Augentrost

Wissenschaftlicher Name: Euphrasia officinalis, Euphrasia rostkoviana
Pharmazeutischer Name: Euphrasiae h.
Synonyme: Ambrosia, Augendank, Augustinuskraut, Gibinix, Grummetblume, Herbstblümle, Hirnkraut, Heuschelm, Luminella, Milchschelen, Wegleuchte,  Adhil, Wiesenwolf, weißes Ruhrkraut, Zwangskraut
Familie: Orobanchaceae (Sommerwurzgewächse)

 

Heimat & Botanik

Das Augentrost ist ein kleines, auf den ersten Blick unscheinbares Kraut, welches nur dem oder der Suchenden ins Auge springt. Bei näherer Betrachtung sind die kleinen weißen Blüten durchaus auffällig mit dunklen Streifen und einen gelben Fleck farbig gezeichnet. Die Pflanzen wachsen auf eher mageren Wiesen bis in eine Höhe von 2300 Metern und sie brauchen andere Wiesenpflanzen als Wirtspflanzen: Das Augenstrost ist ein Halbschmarotzer und ernährt sich teilweise mit seinen Saugwurzeln, welche den Wiesenblumen Mineralien und Nährstoffe entziehen. Oberirdische Teile, das grüne Kraut und die Blätter sind stark behart und grün. Das Augentrost ist so in der Lage, selber Chlorophyll herzustellen und Photosynthese zu betreiben.

Das Augentrost wird neuerdings zu der Familie der Sommerwurzgewächse zugerechnet. Diese sind jetzt eine eigenständige Familie. Früher wurden sie den Braunwurzgewächsen zugeordnet.

Eigenschaften & Geschmack

Eigenschaften

  • neutral-kühl

Geschmack

  • etwas bitter, leicht sauer-adstringierend, scharf

Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.
 

Wirkungen & Indikationen in der chinesischen Medizin

Tropismus: Augen, Tai Yang, Shao Yang, Leber, Magen

Das Augentrost ist ein Bote zu den Augen und sollte in keinem Tee fehlen, wenn die Augen Symptome von Wind, Feuchtigkeit und Hitze zeigen. Außerdem kann es bei degenerativen Prozessen wie Altersweitsichtigkeit eingesetzt werden.

Eine weitere, gute Indikation ist bei Wind-Feuchtigkeit gegeben. Allergische Prozesse mit Fließschnupfen, wobei die Augen tränen, jucken und auch gerötet sind, reagieren gut auf Augentrost. 

Oberfläche öffnendes Kraut

Wind-Hitze eliminierendes Kraut – schwebend

  • Konjunktivitis, allergische Rhinitis, allergische Augenreaktionen, nässende Augen, alle entzündlichen Augenerkrankungen
  • Schnupfen, leicht fiebrige Erkrankungen

Schleim ausleitendes und Husten stoppendes Kraut 

heißen Schleim zerteilendes Kraut

  • Bronchitis, Sinusitis

Hitze kühlendes Kraut

Nässe trocknendes Kraut

  • verklebte, vereiterte Augen, Gerstenkorn (Hordeolum)
  • aufgedunsenes Gesicht
  • aufgetriebener Bauch, breiige Stühle

Hitze in der Leber behandelndes Kraut

Leber-Yang absenkendes Kraut

  • Schwindel, Kopfschmerzen
  • Schlafstörungen in der Leberzeit, Schlafstörungen durch Wind
  • müde Augen, Katarakt, Glaucom,  feuchte und trockene Makuladegeneration, Hornhautelastizität (Altersweitsichtigkeit)
  • Stoffwechsel anregend (blutreinigend)

Leber-Feuer kühlendes Kraut

  • Lidrandentzündung (Blepharitis), Konjunktivitis, heiße, trockene Augen

Ausführlich werden die Kategorien unter Kategorien & Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die wir der jeweiligen Kategorie zugeordnet haben.

Hinweis

Bote für die Augen

Anwendung

Infus

  • 2 - 3 g pro Tasse (1 TL = ca. 1,7 g)
  • 5 - 10 Minuten abgedeckt ziehen lassen
  • 3 - 4 x täglich 1 Tasse

Dekokt

  • 2 - 3 g pro Tasse kalt ansetzen und aufkochen
  • 3 - 4 x täglich 1 Tasse

Frischpflanzentinktur

  • 3 x täglich 3 - 5 Tropfen in Wasser
  • oder Dosierung nach Herstellerangaben

Fertigarzneimittel

  • Dosierung nach Herstellerangaben

Wir setzten Heilpflanzen in der Regel nicht als Einzeldroge, sondern gemeinsam mit anderen Heilpflanzen ein; wie wir sie kombinieren, ist im Abschnitt “Rezepturenlehre” erläutert. Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt. 

Nebenwirkungen

Nicht bekannt.

Vorsicht

Bisher fehlen Erkenntnisse und Daten zur Sicherheit der innerlichen Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Die Anwendung wird daher nicht empfohlen. Bei der Verwendung von Augentropfen und Augensalben sollten die Empfehlungen der Hersteller beachtet werden. 

Die Anwendung eines Dekokts am Auge wird von der Kommission E aus hygienischen Gründen nicht empfohlen.

Kontraindikationen

Nicht bekannt.

Mögliche Wechselwirkungen mit Arzneistoffen

Im Falle einer geplanten gemeinsamen Anwendung zusammen mit Arzneistoffen sollten Nutzen und Risiken gemeinsam mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt abgewogen werden.

Pflanzenstoffe

Iridoide

  • Aucubin, Catalpol, Euphrosid, Eurostosid, Ixorosid u. a.

Phenolcarbonsäuren

  • Benzoesäurederivate wie Hydroxybenzoe-, Gentisin-, Protocatechu-, Vanillinsäure
  • Gallussäurederivate wie Gallus- und Syringinsäure
  • Zimtsäurederivate wie Chlorogen-, m-Cumar-,p-Cumar-, Ferula-, Kaffeesäure und Derivate sowie Tanszimtaldehyd und Transzimtalkohole

Cumarine

  • Cumarin, Hydroxycumarinderivate, Osthol u. a.
  • Furanocumarine wie Isopimpinellin, Xanthotoxin, Xanthotoxol

Flavonoide

  • Flavonole wie Isorhamnetin, Kaempferol, Myricetin, Quercetin und Derivate
  • Flavone wie Apigenin, Luteoliderivate
  • Flavonone wie Hydroxyflavononderivate, Naringin

Gerbstoffe

  • z. B. Procyanindin B2, Gallotannine

Lignane

  • Acetosid, Dehydroconiferylalkohol, Eukovosid, Leucoseptosid A

ätherisches Öl

  • u. a. Eugenol

Sonstige

  • Alkaloide in Spuren
  • Alkane wie Heptacosan und Nonacosan
  • Diterpene wie trans-Phytol
  • Sterole wie ß-Sitosterol

Polysaccharide

Die Zusammensetzung der Pflanzenstoffe kann sich je nach Standort, Klima und Zeitpunkt der Ernte der Arzneidroge sowie dem Auszugsmittel und der Darreichungsform unterscheiden. Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.

Mögliche pharmakologische Wirkungen

  • antioxidativ
  • anitiinflammatorisch
  • antimikrobiell
  • antiallergisch
  • Augenschutz
  • neuroprotektiv

Geschichte & Mythologie

Quellen