Feldstiefmütterchen

Wissenschaftlicher Name: Viola tricolores
Pharmazeutischer Name: Violae tricolores h.
Synonyme: Stiefmütterchen, Schöngesicht, Ackerveilchen, wildes Stiefmütterchen, Christusauge, Mädchenauge, Muttergottesschuh, Heartsease (engl.)
Familie: Violaceae (Veilchengewächse)

Heimat & Botanik

Das wilde Stiefmütterchen, Feldstiefmütterchen oder Ackerveilchen ist ein Vorfahr der gezüchteten Gartenstiefmütterchen, die allgemein bekannt sind. Die Gartenversion hat deutlich größere Blüten. Ansonsten sind sie sich sehr ähnlich: ein krautiges Wachstum, einjährig, zweijährung und manchmal auch mehrjährig wuchern sie gerne auf Felder und Wiesen auf saurem Urgestein, in Dünen auf sandiger Erde. Es bildet keine Ausläufer. Es ist im gemäßigten Europa überall zu finden.

Die auffällige Blüte ist häufig dreifarbig, Lila, bläulich, rosa und manchmal kann sie auch gelb- cremefarben sein. 

Eigentlich ist das Stiefmütterchen selbsteril, das heißt, es ist auf Bestäubung durch Insekten und andere Pflanzen angewiesen. Inzwischen gibt es Hinweise, dass es die Blüte etwas verändert hat, sodass es auch bis zu dreißig Prozent ohne Insekten auskommen kann. Die Blüte ist kleiner, bildet weniger Nektar und kann sich selber bestäuben.

Eigenschaften & Geschmack

Eigenschaften

  • kühl
  • Befeuchtend + trocknend

Geschmack

  • Mild
  • Scharf
  • Salzig

Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.

Wirkungen & Indikationen in der chinesischen Medizin

Tropismus: Haut, Niere, Herz 

Das wilde Stiefmütterchen ist eine sanfte Heilpflanze, die auch besonders gerne Kindern verordnet wird, denn sie deckt allerlei Erkrankungen von Kindern ab: Sie wurde bei Kinderkrankheiten ebenso gegeben, wie heute bei Windeldermatitis, Hauterkrankungen, Erkältungen,  Milchschorf, Bettnässen und vielem mehr. 

Es eignet sich aber genauso gut für Erwachsene, die empfindliche Haut und entsprechende Erkrankungen haben. Es erhöht die Chlorid- und Harnsäureausscheidung im Stoffwechsel und ist so auch geeignet bei rheumatischen Erkrankungen und auch anderen heißen Bi-Syndromen. Ein weiterer Schwerpunkt sind verschiedene Formen der windigen Symptome wie Wind-Hitze Erkrankungen, aber auch Juckreiz, Zuckungen, Fieberkrämpfe. Historisch wurde es auch bei Kindern gegen Epilepsie eingesetzt.

Oberfläche öffnendes Kraut

Wind-Hitze eliminierendes Kraut

  • ist leicht schweißtreibend, fast alle Kinderkrankheiten

Fieber behandelndes Kraut

  • Fieberkrämpfe, fiebrige Kinderkrankheiten

Nässe ausleitendes Kraut

Das Blasen-Qi behandelndes Kraut

  • harntreibend, erhöht Chlorid- und Harnsäureausscheidung
  • weiche Stühle bei Kids

Wind-Nässe eliminierendes Kraut

Hitze, Wind und Nässe eliminierendes Kraut (Bi Syndrom)

  • fieberhafter Gelenksrheumatismus, alle rheumatischen Erkrankungen
  • Hitze-Bi, Wind-Hitze-Bi, auch nur Wind-Nässe-Bi

Schleim in der Lunge behandelndes und Hustend stoppendes Kraut

 Heißen Schleim zerteilendes Kraut

  • auswurffördernd, Verschleimung, Husten, Keuchhusten

Hitze kühlendes Kraut

Nässe ausleitendes Kraut

  • Blasenkartarrhe
  • Windeldermatitis, Bettnässen bei Kids mit Katzenpissegeruch, Milchschorf
  • Lymphreinigung

Blut kühlendes Kraut

  • blutreinigend
  • Hauterkrankungen allgemein, trockene und feuchte Ekzeme aller Art, Ekzeme im Gesicht, Ekzeme bei Milchallergie
  • juckende Hautausschläge, Neurodermitis, Psoriasis

Hitze in der Leber behandelndes Kraut

Leber-Wind bruhigendes Kraut

  • Epilepsie, bes. bei Kindern, Fieberkrämpfe
  • im Schlaf zucken, Hände zu Fäusten krampfen
  • empfindsame, verletzliche Menschen, die es nicht zeigen wollen

Die Haut behandelndes Kraut

  • Hauterkrankungen allgemein
  • Ekzeme aller Art (trockene und feuchte!), Ekzeme im Gesicht, Ekzeme bei Milchallergie
  • juckende Hautausschläge, Neurodermitis, Psoriasis
  • trockene, rissige, spröde Haut

Befeuchtet

  • trockene, rissige, spröde Haut
  • Atemwege, Kehlkopfreizung
  • Blut- und Säftetrockenheit

Ausführlich werden die Kategorien unter Kategorien & Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die wir der jeweiligen Kategorie zugeordnet haben.

Hinweis

Bote für die Haut

Anwendung

Infus

  • 3 g pro Tasse (1 TL = ca. 1,8 g)
  • 10 Minuten abgedeckt ziehen lassen
  • 3 x täglich 1 Tasse
  • Tagesdosis 9 g

Frischpflanzentinktur

  • 1 - 3 x täglich 3 - 5 Tropfen in Wasser
  • oder Dosierung nach Herstellerangaben

Dekokt für äußerliche Anwendungen

  • 2 - 20 g pro Liter für Spülungen, Waschungen oder Auflagen 2 - 3 x täglich
  • Badezusatz: 1 Liter des Dekokts mit 5 - 10 g Droge

Wir setzten Heilpflanzen in der Regel nicht als Einzeldroge, sondern gemeinsam mit anderen Heilpflanzen ein; wie wir sie kombinieren, ist im Abschnitt “Rezepturenlehre” erläutert. Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt. 

Nebenwirkungen

Nicht bekannt. Da die Pflanze Salicylate enthält, sind jedoch Unverträglichkeitsreaktionen im Falle einer Salicylatallergie möglich.

Vorsicht

Bisher fehlen Erkenntnisse und Daten zur Sicherheit der Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern unter 12 Jahren für die äußerliche Anwendung und bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren für die innerliche Anwendung. Die Anwendung wird daher nicht empfohlen.

Kontraindikationen

  • Salicylatunverträglichkeit
  • äußerlich zudem
    • offene Wunden und größere Hautschäden
  • Bäder bei fiebrigen Erkrankungen, Herzinsuffizienz oder Hypertonie

Mögliche Wechselwirkungen mit Arzneistoffen

Das Feldstiefmütterchen kann möglicherweise die Bioverfügbarkeit zahlreicher Arzneistoffe verändern. Im Falle einer geplanten gemeinsamen Anwendung zusammen mit Arzneistoffen sollten Nutzen und Risiken gemeinsam mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt abgewogen werden. Aufgrund des Gehalts an Salicylsäure sollte insbesondere die Kombination mit Gerinnungshemmern und anderen Arzneistoffen, deren Anwendung mit einem erhöhten Blutungsrisiko einhergeht (z. B. NSAR) sicherhehitshalber vermieden werden.

Pflanzenstoffe

Flavonoide

  • z. B. Apigenin, Chryoeriol, Isoorientin, Isorhamnetin, Isovitexin, Kaempferol, Luteolin, Orientin, Quercetin, Rutin, Saponaretin, Saponarin, Scoparin, Vicenin, Violanthin, Vitexin und Derivate
  • Anthocyanidine wie Violanin

Phenolcarbonsäuren

  • z. B. p-Cumar-, Gentisin-, Kaffee-, Protocatechu-, Salicyl-, Vanilinsäure
  • Salicylsäuremethylester einschließlich Violutosid

Peptide

  • makrozyklische Polypeptide (Cyclotide) v. a. in Viola arvensis
  • Cycloviolacin, Varv-A, -D, -E, -F, -H, - He, -Hm, Vitri-A bis -F v. a. in Viola odorata

Cumarine

  • Hydroxycumarine wie Umbelliferon

Polysaccharide

  • Schleimstoffe aus Arabinose, Galaktose, Glucose, Rhamnose, Uronsäure und Xylose

Carotinoide

  • Antheraxanthin, ß-Carotin, α-Cryptoxanthin, Luteoilin, Violaxanthin u. a.

Vitamine

  • Ascorbinsäure (Vitamin C), α-Tocopherole (Vitamin E)

Gerbstoffe

Saponine

  • Der Gehalt von Saponine ist umstritten.

Die Zusammensetzung der Pflanzenstoffe kann sich je nach Standort, Klima und Zeitpunkt der Ernte der Arzneidroge sowie dem Auszugsmittel und der Darreichungsform unterscheiden. Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.

Mögliche pharmakologische Wirkungen

  • analgetisch
  • antiinflammatorisch
  • antioxidativ
  • antibakteriell
  • keratolytisch
  • immunsuppressiv

Geschichte & Mythologie

Der Name Stiefmütterchen geht auf die ungleiche Verteilung der Kronblätter auf den Kelchblättern zurück: Das untere Kronblatt sitzt auf zwei Kelchblättern, welches die neue Frau symbolisiert, die auf zwei Plätzen sitzt, rechts und links sind je ein Kron- und ein Kelchblatt zusammen, die Kinder aus aktueller Ehe. Die beiden oberen Kronblätter teilen sich ein Kelchblatt und sollen die Stiefkinder symbolisieren.

Quellen