Wissenschaftlicher Name: Linum usitatissimum
Pharmazeutischer Name: Lini semen, Lini oleum
Synonyme: Flachs
Familie: Linaceae (Leingewächs)
Der in gemäßigten und subtropischen Zonen fast weltweit verbreitete Lein ist ein ein- bis zweijähriges bis zu einem Meter hohes Kraut. Es gibt auch ausdauernde Varianten, die Halbsträucher bilden. Die lanzettförmigen, zarten Laubblätter sind ungestielt und glattrandig.
Die radiärsymmetrischen, blauen, mitunter aber auch weißen, gelben oder rosa Blüten des Leins blühen im Juni und Juli immer nur kurz. Sie stehen in den Blattachseln in Rispen und sind fünfzählig und bilden eine Kapselfrucht mit zehn Fächern, in denen sich die braunen Samen befinden.
Lein bzw. Linum ist eine verbreitete Nutzpflanze, die Leinöl und Leinfasern liefert. Deshalb heißt er "usitatissimum" für gebräuchlich.
Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.
Tropismus: Magen, Lunge, Darm
Toxische Hitze ausleitendes Kraut
Mild abführend und den Darm befeuchtendes Kraut
Äußerliche Anwendung von Kräutern
Ausführlich werden die Kategorien unter Kategorien & Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die wir der jeweiligen Kategorie zugeordnet haben.
Tropismus: Magen, Lunge, Darm
Unser Tipp
In der Praxis hat es sich bewährt 2 - 3 Esslöffel ganze oder frisch angestoßene Leinsamen am Abend mit ca. 750 ml kaltem Wasser anzusetzen und über Nacht quellen zu lassen (in dringenden Fällen reicht es auch, wenn die Leinsamen dreißig Minuten bis zwei Stunden quellen). Das Mazerat wird am Morgen kurz aufgekocht. Da es hochkocht wie Milch, sollte man den Topf nicht aus den Augen lassen. Man erhält eine schleimige Lösung. Patienten, die aus medizinischen Gründen auf Ballaststoffe wie die Schalen der Leinsamen verzichten sollen, können den Schleim durch ein Sieb abfiltern. Das Mazerat sollte in einer Thermoskanne aufbewahrt werden und über den Tag verteilt getrunken werden. Man kann in dem frisch aufgekochten Leinsamentee bei Bedarf weitere Teekräuter ziehen lassen. Die abfiltrierten Leinsamen können äußerlich angewendet werden.
Wir raten ausdrücklich von geschroteten Leinsamen ab, da das fette Öl in den Samen durch den Kontakt mit dem Sauerstoff in der Luft in geschroteten Leinsamen schnell ranzig wird.
Wir setzten Heilpflanzen in der Regel nicht als Einzeldroge, sondern gemeinsam mit anderen Heilpflanzen ein; wie wir sie kombinieren, ist im Abschnitt “Rezepturenlehre” erläutert. Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt.
Bisher fehlen Erkenntnisse und Daten zur Sicherheit der Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren. Die Anwendung wird daher nicht empfohlen.
Diese Kontraindikationen gelten - mit Ausnahme vom Verdacht auf Ileus, der ein medizinischer Notfall ist - für den Leinsamen, aber nicht für den aus den Leinsamen gewonnenen Schleim, den man gewinnt, wenn die Leinsamen nach der Mazeration und dem Aufkochen durch ein Sieb gibt.
Leinsamen können die Resorption von Arzeneistoffen verzögern und sollten deshalb zwei Stunden vor oder mindestens zwei Stunden nach der Einnahme von Medikamenten angewendet werden. Außerdem wirkt er gerinnungshemmend und kann unter Umständen die entsprechende Wirkung von Medikamenten verstärken. Im Falle einer geplanten gemeinsamen Anwendung zusammen mit Arzneistoffen sollten Nutzen und Risiken gemeinsam mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt abgewogen werden.
Die Zusammensetzung der Pflanzenstoffe kann sich je nach Standort, Klima und Zeitpunkt der Ernte der Arzneidroge sowie dem Auszugsmittel und der Darreichungsform unterscheiden. Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.
Lein ist eine der ältesten Nutzpflanzen. Seit mindestens 6.000 Jahren gewinnt man aus Lein Fasern. Schon im 8. Jahrtausend vor Christus hat man in der Levante aus Lein bzw- Flachs Textilien gewonnen. In der Steinzeit verwendete man die Textilien nicht nur zur Herstellung von Kleidung, sondern auch für Segel und Kampfausrüstung. Aber auch als Ölpflanze wird Lein schon lange genutzt.
Im antiken Ägypten verkörperte die Blüte des Leins göttliche Reinheit. Sie war der Göttin Isis geweiht, der Göttin der (Wieder-)Geburt und der Magie. Die Germanen brachten den Lein Frigg oder Freya in Verbindung, der die Menschen der Legende zu Folge das Wissen über den Anbau, das Spinnen und das Weben verdankten. Als Heilpflanze wird der Lein seit der Antike verwendet.
Die von uns bei der Erstellung der Inhalte für diese Webseite verwendeten Fachbücher sind im Literaturverzeichnis einsehbar. Darüber hinaus basieren die Inhalte zu dieser Pflanze auf folgenden Quellen:
> Shinde NV, Sahane NS, Bhosale SK et al. Golden Flaxseed (Linum Usitatissimum): Unveiling Its Botanical Marvels, Therapeutic Potentials, and Nanoscale Applications. Zhongguo Ying Yong Sheng Li Xue Za Zhi. 2025 Jul 9;41:e20250017.
> Sirotkin AV. Influence of Flaxseed (Linum usitatissimum) on Female Reproduction. Planta Med. 2023 May;89(6):608-615.
> Al-Madhagy S, Ashmawy NS, Mamdouh A et al. A comprehensive review of the health benefits of flaxseed oil in relation to its chemical composition and comparison with other omega-3-rich oils. Eur J Med Res. 2023 Jul 18;28(1):240.
> Al-Madhagy S, Ashmawy NS, Mamdouh A et al. A comprehensive review of the health benefits of flaxseed oil in relation to its chemical composition and comparison with other omega-3-rich oils. Eur J Med Res. 2023 Jul 18;28(1):240.
> Błaszczuk A, Barańska A, Kanadys W et al. Role of Phytoestrogen-Rich Bioactive Substances (Linum usitatissimum L., Glycine max L., Trifolium pratense L.) in Cardiovascular Disease Prevention in Postmenopausal Women: A Systematic Review and Meta-Analysis. Nutrients. 2022 Jun 14;14(12):2467.
> HPMC-Monographie der europäischen Arzneimittelbehörde (EMA)