalt

Hitze kühlendes Kraut

Feuer ableitendes Kraut

  • Hypertonie, Palpitationen, Herzryhthmusstörungen, unterstützend bei Infektionen mit Helicobacter pylori, gastrointestinaler Ulcus, Morbus Crohn

Leere Hitze eliminierendes Kraut 

  • nervöse Herzbeschwerden, Palpitationen, Morbus Crohn 

Hitze in der Leber behandelndes Kraut

Leber-Wind beruhigendes Kraut

  • Tinnitus, Schwindel

Schleim außerhalb der Lunge behandelndes Kraut

Schleim in den Leitbahnen transformierendes Kraut

  • Hyperlipidämie, erhöhte Cholesterin- & Triglyceridwerte, Diabetes mellitus, Arterioskleroseprophylaxe, Akne, Tumore

Abführendes Kraut

mild abführendes und den Darm befeuchtendes Kraut

  • Obstipation

Qi bewegendes Kraut

Leber-Qi bewegendes Kraut

  • Prophylaxe von Cholelithiasis, Cholangitis, Cholezystitis, Magen-Darm-Krämpfe, Koliken, Obstipation, Depression, Muskelkrämpfe, Muskelkater

Herz-Qi bewegendes Kraut

  • Hypertonie, nervöse Herzbeschwerden, Palpitationen, Herzrhythmusstörungen

Blut bewegendes und Stase lösendes Kraut

  • Koronare Herzerkrankung, Angina-pectoris-Prophylaxe, Herzinfarktprophylaxe, Arterioskleroseprophylaxe, Apoplexprophylaxe, postoperative Müdigkeit, Tumore

Kraut, das die Haut behandelt

  • Akne, Herpes, trockene, rissige Haut, Psoriasis, Unterstützung der Wundheilung, Nesselsucht, Urtikaria

Ausführlich werden die Kategorien unter Kategorien & Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die wir der jeweiligen Kategorie zugeordnet haben.

Olivenknospen (Oleae gemma)

Hitze kühlendes Kraut

Leere Hitze eliminierendes Kraut 

  • nervöse Herzbeschwerden, Palpitationen, Hypertonie

Hitze in der Leber behandelndes Kraut

Leber-Wind beruhigendes Kraut

  • Nervenschmerzen, plötzlich einschießende Schmerzen, Gesichtsneuralgie, unterstützend bei Morbus Parkinson, Ängste, Pflaumenkern-Qi

Schleim außerhalb der Lunge behandelndes Kraut

Schleim in den Leitbahnen transformierendes Kraut

  • Hyperlipidämie, erhöhte Cholesterin- & Triglyceridwerte, Fettstoffwechselstörung, Fettleber, Diabetes mellitus, Arterioskleroseprophylaxe, Müdigkeit, dumpfe Kopfschmerzen mit benebeltem Gefühl, Konzentrations- und Gedächtnisschwäche, unterstützend bei Morbus Alzheimer und Multipler Sklerose

Qi bewegendes Kraut

Herz-Qi bewegendes Kraut

  • Hypertonie, nervöse Herzbeschwerden, Palpitationen, Herzrhythmusstörungen

Blut bewegendes und Stase lösendes Kraut

  • Koronare Herzerkrankung, Angina-pectoris-Prophylaxe, Herzinfarktprophylaxe, Arterioskleroseprophylaxe, Apoplexprophylaxe, cerebrale Durchblutungsstörungen

Ausführlich werden die Kategorien unter Kategorien & Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die wir der jeweiligen Kategorie zugeordnet haben.

Olivenöl (Oleae oleum)

Hitze kühlendes Kraut

Feuer ableitendes Kraut

  • Hypertonie, Palpitationen, Herzryhthmusstörungen, unterstützend bei Infektionen mit Helicobacter pylori, Gastritis, Stomatitis, gastrointestinaler Ulcus, Morbus Crohn

Schleim außerhalb der Lunge behandelndes Kraut

Schleim in den Leitbahnen transformierendes Kraut

  • Hyperlipidämie, erhöhte Cholesterin- & Triglyceridwerte, Fettleber, Leberinsuffizienz, Diabetes mellitus, Arterioskleroseprophylaxe, Akne, Cholelithiasis, grauer Star (Katarakt)

Abführendes Kraut

mild abführendes und den Darm befeuchtendes Kraut

  • Obstipation

Qi bewegendes Kraut

Herz-Qi bewegendes Kraut

  • Hypertonie, Palpitationen, Herzrhythmusstörungen

Blut bewegendes und Stase lösendes Kraut

  • Koronare Herzerkrankung, Angina-pectoris-Prophylaxe, Herzinfarktprophylaxe, Arterioskleroseprophylaxe, Apoplexprophylaxe, Thromboseprophylaxe

Tonikum

Blut-Tonikum

  • Nachtblindheit, Erkrankungen der Sehnen, Müdikgeit, Erschöpfung, trockene rissige Haut

Kraut, das die Haut behandelt

  • Akne, Herpes, trockene, rissige Haut, Psoriasis, Unterstützung der Wundheilung, Nesselsucht, Urtikaria

Äußerlich anwendbares Kraut

  • Hauterkrankungen, Stomatitis, Parodontos

Ausführlich werden die Kategorien unter Kategorien & Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die wir der jeweiligen Kategorie zugeordnet haben.

Bachblüte "Olive"

Die Bachblüte ist eine Regenerationsblüte für ausgebrannte, erschöpfte Menschen.

Anwendung

Dekokt

  • 5 g getrocknete (1 TL = ca. 2,2, g) oder 10 g frische Blätter auf 150 ml kalt ansetzen
  • aufkochen und auf 100 ml einköcheln
  • 2 x täglich 1 Tasse

Infus

  • 6 - 10 g getrocknete Blätter pro Tasse (1 TL = ca. 2,2, g)
  • abgedeckt 15 Minuten ziehen lassen
  • 3 x täglich 1 Tasse
  • Tagesdosis: 6 - 30 g

Pulver aus getrockneten Blättern

  • 3 - 5 x täglich 275 mg
  • Tagesdosis: 630 - 1.375 mg

Gemmomazerat

  • nüchtern 1-3 x täglich 5-10 Tropfen oder 2-3 Sprühstöße
  • einspeicheln und 1 Minuten im Mund bewegen, erst dann schlucken
  • im Anschluss 5-10 Minuten nichts essen oder trinken

Olivenöl

  • 15 - 30 ml zum Essen zum Beispiel als Alternative zu Butter bzw. Margarine auf dem Brot

Wir setzten Heilpflanzen in der Regel nicht als Einzeldroge, sondern gemeinsam mit anderen Heilpflanzen ein; wie wir sie kombinieren, ist im Abschnitt “Rezepturenlehre” erläutert. Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt. 

Nebenwirkungen

  • allergische Reaktionen

Vorsicht

Bisher fehlen Erkenntnisse und Daten zur Sicherheit der Anwendung von Olivenblättern in Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Die Anwendung wird daher nicht empfohlen.

Patienten mit Erkrankungen von Herz oder Nieren sollten sich beraten lassen, bevor sie eine Behandlung mit Olivenprodukten beginnen.

Kontraindikationen

  • bekannte Überempfindlichkeit
  • Erkrankungen, die eine reduzierte Flüssigkeitsaufnahme erforderlich machen

Mögliche Wechselwirkungen mit Arzneistoffen

Die Wirkung von Antihypertonika, Antiaarrhythmika, Antibiotika und Antidiabetika kann verstärkt werden. Im Falle einer geplanten gemeinsamen Anwendung zusammen mit Arzneistoffen sollten Nutzen und Risiken gemeinsam mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt abgewogen werden. 

Hinweis

Olivenöl sollte kühl und dunkel in dunklen Glasflaschen gelagert werden.

Pflanzenstoffe

Olivenblätter (Oleae folium)

Flavonoide

  • u. a. Apigenin, Chrysoeriol, Disometin, Luteolin, Oleuropein, Rutin und Derivate
  • möglicherweise Chalkone wie Olivindervate 

Gerbstoffe

  • Tannine wie Valoneinsäure
  • Pyranoanthocyanine wie Vitisin A

Phenole und Phenolcarbonsäuren

  • Hydroxytyrosol, Tyrosol
  • Phenylpropanoide u. a. Verbascoside
  • Phenolcarbonsäuren wie  Benzoe-, China-, Gallus-, Kaffeesäurederivate

Secoiridoide 

  • z. B. Ligstroside, Lucidumosid C, Oleuropein 

Iridoide 

  • u. a. 7-Epi-Loganin, Ketologanin

Triterpenoide

  • wie Secologanoside

Fettsäuren

  • u.a. Elenol-, Ölsäure

Sterole 

  • u. a. β-Sitosterin

Alkaloide 

in den getrockneten Blättern 

  • z. B. Chinchonin, Chinchonidin, Dihydrochinchonidin

Die Zusammensetzung der Pflanzenstoffe kann sich je nach Standort, Klima und Zeitpunkt der Ernte der Arzneidroge sowie dem Auszugsmittel und der Darreichungsform unterscheiden. Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.

Natives Olivenöl (Oleae oleum)

Fettsäuren

  • gesättigte und einfach ungesättigte Fettsäuren wie Linol-, Linolen-, Öl-, Palmitin-, Stearinsäure

Lecithin

Sterole

  • u. a. ß-Sitosterol, Stigmasterol

Secoiridoide 

  • u. a. Ligustrosid, Oleuropein, Oleocanthal, Oleacin

Phenole und Phenolcarbonsäuren

  • Hydroxytyrosol, Tyrosol
  • Phenolcarbonsäuren wie Ferula-, Gallus-, Hydroxybenzoe-, Kaffee-, Protcatechu-, Syringin-, Vanillin, Zimtsäure

Flavonoide 

  • wie Apigenin und Luteolin

Lignane 

  • wie Pinoresinol und seine Derivate

Farbstoffe

  • Carotinoide und Chlorophyll

Vitamine

  • fettlösliche Vitamine A, D und E

Mögliche pharmakologische Wirkungen

  • antiarrhythmisch
  • vasodilatativ
  • antiarteriosklerotisch
  • antihypertensiv
  • spasmolytisch
  • choloagog
  • choleretisch
  • antidiabetisch
  • antimikrobiell
  • antioxidativ
  • antithrombotisch
  • hautschützend
  • tumorprotektiv
  • immunregulierend

Geschichte & Mythologie

Der Ölbaum wird seit mehr als 6.000 Jahren genutzt, schon vor mehr als 9.000 Jahren sammelten die Menschen seine Früchte. Seine Blätter fand man bereits im Grab von Tutanchamun.

Der Legende zu Folge bemühten sich sowohl Athene als auch Poseidon um die Vorherrschaft über Athen und Attika. Poseidon sorgte für eine Quelle, um die Bewohner von sich zu überzeugen, aber Athene ließ auf der Akropolis einen Ölbaum wachsen und entschied den Kampf auf diese Weise für sich. So wurde sie Stadtgöttin in Athen. Ihr Baum verbrannte beim Einmarsch der Perser, trieb jedoch wieder neue aus.

Ölbäume waren einst unantastbar und durften nicht gefällt werden. Nicht nur seine Früchte wurden geschätzt. Das einst kostbare Öl war Bestandteil von Salben und das Holz wurde aufgrund seiner Härte für die Herstellung von Axtstielen verwendet. Olympiasieger wurden mit einem Ölzweig geehrt.

Auch in der Bibel und im Koran wird der Ölbaum vielfach erwähnt. Die Taube mit dem Ölzweig gilt mittlerweile als Friedenssymbol.

Quellen