Faulbaum

Wissenschaftlicher Name: Rhamnus frangula, (auch Frangula alnus)
Pharmazeutischer Name: Frangulae cort.
Synonyme: Amselbaum, Brechwegdorn, Gelbholz, Stinkstrauch, glatter Wegdorn, Grindholz, Pulverholz, Gichtholz, Spillbaum, Zapfenholz, Zweckenholz, Buckthorn bark, Black alder bark, E`corse de boudaine, Écorse de frangule
Familie: Rhamnaceae (Kreuzdorngewächs)
 

Heimat & Botanik

Der Faulbaum ist ein kleiner stark verzweigter Strauch, der selten als Baum bis zu 8 Metern hoch wird. In der Regel erreicht er nur Höhen von 2-4 Metern. Er ist sehr häufig in Deutschland und verbreitet bis Marrokko und die Türkei. Faulbäume mögen es feucht, wobei sie auch Trockenheit aushalten, und saure Lehm- Sand- oder Tonböden, die tiefgründig sind. Die Blätter sind verkehrt eiförmig, sie sitzen an 0,5 -1,5 cm langen Stielen. Der Strauch blüht über eine lange Periode von Mai bis September, so können häufig verschiedene Reifestadien der Früchte von rot bis schwarz am Strauch beobachtet werden. Die ausgereiften Steinfrüchte enthalten mehrere Kerne. 

Gesammelt wird die Rinde der Äste. Diese riecht unangenehm “ faulig”. Frisch gesammelte Rinde wird in der Sonne getrocknet und muss, damit sich ein Wirkstoff abbaut, mindestens 1 Jahr lagern oder bei 80 -100 Grad Celsius getrocknet werden, da Tee oder Tropfen aus der Rinde sonst Brechreiz erregend sind. Der Tee selbst schmeckt relativ angenehm süß.

Eigenschaften & Geschmack

Eigenschaften

  • Kalt
  • Trocknend und befeuchtend

Geschmack

  • Süß
  • Wirkung: bitter

Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.

Wirkungen & Indikationen in der chinesischen Medizin

Tropismus: Dickdarm und Leber

Faulbaumrinde kann ein Segen sein, wenn er klug und vorsichtig benutzt wird. Als starkes Abführmittel kann er Kaliummangel verursachen, er wirkt im direkten Kontakt mit der Darmschleimhaut und zählt zu den Kontaktlaxanzien. Allerdings wirkt er weniger drastisch, als herkömmliche Abführmittel. Außerdem hat er eine krampflösende Eigenschaft, die bei starker Verstopfung sehr angenehm sein kann, da die abführende Wirkung sanft ist. Zum Abführen werden abends eine Tasse Tee mit einem viertel - halben Teelöffel Droge getrunken. Die Wirkung stellt sich dann in der Regel am nächsten Morgen ein. 

Interessant ist die Verbindung von Leber und Dickdarm: Alle Verstopfungen, aber auch feuchte Hitze Durchfälle, die mit einer Leber Pathologie einhergehen, reagieren sehr gut auf den Teeaufguss. Das sind zum Beispiel Verstopfungen an fremden Orten, Obstipation aufgrund von Ärger oder Stress ("den Arsch zusammenkneifen und weitermachen") aber auch stinkende Durchfälle. In solchen Fällen, reicht eine niedrige Dosierung von 10g kombiniert mit anderen, passenden Kräutern in einer 200g Teemischung, die für einen Monat Teekur ausreicht. 

Wind-Nässe ausleitendes Kraut

Hitze, Wind und Nässe eliminierendes Kraut (Bi-Syndron)

  • Rheuma, Gicht

Hitze in der Leber behandelndes Kraut

Leber-Feuer kühlndes Kraut

  • roter Kopf, rote Augen
  • Reizbarkeit, entgiftet, aufbrausendes Gemüt, Kopfschmerzen
  • Wechseljahreswallungen
  • Brechreiz
  • senkt RR durch weniger Gereiztheit und Hitze 

Qi bewegendes Kraut

bewegt Leber-Qi

  • fördert den Gallenfluss, Reizbarkeit, Kopfschmerzen
  • Gefühl, gefangen zu sein
  • Schmerzen im Sakrum durch Verstopfung und Stagnation im Darm 

Abführendes Kraut

Stark abführendes Kraut

  • akute und chronische Verstopfung
  • stinkender Durchfall, klebriger Stuhl
  • Hämorrhoiden, Analfissuren, nach OPs im analen Bereich (um weichen Stuhl herbei zu führen)
  • hilft, altes und belastendes los zu werden (schützt so vor Traurigkeit und bringt Freiheit und Klarheit zurück)
  • regt die Durchblutung im Darm an, regt ihn stark in seiner Tätigkeit an

 Obstipatiom durch Leber-Qi Stagnation lösendes Kraut

  • hilft emotionale Altlasten auszuscheiden
  • brennender Anus und trockener Mund
  • auch bei spastischer Opstipation, wenig Gewöhnungseffekt
  • Hauterkrankungen

Darm befeuchtendes Kraut

  • befeuchtet den Dickdarm, baut Säfte im Dickdarm auf
  • weicht Stagniertes auf

Ausführlich werden die Kategorien unter Kategorien & Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die wir der jeweiligen Kategorie zugeordnet haben.

Anwendung

Infus

  • abends vor dem Schlaf 0,5 g pro 1 Tasse entsprechend 20 - 30 mg Anthranoiden (1 TL = ca. 2,4 g), geringste Dosis, die Erfolg zeigt, halber Teelöffel pro Tasse oder weniger, Wirkung meist nach einigen Stunden
  • 10 - 15  Minuten ziehen lassen
  • 2 - 3 x pro Woche
  • keine Daueranwendung von länger als 1 Woche

Wir setzten Heilpflanzen in der Regel nicht als Einzeldroge, sondern gemeinsam mit anderen Heilpflanzen ein; wie wir sie kombinieren, ist im Abschnitt “Rezepturenlehre” erläutert. Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt. 

Nebenwirkungen

  • Krämpfe im Magen-Darm-Trakt
    Treten Krämpfe auf, sollte die Dosis gesenkt werden.
  • Verfärbung des Urins
  • Nachweis von Albumin und Blut im Urin
  • Flüssigkeits- und Elelktrolyt-, vor allem Kaliumverluste
  • reversible Pigmenteinlagerungen in der Darmschleimhaut (Pseudomelanosis coli)

Vorsicht

In der Schwangerschaft wird von Faulbaumrinde abgeraten, da die Pflanzenstoffe möglicherweise genotoxisch wirken. Bisher fehlen zudem Erkenntnisse und Daten zur Sicherheit der Anwendung in der Stillzeit. Die Anwendung wird daher ebenfalls nicht empfohlen. 

Kontraindikationen

  • Kinder unter 12 Jahren
  • bekannte Überempfindlichkeit
  • Entzündungen im Gastrointestinaltrakt wie Appendizitis oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
  • Stenosen im Darm oder Ileus, Darmverschluss
  • Bauchschmerzen unbekannter Ursache
  • Dehydrierung

Mögliche Wechselwirkungen mit Arzneistoffen

Da Kaliumverluste durch Süßholz, andere Laxantien, Glucocorticoide und anderen Arzneistoffe wie Diuretika verstärkt werden können, sollte eine gemeinsame Anwendung unterbleiben. Ferner sind Wechselwirkungen mit Antihypertensiva und Diuretika möglich, die zu Wirkungsminderungen der Medikamente, Herzrhythmusstörungen oder anderen Beschwerden führen können, weshalb von einer gemeinsamen Anwendung abgeraten wird. Auch die Aufnahme anderer Arzneistoffe kann durch Faulbaumrinde vermindert werden. Im Falle einer geplanten gemeinsamen Anwendung zusammen mit Arzneistoffen sollten Nutzen und Risiken gemeinsam mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt abgewogen werden.

Pflanzenstoffe

Anthrachinone

  • Glucofranguline darunter Glucofrangulin A und B, die zu Frangulien und Frangulaemodin abgebaut werden bzw. bei Lagerung oxidieren
  • Franguline A und B sowie deren Derivate, die zu Frangulaemodin abgebaut werden
  • Chrysophanol und Physcion

Naphthaline

  • 2-Acetyl-1,8-dihydroxynaphthalin u. a.

Gerbstoffe

Alkaloide

  • Peptidalakaloide

Die Zusammensetzung der Pflanzenstoffe kann sich je nach Standort, Klima und Zeitpunkt der Ernte der Arzneidroge sowie dem Auszugsmittel und der Darreichungsform unterscheiden. Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.

Mögliche pharmakologische Wirkungen

  • laxierend
  • sekretagog
  • antiabsorptiv
  • hydragog

Geschichte & Mythologie

Faulbaumrinde liefert eine gute Asche, die früher als Schwarzpulver verwendet wurde. 

Außerdem kann mit den Früchten gefärbt werden. In der Teppichherstellung in der Türkei werden sie viel gebraucht. Die Jahresmenge, die verbraucht wird,  liegt bei ca 500 Tonnen Früchten. 

Quellen