Kümmel

Wissenschaftlicher Name: Carum carvi
Pharmazeutischer Name: Carvi fructus
Synonyme: Gemeiner Kümmel, Wiesenkümmel
Familie: Apiaceae (Doldenblütler)

Heimat & Botanik

Der Kümmel bildet im ersten Jahr eine Blattrosette aus Fiederblättern. Die zarten Blätter sind zwei- bis dreifach gefiedert, wobei die Einzelblätter länglich und sehr schmal sind. Erst im zweiten Jahr blüht der Kümmel von Mai bis Juli. Er hat weiße bis zartrosa Blüten  an 8- bis 16-strahligen Dolden. Die Blüten haben einen typischen, nach innen gebogenen Lappen. Aus der Mitte der Blüte ragen ihre Staubblätter und locken Insekten an. Von Juni bis August bilden sich dann die drei bis sechs Millimeter langen Früchte mit ihren charakteristischen Rippen. Sie zerfallen schließlich in zwei sichelförmig gebogene Teilfrüchte.

Der Kümmel heißt im Griechischen "Karon". Von diesem Namen wurde der botanische Name abgeleitet. "kara" bedeutet Kopf oder Dolde, "kar" bedeutet Laus bedeutet. Damit könnte man die Form der Kümmelfürchte beschrieben haben oder ihren Nutzen in der Abwehr der Läuse. 

Die ursprüngliche Heimat des Kümmels befand sich im europäischen und vorderasiatischen Mittelmeerraum. Heute findet man ihn nahezu überall in Europa.

Eigenschaften & Geschmack

Eigenschaften

  • Warm
  • befeuchtet & trocknend

Geschmack

  • aromatisch
  • bitterer
  • etwas scharf
  • süß

Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.

Wirkungen & Indikationen in der chinesischen Medizin

Tropismus: Milz, Magen, Leber, Darm

Aromatisches, Nässe aus der Mitte eliminierendes Kraut

  • Adipositas, erhöhte Cholesterin- und Triglyceridwerte, breiige Stühle, Diarrhö, Enteritis

Qi bewegendes Kraut

Leber-Qi bewegendes Kraut

  • Dysmenorrhö, Milchstau, Koliken & Krämpfe im Gastrointestinaltrakt, Reizdarm

Mitte regulierendes Kraut
absenkendes, aromatisch-scharfes Kraut

  • Mundgeruch, Aufstoßen, Schluckauf, Völlegefühl, nervöse Magenbeschwerden, Blähungen, Flatulenz, Dyspepsie, Koliken & Krämpfe im Gastrointestinaltrakt, Obstipation

Qi-Tonikum

Milz-Qi-Tonikum

  • Appetitlosigkeit, Ess-Sucht, Übelkeit, Blähungen, Flatulenz, Diarrhö, Enteritis, Dyspepsie

Parasiten austreibendes Kraut

  • äußerlich auf die Haarbürste zur Abwehr von Läusen

Ausführlich werden die Syndrome unter Syndrome und Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die zur Behandlung der entsprechenden Syndrome eingesetzt werden können.

Anwendung

Infus

  • ½ - 1 TL bzw. 0,5-2 g (TL = ca. 3,5 g) pro Tasse
  • 10-15 min. abgedeckt ziehen lassen
  • 3 x täglich 1 Tasse a. c.
  • Tagesdosis: 1,5-6 g                                                                            

Ätherisches Öl

  • 3 – 5 Tropfen bzw. 0,5-3 ml auf Zucker oder in Wasser 1-3 x täglich

Äußerlich    

  • Massage
    das verdünnte ätherische Öl (1-2 % z. B. in Oliven- oder Mandelöl) bis zu 3-mal täglich in das betroffene Areal einmassieren (4-Winde-Öl: Anis, Fenchel, Kümmel, Koriander)
  • Wickel
    das Öl auf ein Tuch geben und auf den Bauch auflegen, mit einem Handtuch abdecken und einen Wollschal darum wickeln - über Nacht einwirken lassen
  • Kümmelsäckchen
    bei Zahn- und Ohrenschmerzen oder rheumatischen Beschwerden auflegen

Relevante Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt.

Nebenwirkungen

  • allergische Reaktionen
  • erhöhte Lichtempfindlichkeit
  • Bei Überdosierung
    • zentrale Erregung, Schwindel, Bewusstseinsstörungen

Kontraindikationen

  • Leberschäden
  • Beschwerden der Gallenblase
  • Schwangerschaft, Stillzeit und Kinder unter 12 Jahren aufgrund fehlender Erkentnisse zur Sicherheit
  • Überempfindlichkeit gegen Doldenblütler
  • Kümmelöl innerlich
    • Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren

Pflanzenstoffe

Ätherisches Öl 3-7 %

  • 95 % Carvon (50-65 %) und Limonen (ca. 45 %)
  • Monoterpene wie α-Pinen, β-Pinen, Sabinen, Myrcen, α-Phellandren, Dihydrocarvon, Dihydrocarveol, Carveol

Fettes Öl 10-18 %

  • Linol-, Petroselin- und Ölsäure

Proteine 20 %

Polysaccharide 15 %

Phenolcarbonsäuren

  • Kaffeesäurederivate

Flavonoide

  • v. a. Quercetin, Kämpferol als Glykoside gebunden

Furanocumarine

Tannine

Alkaloide

Terpenoide

 

Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.

Mögliche pharmakologische Wirkungen

  • karminativ
  • appetitanregend
  • spasmolytisch
  • antimikrobiell
    • antibakteriell
    • antimykotisch
    • antiseptisch
  • laktagog
  • estrogen
  • emmenagog
  • antioxidativ

Quellen