Liebstöckel

Wissenschaftlicher Name: Levisticum officinale
Pharmazeutischer Name: Levistici radix
Synonyme: Maggikraut, Gebärmutterkraut
Familie: Apiaceae (Doldenblütler)

Heimat & Botanik

Der Liebstöckel stammt ursprünglich aus Westasien, er hat sich jedoch bereits vor über tausend Jahren in Europa angesiedelt. Die Pflanze wächst bis zu zweieinhalb Meter in die Höhe. Sie hat einen kräftigen, durch Knoten in einzelne Abschnitte unterteilten Stängel, der von Ölgängen durchzogen ist. An den Trieben, die von diesem Stängel abzweigen, wachsen zwei- bis dreifach gefiederte Laubblätter, wobei die unteren, dunkelgrünen Blätter bis zu siebzig Zentimeter lang und fünfundsechzig Zentimeter breit sind. Die oberen Fiederblätter sind kleiner.

Im Juni und August bilden sich zarte, blassgelbe bis grünliche Blüten an zwölf- bis zwanzigstrahligen Doppeldolden. Sie sind schirmartig gewölbt. Werden die Blüten befruchtet, reifen zwischen August bis September fünf bis sieben Millimeter lange, gelb-braune Früchte, die zu zwei Teilfrüchten zerfallen.

Der botanische Name "Levisticum" bezieht sich vermutlich auf Ligurien, die einstige Anbauregion des Liebstöckels. Hieraus entwickelte sich die deutsche Bezeichnung. Aus dem Zusatz "officinalis" kann man schließen, dass Liebstöckel als Arzneipflanze schon lange in der Offizin, dem Verkaufsraum der Apotheke, verfügbar war. "Maggikraut" heißt Liebstöckel aufgrund der geschmacklichen Ähnlichkeit der Gewürzsoße mit der Heilpflanze, Liebstöckel war jedoch nie Bestandteil dieser Mischung.

Eigenschaften & Geschmack

Eigenschaften

  • warm    

Geschmack

  • süß
  • scharf
  • etwas bitter
  • aromatisch 

Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.

Wirkungen & Indikationen in der chinesischen Medizin

Tropismus: Milz, Magen, Leber, Niere, Lunge, Uterus

Tonikum

Blut-Tonikum

  • Schwindel, Amenorrhoe, Hypomenorrhö, Trockenheit von Haut und Haare

Qi-Tonikum

  • Müdigkeit, Schwäche, Appetitlosigkeit, Mangel an Magensäure, mangelnde Libido

Aromatisches, Nässe aus der Mitte eliminierendes Kraut

  • Flatulenz, Völlegefühl, Übelkeit, Römheld Syndrom

Das Innere erwärmendes Kraut

Qi bewegendes und das Innere wärmendes Kraut

  • Verdauungsschwäche, Krämpfe, erwärmt den Uterus, Dysmenorrhoe

Qi bewegendes Kraut

scharfes, Mitte regulierendes Kraut

  • Verdauungsschwäche, Engegefühl im Oberbauch, Völlegefühl, Krämpfe, Flatulenz, Dysmenorrhoe, PMS

Nässe ausleitendes Kraut

Kraut, das das Nieren-Yang behandelt

  • Miktionsstörungen, Polyurie, Enuresis nocturna, Potenzstörungen, Fluor vaginalis, feuchte-kälte Zystitis, Lymphstau

Schwermetalle und Giftstoffe ausleitendes Kraut

Ausführlich werden die Kategorien unter Kategorien & Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die wir der jeweiligen Kategorie zugeordnet haben.

Anwendung

Infus

  • 1,5 - 3 g pro Tasse (1 TL = ca. 3 g)
  • 15 min. abgedeckt ziehen lassen
  • 3 x täglich 1 Tasse
  • 4 - 6 g Tagesdosis

Fluidextrakt

  • 2 - 3 x täglich 2 g

Trockenextrakt

  • 2 - 3 x täglich 0,3 g

Wir setzten Heilpflanzen in der Regel nicht als Einzeldroge, sondern gemeinsam mit anderen Heilpflanzen ein; wie wir sie kombinieren, ist im Abschnitt “Rezepturenlehre” erläutert. Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt. 

Nebenwirkungen

  • phototoxische Reaktionen
  • allergische Reaktionen

Vorsicht

Bisher fehlen Erkenntnisse und Daten zur Sicherheit der Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. 

Kontraindikationen

  • Eingeschränkte Herz- und Nieren-Funktion mit Ödemen
  • Allergien gegen Doldenblütler

Mögliche Wechselwirkungen mit Arzneistoffen

  • Es besteht unter Umständen eine erhöhte Phototoxizität von entsprechend wirksamen Arzneistoffen. Ein effektiver Sonnenschutz ist daher empfehlenswert.
  • Die Wirkung von Gerinnungshemmern und Antihypertensiva kann unter Umständen verstärkt werden.

Im Falle einer geplanten gemeinsamen Anwendung zusammen mit Arzneistoffen sollten Nutzen und Risiken gemeinsam mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt abgewogen werden.

Pflanzenstoffe

ätherisches Öl

  • u. a. Alkylphthalide wie Ligustilid und Levistolid, Neocnidilid, p-Cymen, Phellandren, α- und β-Pinen, Sabinen α-Terpinenylacetate 

Cumarine 

  • Psoralen, Umbelliferon
  • Furanocumarine wie Bergapten

Sterole

  • β-Sitosterol und andere 

Phenolcarbonsäuren

  • Angelica-, Benzoe-, Caffeoylchina-, Chlorogen-, Ferula-, Hydroxyzimt-, Isovalerian-, Kaffee-, Neochlorogen-, p-Cumar-, Sinapinsäurederivate, Coniferulat 

Flavonoide

  • Apigenin, Cynarosid, Kämpferol, Quercetin, Rutin

Polyine

  • Falcarindol

Phathalide

  • Butylphthalid, Butylidenphthalid, Propylidenphthalid

Mögliche pharmakologische Wirkungen

  • aquaretisch
  • antimikrobiell
  • anthelmintisch
  • antioxidativ
  • antiinflammatorisch
  • vasoprotektiv
  • gefäßentspannend
  • antiarteriosklerotisch
  • hepatoprotektiv
  • karminativ
  • spasmolytisch
  • tumorprotektiv

Geschichte & Mythologie

Der Liebstöckel gehörte einst zu den Pflanzen, die Menschen unwiderstehlich machen sollten. Man gab ihn ins Badewasser und trug ihn bei sich, um eine auserwählte Person zu betören. Liebstöckel sollte zudem Unheil abwenden und böse Geister fern halten. Medizinisch wurde er seit der Antike genutzt.

Quellen