knotige Braunwurz

Wissenschaftlicher Name: Scrofularia nodosa
Pharmazeutischer Name: Scrofulariae nodosae h., Scrofulariae nodosae rad.
Synonyme: Knotenwurz, Hexenkraut, Nachtschatten, Rauchwurzel, Rotharnkraut, Saukraut
Familie: Scrofulariaceae (Braunwurzgewächse)

Heimat & Botanik

Die knotige Braunwurz mag den Wald, dessen Ränder, Büsche und Wasserränder, somit auch relativ feuchten und mäßig nährstoffreichen Boden. Sie kann 50 bis 100 cm hoch werden, wird aber leicht übersehen, da sie sehr dünn, hoch und durchscheinend ist. Sie ist eine Kaltkeimerin, das heißt, sie braucht den Winter, um zu keimen. Sie ist mehrjährig und krautig.

Ihren Blüten sind unauffällig, braun bis schmutzig rot, sehr klein und in Rispen locker wachsend. Der Beiname `knotig´ bezieht sich auf knubbelige Verdickungen im Rhizombereich. 

Sie wird von Bienen, aber hauptsächich aber von Wespen bestäubt. 

Die knotige Braunwurz ist die Namensgeberin der Braunwurzgewächse. Diese Familie ist in den letzten 10 Jahren sehr stark verkleinert worden. Einige Pflanzen, die früher hier verortet wurden, werden jetzt zu anderen Familien gerechnet, wie der Augentrost zu den Sommerwurzgewächsen und der Fingerhut, der jetzt bei den Wegerichen zu finden ist.

Eigenschaften & Geschmack

Eigenschaften

  • kühl
  • riecht modrig stinkend und die Wurzel faulend

Geschmack

  • Bitter
  • Leicht scharf

Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.

Wirkungen & Indikationen in der chinesischen Medizin

Tropismus: Dreifacher Erwärmer, Hals, Lymphe, Geschlechtsdrüsen, Schilddrüse, Haut, Magen-Meridian

Die knotige Braunwurz ist eine wichtige Heilpflanze für den Hals, die Lymphe und auch die Schilddrüse. Sie kann Hitze kühlen und materiellen als auch inmateriellen Schleim zerteilen, was sie sehr nützlich bei Verdickungen und Entzündungen in diesen Bereichen macht. Da sie auch auf das Blut wirkt, hat sie einen guten Effekt bei Hauterkrankungen, insbesondere, wenn diese mit (fiebrigen) Infektionen einher gehen.

Im Handel sind grundsätzlich das Rhizom, als auch das Kraut zu bekommen, allerdings variiert die Verfügbarkeit. Zur Zeit bekommt man die europäische Braunwurz, also die knotige Braunwurz eher als Kraut, während die Wurzel in der Regel eher als Chinesische Braunwurz verfügbar ist. Diese chinesischen Heilpflanze kühlt auch Hitze, entgiftet, kann aber auch das Yin vermehren. Das ist im Gschmack zu erkennen: dieser ist bitter, süß und salzig. Erweichende, Schleim zerteilende Eigenschaften (über den scharfen Geschmack) werden in der chinesischen Literatur nicht erwähnt. Ansonsten wird sie bei ähnlichen Indikationen verordnet wie unsere einheimische Pflanze. Der Yin stützende Aspekt zeigt sich bei der knotigen Braunwurz in der Leere Hitze kühlenden Eigenschaft, allerdings befeuchtet sie nicht. 

Schleim ausleitendes und Husten stoppendes Kraut

heißen Schleim zerteilendes Kraut

  • chronischer Schnupfen, Angina, Halsentzündungen, geschwollene Mandeln

Schleim außerhalb der Lunge transformierendes Kraut

Schleim in den Leitbahnen transformierendes Kraut

  • Drüsenverhärtungen: verhärtete Lymphdrüsen, Struma, Lymphom
  • geschwollene Drüsen allgemein, besonders: Mandeln, weibliche Brust, Genitalien, Orchitis
  • Rheuma, Gicht, Arthritis, Pilzerkrankungen

Hitze kühlendes Kraut

Feuer ableitendes Kraut

  • Entzündetet Augen bzw Lidränder
  • geschwollene Lymphknoten, Angina, Halsentzündungen
  • Erypsel (Rotlauf)

Blut kühlendes Kraut

  • Blutungen durch hohes Fieber
  • rote, juckende, feuchte Ausschläge, Akne, Psoriasis, Milchschorf, Neurodermitis
  • Pruritus vulvae
  • Wunden, Ekzeme, besonders im Gesicht um Mund, Nase und Ohren, Milchschorf und Rachitis

toxische Hitze ausleitendes Kraut

  • Geschwüre
  • Insektenstiche, Scabies
  • Furunkulose, Schwellungen
  • wirkt antibiotisch, meist innerlich und äußerliche Gabe: Salbe 

Leere Hitze eliminierendes Kraut

  • Scrofulose (Neigung, auf (geringe) Reize mit Entzündungen zu reagieren): geschwollene Lymphknoten an Hals und Nacken, Skrofeln, geschwollene Mandeln
  • Schwächezustände, schleichende Entzündungen, auszehrende Krankheitszustände
  • kontinuierliches leichtes Fieber, Durst, Unruhe

Ausführlich werden die Kategorien unter Kategorien & Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die wir der jeweiligen Kategorie zugeordnet haben.

Hinweis

Bote für den Hals, die Schilddrüse und die Mandeln / Tonsillen

Anwendung

Infus

  • Kraut: einen gehäuften Teelöffel pro Becher, mit kochendem Wasser überbrühen und 10 Minuten abgedeckt ziehen lassen.
  • Wurzel: einen Teelöffel pro Becher mit kochendem Wasser überbrühen und 15 Minuten abgedeckt ziehen lassen.

Fertigarzneimittel

  • Dosierung nach Herstellerangaben

Wir setzten Heilpflanzen in der Regel nicht als Einzeldroge, sondern gemeinsam mit anderen Heilpflanzen ein; wie wir sie kombinieren, ist im Abschnitt “Rezepturenlehre” erläutert. Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt. 

Nebenwirkungen

  • allergische Reaktionen
  • vermehrter Speichelfluss
  • Beschwerden im Gastrointestinaltrakt

Vorsicht

Bisher fehlen Erkenntnisse und Daten zur Sicherheit der Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Die Anwendung wird daher nicht empfohlen.

Kontraindikationen

  • bekannte Überempfindlichkeit
  • Erkrankungen des Herzens
  • Diabetes mellitus

Mögliche Wechselwirkungen mit Arzneistoffen

Im Falle einer geplanten gemeinsamen Anwendung zusammen mit Arzneistoffen sollten Nutzen und Risiken gemeinsam mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt abgewogen werden. Dies gilt insbesondere bei Einnahme von Antidiabetika, da Braunwurz möglicherweise blutzuckersenkend wirkt und damit die Wirkung von entsprechend wirkenden Medikamenten verstärken kann.

Pflanzenstoffe

Iridoide

  • z. B. Aucubin

Flavonoide

  • z. B. Diosmin, Hesperidin

Phenolcarbonsäuren

  • z. B. Zimtsäurederivate

Saponine

Herzglykoside

Alkaloide

  • z. B. Scrophularin

Harze

  • z. B. Resin (Epoxidharz)

Polysaccharide

Die Zusammensetzung der Pflanzenstoffe kann sich je nach Standort, Klima und Zeitpunkt der Ernte der Arzneidroge sowie dem Auszugsmittel und der Darreichungsform unterscheiden. Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.

Mögliche pharmakologische Wirkungen

  • antiinfektiös
  • antiinflammatorisch
  • lymphagog
  • diuretisch
  • wundheilungsfördernd
  • herzstimulierend

Geschichte & Mythologie

Quellen