Breitwegerich

Wissenschaftlicher Name: Plantago major
Pharmazeutischer Name: Plantaginis major herba, Plantaginis major semen
Synonyme: Ackerkraut, Arnoglosse, Breitblättriger Wegerich, Mausöhrle, Rippenblatt, Saurüssel, Wegeblatt, Wegbreite, Wegtritt
Familie: Plantaginaceae (Wegeriche)

Heimat & Botanik

Der auf der ganzen Welt verbreitete Breitwegerich ist an Straßenrändern ebenso anzutreffen wie auf Wiesen und Äckern. Die ausdauernde, widerstandsfähige Pflanze überdauert dank eines kräftigen Rhizoms und wird bis zu fünfundzwanzig Zentimeter hoch. Ihre in einer grundständigen Blattrosette angeordneten Blätter sind löffel-, ei- oder handtellerförmig. Die Blattspreite ist entweder kahl oder kurz behaart.

Der Breitwegerich blüht von Juni bis Oktober. An dem langen Schaft seines ährenförmigen Blütenschafts wachsen keine Blätter, sondern nur endständig die zahlreichen, kleinen Blüten. Seine Pollen werden mit dem Wind verbreitet. Jede Frucht enthält meist sechs Samen.

Eigenschaften & Geschmack

Eigenschaften

  • kühl
  • trocken

Geschmack

  • bitter

Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.

Wirkungen & Indikationen in der chinesischen Medizin

Tropismus: Magen, Dickdarm, Blase

Die oberirdischen Pflanzenteile des Breitwegerichs schmecken unter anderem aufgrund ihres Gehalts an Flavonoiden, Iridoiden und Terpenen bitter. Der bittere Geschmack und die ihn auslösenden Pflanzenstoffe in Kombination mit antiinflammatorisch wirksamen Gerbstoffe und Phenolcarbonsäuren kühlen Hitze im Yangming und im unteren Erwärmer. Gleichzeitig wirken Gerbstoffe adstringierend, so dass der Breitwegerich auch Blutungen stillen und Durchfall stoppen kann. 

Fettsäuren und Polysaccharide im Samen dagegen befeuchten den Darm und wirken mild abführend. 

Hitze kühlendes Kraut

Feuer ableitendes Kraut

  • Gastritis, Ulcus ventriculi et duodeni, chronisch-entzündliche Darmentzündungen (CED), Colitis ulzerosa, Stomatitis, Gingivitis, Parodontitis, Zahnschmerzen, Otitis media

Nässe trocknendes Kraut (feuchte Hitze)

  • Cystitis, Diarrhö, Dysenterie

Blutungen stillendes Kraut

  • Nasenbluten, Hämaturie, Blutungen in Magen und Darm, Menometrorhagie, Hypermenorrhö, Hämorrhoiden

Adstringierendes Kraut

Durchfall stoppendes Kraut

  • Diarrhö, Dysenterie

Abführendes Kraut

Mild abführendes und den Darm befeuchtendes Kraut

  • Obstipation, Darmträgheit (nur Samen)

Kraut, das die Haut behandelt

  • Verletzungen der Haut, Wunden, Hauterkerankungen, Juckreiz

Ausführlich werden die Kategorien unter Kategorien & Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die wir der jeweiligen Kategorie zugeordnet haben.

Anwendung

Infus

  • 1 - 2 TL pro Tasse
  • 15 Minuten abgedeckt ziehen lassen
  • 3 x täglich eine Tasse

Wir setzten Heilpflanzen in der Regel nicht als Einzeldroge, sondern gemeinsam mit anderen Heilpflanzen ein; wie wir sie kombinieren, ist im Abschnitt “Rezepturenlehre” erläutert. Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt. 

Nebenwirkungen

Bisher sind keine Nebenwirkungen bekannt. Allergiker sollten dennoch vorsichtig sein, da die Pflanze nicht so gut untersucht ist wie andere Heilpflanzen. 

Vorsicht

Bisher fehlen Erkenntnisse und Daten zur Sicherheit der Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Die Anwendung wird daher nicht empfohlen.

Kontraindikationen

  • bekannte Unverträglichkeit

Mögliche Wechselwirkungen mit Arzneistoffen

Im Falle einer geplanten gemeinsamen Anwendung zusammen mit Arzneistoffen sollten Nutzen und Risiken gemeinsam mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt abgewogen werden.

Pflanzenstoffe

Flavonoide

  • darunter Apigenin, Baicalin, Hispidulin, Luteolin, Plantagin, Scutellarin

Iridoide

  • unter anderem Aucubin, Asperulsoide, Majorside und ihre Derivate

Terpene

  • Oleanol-, Uroslsäure

Sterole

  • ß-Sitosterol

Gerbstoffe

Phenol- und Phenolcarbonsäuren

  • Benzoe-, Fumar-, Salicyl-, Syringin-, Vanilinsäure
  • Hydroxybenzoesäurederivate, Ferul-, p-Coumar-, Zimtsäure

Fettsäuren

  • gesättigte Fettsäuren: Behen-, Lignocerin-, Palmitin-, Stearinsäure
  • ungesättigte Fettsäuren: Linol-, Linolen-, Ölsäure

Polysaccharide

  • Arabinose, Galakturonsäure, Galaktose, Glucuronsäure, Glukose, Rhamnose, Xylose, Schleimstoffe

Die Zusammensetzung der Pflanzenstoffe kann sich je nach Standort, Klima und Zeitpunkt der Ernte der Arzneidroge sowie dem Auszugsmittel und der Darreichungsform unterscheiden. Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.

Mögliche pharmakologische Wirkungen

  • antimikrobiell
  • antibakteriell
  • antiviral
  • fungizid
  • wundheilungsfördernd
  • ulcusprotektiv
  • antiinflammatorisch
  • laxierend
  • adstringierend
  • blutstillend
  • antinozizeptiv
  • antioxidativ
  • lipidsenkend

Geschichte & Mythologie

Der Breitwegerich galt nicht nur aufgrund seines Standorts einst als "Herr der Wege" oder gar "König der Wege", denn die Germanen bestatteten am Wegesrand ihre Toten. Griechen und Römer brachten ihn in der Antike mit der Unterwelt in Verbindung. Mancherorts nutzte man den Breitwegerich auch als Orakelpflanze. Für die Ureinwohner Amerikas, war er der "Fußstapfen des weißen Mannes", denn sie brachten den Breitwegerich über ihre Sohlen aus Europa mit und verbreiteten ihn auf dem amerikanischen Kontinent.

Quellen