Klettenlabkraut

Wissenschaftlicher Name: Galium aparine  (Gala, griechisch: Milch)
Pharmazeutischer Name: Galii aparinis h.
Familie: Rubiaceae (Rötegewächs)

Heimat & Botanik

Das Klettenlabkraut war ursprünglich ein Waldbewohner. Da es aber gerne Stickstoff mag, ist es auf die gedüngten Felder umgezogen. Es zeigt Überdüngung mit Stickstoff und Phosphat und Lehmboden an, mag es eher basisch und ist eine Pflanze, die grundsätzlich mit sehr wenig Licht auskommt. Sie kann aber auch in der vollen Sonne gedeihen. In der Landwirtschaft wird es als schädigendes Unkraut bekämpft, da es mit den Kulturpflanzen um den Stickstoff konkurriert und Getreide und anderes überwuchern kann, sodass die Ernte deutlich geringer wird. 

Klettenlabkraut kann sich mit Drüsenhaaren an anderen Pflanzen festkletten und als Spreizklimmer sich an diesen emporranken. Es ist einjährig, hat eine schwache Wurzel, dafür aber ein starkes Wachstum, das es in günstigen Lagen bis zu drei Meter lang werden lassen kann. Die Blüten haben vier weiße Kronblätter, die klein und unscheinbar sind und zunächst an den seitlichen Trieben blühen. Erst wenn das Längenwachstum beendet ist, blühen auch die obersten Triebe. Die Blütezeit dauert von Mai bis September, sie bilden klettige Früchte, die wiederum gerne anhaften: Tiere und Menschen sorgen für die weite Verbreitung der Samen.

Eigenschaften & Geschmack

Eigenschaften

  • Kühl

Geschmack

  • Leicht aromatisch
  • Bitter
  • Süßlich
  • Salzig

Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.

Wirkungen & Indikationen in der chinesischen Medizin

Tropismus: Lymphe, Niere, Blase, Haut, Luogefäße

Das Klettenlabkraut ist eine tolle Pflanze für Probleme der Luo-Gefäße. Es wirkt im Interzellulären Raum genauso gut wie im Blut / Xue. Hier wie dort bewegt es Qi und Blut. Es kann Schleim auch außerhalb der Lunge zerteilen, der salzige Geschmack hilft außerdem, Steine und Ansammlungen zu erweichen. Es hilft über Blase und Dickdarm auszuscheiden und kühlt Hitze.

Der leicht süße Geschmack erklärt bei soviel bewegender Energie vielleicht , warum das Klettenlabkraut trotzdem inneren Wind beruhigen kann.

Nässe ausleitendes Kraut 

Kraut, das das Milz-Yang und den 3E behandelt

  • Ödeme, Wasseransammlungen
  • Harnverhalt, Miktionsstörungen mit Brennen oder Schmerzen, Zystitis, Blut im Urin, Infektionen im Urogenitalbereich
  • Harnsteine, Nierensteine, Gries

Schleim außerhalb der Lunge behandelndes Kraut

Schleim in den Leitbahnen zerteilendes Kraut

  • Lipome, Fibrome
  • Brustknoten
  • Kropf
  • Tumore

Hitze kühlendes Kraut

Feuer ableitendes Kraut

  • Herz, Leber, Magen: Hysterie, Nervosität, Unruhe

Nässe trocknendes Kraut

  • Ikterus, Hepatitis, Übelkeit, Druck unter dem rechten Rippenbogen
  • Drüseneiterungen, Gonorrhö
  • Erkrankungen mit Lymphbeteiligung, Lymphstau

Blut kühlendes Kraut

  • Entzündungen, Hauterkrankungen, Psoriasis, Ausschläge, Flechten, Neurodermitis

toxische Hitze ausleitendes Kraut

  • Geschwüre, Zungengeschwüre
  • Krebs (begleitend), PAP 3
  • Abszesse

Hitze in der Leber behandelndes Kraut

Leber-Wind beruhigendes Kraut

  • Neuralgien, Epilepsie

Abführendes Kraut

Mildes und den Darm befeuchtendes Kraut

  • hartnäckige Verstopfung

Die Haut behandelndes Kraut

  • Hauterkrankungen allgemein
  • Drüsenschwellungen, Tumore
  • Sonnenbrand, Wunden

Ausführlich werden die Kategorien unter Kategorien & Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die wir der jeweiligen Kategorie zugeordnet haben.

Anwendung

Infus

  • 1 - 2 Teelöffel pro Tasse (1 TL 0 ca. 3 g)
  • 10 Minuten abgedeckt ziehen lassen
  • 2 - 3 x täglich 1 Tasse

Tinktur

  • Dosierung nach Herstellerangaben

Wir setzten Heilpflanzen in der Regel nicht als Einzeldroge, sondern gemeinsam mit anderen Heilpflanzen ein; wie wir sie kombinieren, ist im Abschnitt “Rezepturenlehre” erläutert. Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt. 

Nebenwirkungen

  • Hautausschlag mit Juckreiz bei Kontakt mit der Frischpflanze

Vorsicht

Bisher fehlen Erkenntnisse und Daten zur Sicherheit der Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Die Anwendung wird daher nicht empfohlen.

Kontraindikationen

  • chronische Erkrankungen von Leber und Nieren

Mögliche Wechselwirkungen mit Arzneistoffen

Im Falle einer geplanten gemeinsamen Anwendung zusammen mit Arzneistoffen sollten Nutzen und Risiken gemeinsam mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt abgewogen werden.

Pflanzenstoffe

Iridoide

  • z. B. Acumin, Asperulosid, Aucubin, 10-Desacetylasperulosid, Monotropein  

Phenolcarbonsäuren

  • z. B. Hydroxybenzoe- und Hydroxyzimtäurederivate wie Caffeoylchina-, Chlorogen-, Cryptochlorogen-, n-Cumar-, Ferula-, Gentisin-, Kaffee-, Neochlorogensäurederivate 

Flavonoide

  • z. B. Apienin-, Astraglin-, Epicatechin-, Hyperosid-, Isorhamnetin-, Luteolin-, Kaempferol-, Quercetin- und Rutinderivate

Alkaloide

  • z. B. Harmin, Hydroxypeganin, Protopin, Vasicinon und ihre Derivate

Sterole

  • z. B. Avenasterol, Campesterol, Cholesterol, Sitosterol, Stigmasterol

Terpene

  • Triterpene wie Betulin, Euscaphic, Oleanol-, Tormentin-, Ursolsäure, Lupeol
  • Sesquiterpene

Squalene

ätherisches Öl

  • v. a. Anethol, Dihydroactinidiolid, Hexahydropseudoionon und Thymol sowie β-Caryophyllen, 3-Hydroxy-3-methylbuttersäure, Hexanal, p-Menthon, β-Methylbutanal, α-Methylpropansäure, Nonanal, Salicylaldehyde, Thymolmethylether

Saponine

Anthrachinone

Alkane

Fettsäuren

Chlorophyll

Carotinoide

Die Zusammensetzung der Pflanzenstoffe kann sich je nach Standort, Klima und Zeitpunkt der Ernte der Arzneidroge sowie dem Auszugsmittel und der Darreichungsform unterscheiden. Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.

Mögliche pharmakologische Wirkungen

  • immunmodulierend
  • antiinflammatorisch
  • antimikrobiell
  • entgiftend
  • antioxidativ
  • wundheilungsfördernd

Geschichte & Mythologie

Das Klettenlabkraut diente schon seit dem Neolithikum zur Käseherstellung, es wurde in alten Pfahlbauten gefunden. es enthält entsprechende Enzyme, die die Milch gerinnen lassen.
 

Quellen