Nachtkerze

Wissenschaftlicher Name: Oenothera biennis
Pharmazeutischer Name: Oenothera oleum
Synonyme: Eierblume, Nachtblume, Rapunzelsellerie, Rübenwurzel, Schinkenkraut, Schinkenwurz
Familie: Onagraceae (Nachtkerzengewächse)

Heimat & Botanik

Die ursprüngliche Heimat der Nachtkerze liegt in Nordamerika, sie kam erst im 17. Jahrhundert nach Europa und breitete sich aus. Sie gedeiht an Wegrändern ebenso wie in Steinbrüchen, so lange der Boden kalkhaltig und nicht zu nahrhaft ist. Die Pflanze bildet im ersten Jahr eine grundständige Blattrosette. Ihre lanzettförmigen Laubblätter haben einen kurzen Stiel und sind ungefähr zehn Zentimeter lang. Im zweiten Jahr wächst der verzweigte Stängel bis zu zwei Meter nach oben. An seiner Spitze befinden sich ährenförmig zahlreiche grüne längliche Blütenknospen, die über den Sommer hinweg von Juli bis zum ersten Frost in der Dämmerung aufblühen. Auch in den Blattachseln bilden sich Blütenstände. Jeden Abend öffnen sich innerhalb weniger Minuten nach und nach von unten nach oben die gelben Blüten, die einen Durchmesser von bis zu drei Zentimeter haben. Die Ähren wächsen im Laufe des Sommers immer weiter nach oben, so dass sich bis Oktober an ihrer Spitze neue Knospen bilden.

Nachtkerzen leuchten in der Nacht und locken so die in der Nacht schwärmenden Insekten an. Sie gelangen nur mit einem langen Rüssel an den Nektar. Morgens beginnt sich die Blüte zu schließen. Die schwarzen Samen reifen in vierkantigen, länglichen Kapseln, die sich im Herbst öffnen und ihren Inhalt mit dem Wind verbreiten.

Der botanische Name der Nachtkerze "Oenothera" hat mit "Oinos" für Wein und "ther" für wildes Tier einen griechischen Ursprung. Die Bezeichnung bezieht sich auf die einstige Annahme, dass man mit der Wurzel der Pflanze, die nach Wein riecht, ein wildes Tier zähmen kann. Der Zusatz "biennis" bedeutet "zweijährig” und bezieht sich darauf, dass die Nachtkerze im ersten Jahr eine grundständige Blattrosette und im zweiten Jahr empor wächst, um schließlich zu blühen. Da Pflanze nachts blüht, erhielt sie den Namen "Nachtkerze". Aufgrund der rosa Farbe der Wurzel, die diese beim Kochen annimmt, wird die Nachtkerze auch als "Schinkenwurz" oder "Schinkenkraut" bezeichnet. 

Eigenschaften & Geschmack

Nachtkerzenöl wird aus den zerkleinerten Samen durch Warmpressung gewonnen und im Anschluss gereinigt (raffiniert). Auch eine Kaltextraktion mit Lösungsmittel ist möglich. In diesem Fall wird das Lösungsmittel im Anschluss an die Extraktion abdestilliert.

Eigenschaften

  • kühl bis leicht warm
  • feucht

Geschmack

  • süß

Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.

Wirkungen & Indikationen in der chinesischen Medizin

Tropismus: Leber, Lunge mit Haut

Qi bewegendes Kraut

Leber-Qi bewegendes Kraut

  • Prämenstruelles Syndrom (PMS), Dysmenorrhö, Mastodynie, Raynaud-Syndrom, diabetische Neuropathie, Migräne mit konstanten Kopfschmerzen im Bereich der Stirn, hinter dem Auge und im Verlauf der Leber- oder Gallenblasen-Leitbahn mit gespanntem Puls, rheumatoide Arthritis

Tonikum

Yin-Tonikum

  • atopisches Ekzem, Neurodermitis, Juckreiz, trockene Haut, rissige Haut, Psoriasis, trockene, entzündete Schleimhäute, Reizdarm, Klimakterium, Hitzewallungen, Schlafstörungen

Kraut, das die Haut behandelt

  • atopisches Ekzem, Neurodermitis, Juckreiz, trockene Haut, rissige Haut, Psoriasis

Äußerlich anwendbares Kraut

Ausführlich werden die Kategorien unter Kategorien & Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die wir der jeweiligen Kategorie zugeordnet haben.

Anwendung

Öl innerlich

  • 2-3-x täglich 2 g Nachtkerzenöl
  • Tagesdosis 4-6 g

Öl äußerlich

  • Einreibung

Wir setzten Heilpflanzen in der Regel nicht als Einzeldroge, sondern gemeinsam mit anderen Heilpflanzen ein; wie wir sie kombinieren, ist im Abschnitt “Rezepturenlehre” erläutert. Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt. 

Nebenwirkungen

  • begünstigt Temporallappenanfälle bei unerkannten Epilepitkern und Schizophrenie-Patienten
  • Übelkeit
  • Verdauungsstörungen
  • Kopfschmerzen
  • Überempfindlichkeitsreaktionen

Vorsicht

Bisher fehlen Erkenntnisse und Daten zur Sicherheit der innerlichen Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern und Jugendlichen unter 12 Jahren. 

Kontraindikationen

  • Epilepsiepatient*innen (innerlich)
  • bekannte Überempfindlichkeit

Mögliche Wechselwirkungen mit Arzneistoffen

Nachtkerzenöl beeinflusst die Blutgerinnung und sollte daher nicht mit Gerinnungshemmern oder Medikamenten, die das Blutungsrisiko erhöhen, kombiniert werden. Ebenso sollte eine Kombination mit potentiell krampfauslösenden Arzneistoffen unterbleiben. 

Im Falle einer geplanten gemeinsamen Anwendung zusammen mit Arzneistoffen sollten Nutzen und Risiken gemeinsam mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt abgewogen werden.

Rezept

Nachtkerzenwurzel und -blätter als Nahrungsmittel

Wer auf die gelben Blüten der Nachtkerze im zweiten Jahr verzichten will, kann die Pfahlwurzel im ersten Jahr ab Oktober ausgraben und als Gemüse zubereiteten. Im zweiten Jahr verholzt die Wurzel und ist nicht mehr für den Verzehr geeignet. 

Die Blätter können im Frühjahr einem Wildkräutersalat zugefügt werden, während die Samen im Müsli mit verzehrt werden können. Auch die Knospen sind lecker!

Pflanzenstoffe

Fettsäuren

  • 65-80 % Linolsäure
  • 8-14 % γ-Linolensäure
  • Palmitin-, Öl-, Stearinsäure u. a.
  • Phospholipide

Polyphenole

  • Flavonoide: darunter Rutin, Myricetin, Quercetin, Kaempherol und ihre Derivate sowie Isoflavone, Chalkone
  • Phenolcarbonsäuren: u. a. p-Cumar-, Ferula-, Gallus-, Kaffee-, Rosmarinsäure und ihre Derivate
  • Proanthocyanidine: wie Epicatechin, Catechine

Die Blätter enthalten auch

  • Tannine: Oenothein A, Oenothein B
  • Polysaccharide: wie Arabinose, Galactose, Glucose, Mannose

Die Wurzel enthält zusätzlich Sterole, Mineralstoffe und Spurenelemente.

Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.

Mögliche pharmakologische Wirkungen

  • antiinflammatorisch
  • immunmodulierend

Geschichte & Mythologie

Die Nachtkerze zählt in Europa zu den Neophyten, weil sie erst im frühen 17. Jahrhundert aus Nordamerika nach Europa kam. 

Quellen