Wissenschaftlicher Name: Borago officinalis
Pharmazeutischer Name: Boraginis seminis oleum, Boraginis tinctura (PA-frei)
Synonyme: Augezier, Blauhimmelstern, Gurkenkraut, Kukumerkraut, Wohlgemut, Wohlmutsblume
Familie: Boraginaceae (Raublattgewächse)
Der Borretsch hat sich von Süd- und Osteuropa sowie Nordafrika ausgebreitet und gedeiht auf brach liegenden Flächen am besten. Die Pflanze kann siebzig Zentimeter hoch werden. Fast alle ihre oberirdischen Teile sind stark behaart. Die Haare glänzen silbrig im Sonnenlicht und sind hart wie Borsten, so dass sich mit Ausnahme der Kron- und Staubblätter alle Pflanzenteile sehr rau anfühlen. Die Blätter sind derb, lanzett- oder eiförmig und zehn bis fünfzehn Zentimeter lang. Im unteren Abschnitt bilden sie eine Rosette, im oberen Abschnitt wachsen sie wechselständig am Stängel.
Der Borretsch blüht von Mai bis September. Seine Blüten haben fünf anfangs kräftig rosafarbene, später leuchtend blaue Kronblätter, die leicht nach unten hängen. Aus ihrer Mitte ragt der spitz zulaufende Stempel mit den Staubblättern hervor. Sie ziehen Bienen, Hummeln und viele andere Insekten nahezu magnetisch an. Ameisen transportieren die Samen ab und sorgen so für die Verbreitung des Krauts.
Der Name "Borago" hat entweder mit "borra" für "struppiges Barthaar" oder "Gewebe aus rauher Wolle" eine lateinische Wurzel oder mit "abu r-rach" für "Vater des Schweißes" einen arabischen Ursprung. Letzteres wird damit begründet, dass Borretsch in der Volksmedizin aufgrund seiner schweißtreibenden Wirkung geschätzt wurde. Der Zusatz "officinalis" bezieht sich darauf, dass der Borretsch früher in der Offizin, dem Verkaufsraum der Apotheke, verfügbar war. Als Arzneipflanze darf das Kraut (Boraginis herba) heutzutage nicht mehr verwendet werden. Grund ist sein Gehalt an Pyrrolizidinalkaloiden (PA), die zum Teil lebertoxisch sind. Es gibt jedoch mittlerweile PA-freie Tinkturen.
Die Blätter des Borretschs sind weiterhin Bestandteil der Frankfurter grünen Soße und dürfen auf dem Markt verkauft werden. Auch die Blüten haben Einzug in die Küche erhalten. Dennoch sollte man Gerichte, die Borretsch enthalten, nicht im Übermaß konsumieren.
Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.
Tropismus: Lunge, Leber, Herz
leere Hitze eliminierendes Kraut
Beruhigendes und Herz-Blut nährendes Kraut
Ausführlich werden die Kategorien unter Kategorien & Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die wir der jeweiligen Kategorie zugeordnet haben.
Wir setzten Heilpflanzen in der Regel nicht als Einzeldroge, sondern gemeinsam mit anderen Heilpflanzen ein; wie wir sie kombinieren, ist im Abschnitt “Rezepturenlehre” erläutert. Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt.
Bisher fehlen Erkenntnisse und Daten zur Sicherheit der Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren.
Im Falle einer geplanten gemeinsamen Anwendung zusammen mit Arzneistoffen sollten Nutzen und Risiken gemeinsam mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt abgewogen werden.
Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.
Aufgrund des Gehalt ans Pyrrolizidinalkaloiden gilt der medizinische Gebrauch von Borretschblättern oder -blüten als nicht vertretbar. Die Arzneimittelkommission E erteilte der Pflanze eine Negativmonographie. Mittlerweile können Pyrrolizidinalkaloide aus der Tinktur entfernt werden. Ebenso ist ein kontrollierter Anbau möglich.
> Schilcher H. Leitfaden Phytotherapie. München 2016