Gelbwurz

Wissenschaftlicher Name: Curcuma longa
Pharmazeutischer Name: Curcumae rhizoma
Synonyme: Gelber Ingwer, falscher /babylonischer / indianischer Safran, Tumerik
Familie: Ingwergewächse (Zingiberaceae)

Heimat & Botanik

Der Gelbwurz ist in Südasien beheimatet und hat ein orangefarbenes Rhizom, das medizinisch und als Gewürz genutzt wird. Das Kraut hat bis zu 40 cm lange, elliptische, spitz zulaufende, wechselständig angeordnete Laubblätter. Mit ihrer Blattscheide bilden die Blätter scheinbar einen Stängel. Im Juli und August erscheint ein Blütenstand mit Blüten in weiß, pink oder violett. 

Der Gelbwurz ist nach der Farbe seiner Wurzel benannt. Bei dem gelben Farbstoff handelt es sich um Curcumin. Das arabische Wort "kurkum" und das altindische Wort "kunkuman" bedeuten beide Safran. Im botanischen Namen bringt man somit zum Ausdruck, dass die Pflanze so gelb ist wie Safran. Der Zusatz "longa" für "lang" grenzt den hierzulande verwendeten Gelbwurz von anderen Vertretern seiner Familie ab.

Eigenschaften & Geschmack

Eigenschaften

  • warm
  • trocken

Geschmack

  • aromatisch
  • scharf
  • leicht bitter

Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.

Wirkungen & Indikationen in der chinesischen Medizin

Tropismus: Milz, Magen, Leber, Gallenblase, Darm

Wind und Nässe eliminierendes Kraut

Kälte, Wind und Nässe eliminierendes Kraut

  • Bi-Syndrome, rheumatoiide Arthritis, Arthrose

Qi bewegendes Kraut

Leber-Qi bewegendes Kraut

  • Oberbauchschmerz, Flankenschmerz, Völlegefühl, Dyspepsie, Obstipation, Colitis ulzerosa, M. Crohn, Gallenstau, Hyperlipidämie, Hypercholesterinämie, Hepatitis, Cholezystits, nicht alkoholische Fettleber, Migräne, Depression, Ängste, Amenorrhö, Dysmenorrhö

Mitte regulierendes Kraut

  • scharfes Mitte regulierendes Kraut
    Appetitlosigkeit, Völlegefühl, Sodbrennen, Übelkeit, Erbrechen, breiige, ungeformte Stühle, Verdauungsstörungen, Reizdarm (Colon irritabile), Gastroenteritis, Hyperlipidämie, Hypercholesterinämie, Insulinresistenz

Blut bewegendes und Stase auflösendes Kraut

  • Endometriose, Hämatome, Angina pectoris, Zyanose, Atemnot, Tumore

Ausführlich werden die Syndrome unter Syndrome und Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die zur Behandlung der entsprechenden Syndrome eingesetzt werden können.

Anwendung

Infus

  • mittlere Tagesdosis: 1,5-3 g
  • 0,5-1 g der geschnittenen Wurzel pro Tasse 20 min ziehen lassen, 2-3 x täglich eine Tasse
  • 1 TL Pulver (0,5-1 g) pro Tasse, 5 Minuten ziehen lassen, 2-3 x täglich eine Tasse

Schwarzer Pfeffer und Fett erhöhen die Bioverfügbarkeit von Curcumin

Tinktur (1:10)

  • 2-3 x täglich 0,5-1 ml

Tinktur (1:5)

  • 2-3 x täglich 5 ml in 60 ml Wasser oder 1 x täglich 10 ml in Wasser

Fertigarzneimittel

  • standardisierter Gehalt an Curcumin, Dosierung nach Herstellerangaben

Durch unterschiedliche Herstellungsmethoden wird die Bioverfügbarkeit von Curcumin erhöht. Daher können hier keine Angaben zur Dosierung gemacht werden.

Relevante Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt.

Nebenwirkungen

  • Verstärkte Blutungsneigung
  • Reizung der Mundschleimhaut
  • Übelkeit, Erbrechen
  • Sodbrennen
  • Diarrhö

Kontraindikationen

  • Gallensteine, Verschluss der Gallenwege, Cholangitis, Ikterus
  • Schwangerschaft, Stillzeit, Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren
  • Yin-Leere

Mögliche Wechselwirkungen mit Arzneistoffen

Es können sich synergistische Effekte im Falle einer gemeinsamen Anwendung mit Acetylsalicysäure, Paracetamol, Lipidsenkern und Antidiabetika ( Hypoglykämie!) ergeben. 

Aufgrund der gerinnungshemmenden Wirkung von Gelbwurz kann sich unter Umständen die Blutungszeit bei gemeinsamer Anwendung mit Antikoagulantien u. Thrombozytenaggregationshemmern bzw. Heparin verlängern. 

Außerdem kann Gelbwurz unter Umständen die Bioverfügbarkeit einiger Arzneistoffe verändern.

Patienten sollten sich daher vor einer gemeinsamen Anwendung bei ihrer behandelnden Ärztin bzw. ihrem behandelnden Arzt beraten lassen, um Nutzen und Risiken abzuwägen. 

Pflanzenstoffe

Curcuminoide 3-5 %

  • gelber Farbstoff der Wurzel
  • Curcumine: Curcumin (Diferuloylmethan), Demethoxycurcumin und Bisdemethoxycurcumin

Ätherisches Öl 2-7 %

  • Sesquiterpene wie ar-Curcumen, β-Curcumen, Xanthorrhizol, Germacron

Polysaccharide

  • Stärke, Ballaststoffe

Mineralstoffe und Spurenelemente

  • Calcium (Ca), Magnesium (Mg), Kalium (K), Natrium (Na), Phosphor (P), Schwefel (S), Chrom (Cr), Eisen (Fe), Kupfer (Cu), Mangan (Mn),  Molybdän (Mb), Zink (Zn)

Vitamine

  • Thiamin, Riboflavin, Niacin, Pyridoxin, Vitamin A, C und E

essentielle Fettsäuren

 

Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.

Mögliche pharmakologische Wirkungen

  • tumorprotektiv
  • antiproliferativ
  • cholagog, choleretisch
  • antidiabetisch
  • lipidsenkend
  • gewichtssenkend
  • antiulzerogen, gastroprotektiv
  • heptaotprotektiv
  • neuroprotektiv
  • vasoprotektiv
  • antiinflammatorisch
  • immunmodulierend
  • analgetisch
  • antidepressiv
  • antibakteriell, antiviral
  • antimykotisch
  • antiallergisch
  • antioxidativ
  • antivasokonstruktiv
  • angiogenetisch

Quellen

Quellen:
> Rajkumari, S. and Sanatombi, K. (2017) Nutritional Value, Phytochemical Composition, and Biological Activities of Edible Curcuma Species: A Review. International Journal of Food Properties, 20, S2668-S2687.
> Monographie der europäischen Arzneimittelbehörde (EMA)
> Blaschek W (Hrsg.). Wichtl – Teedrogen und Phytopharmaka. Stuttgart 2016 
> Schilcher H. Leitfaden Phytotherapie. München 2016
> Chen JK, Chen TT. Chinesische Pharmakologie, Bad Kötzting, 2014
> Körfers A, Sun Y. Traditionelle chinesische Medizin. Arzneidrogen und Therapie. Stuttgart 2009
> Ritter S. Arzneimittel-Interaktionen in der Phytotherapie. Bad Kötzting 2019