Echte Aloe | Kap Aloe

Wissenschaftlicher Name: Aloe vera,  Aloe ferox, Aloe barbadensis, Aloe capensis
Pharmazeutischer Name: Aloe extractum, Aloe gel
Synonyme: Curaçao-Aloe
Familie: Asphodeloideae (Affodillgewächse)

Heimat & Botanik

Die Aloe ist vornehmlich in tropischen und subtropischen Regionen Ost- und Südafrikas, auf der arabischen Halbinsel und auf tropischen Inseln beheimatet, hat sie sich aber auch im Mittelmeerraum, in Asien oder Südamerika angesiedelt. Sie verfügt über charakteristische lanzettförmige, spitz zulaufende, fleischige Blätter, die um einen kurzen, aber dicken Stamm als Rosette angeordnet sind. Die grüngrauen, zum Teil rötlichen Blätter können bis zu einem halben Meter lang werden und fünf bis sieben Zentimeter breit. Während ihre Oberfläche glatt ist, sind sie am Rand gestachelt. In den Zellen der Laubblätter speichert die Aloe Wasser, das sie als Schleim bindet, so dass sie lange Dürrephasen überleben kann. Die Pflanze bildet einen traubenförmigen, mitunter leicht verzweigten Blütenstand an einem länglichen Stil, an dessen Ende die gelben Blüten wachsen.

Man erhält den Saft der Aloe, wenn man die Blätter an der Basis abschlägt. Läuft der Saft aus, wird er an der Sonne oder unter Vakuum eingedickt. Hieraus wird das Extrakt hergestellt. Das Aloe vera Gel wird dagegen aus den Blättern gewonnen, indem die äußere Blattschicht entfernt, das Schleim enthaltende Gewebe ausgewaschen und vom Blattsaft befreit wird. Zudem können die Blätter getrocknet und zu Pulver verarbeitet werden. In ihrer Zusammensetzung und Wirkung unterscheiden sich Extrakt, Pulver und Gel erheblich. 

Der Name "Aloe" ist griechisch und kann mit "berühmt für seine Bitterkeit" übersetzt werden, denn bitter schmeckt gelbe Saft der Blätter. Der Zusatz “vera” bedeutet “echt”, wohingegen der alternative Zusatz für die echte Aloe "ferox" lautet. Ferox hat zwei unterschiedliche Bedeutungen hat, die Bezug auf zwei unterschiedliche Eigenschaften der echten Aloe nehmen: Während die Übersetzung "wild" zum Wachstum der Pflanze passt, bezieht sich die Bedeutung "bewehrt" auf die Dornen am Blattrand. Am Zusatz "barbadensis" erkennt man die Aloe, die von der Insel Barbados stammt. 

Eigenschaften & Geschmack

Eigenschaften

  • kühl 
    Das Harz ist jedoch heiß.
  • feucht

Geschmack

Extrakt

  • bitter

Gel

  • fad
  • salzig

Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.

Wirkungen & Indikationen in der chinesischen Medizin

Extrakt der Aloe

Tropismus: Dickdarm

Abführendes Kraut

stark abführendes Kraut

  • Obstipation, trockener Stuhl, Analfissuren, Hämorrhoiden, nach rektal-analen Operationen zur Erleichterung der Defäkation

Aloe vera Gel

Tropismus: Magen, Dickdarm, Haut

Abführendes Kraut

mild abführendes Kraut

  • Obstipation

Hitze kühlendes Kraut

Feuer ableitendes Kraut

  • Gastritis, Ulcus ventriculi et duodeni, Aphthen, Stomatitis, Zahnfleischentzündungen, Gingivitis, Parodontitis

Nässe trocknendes Kraut

  • Hyperlipidämie, Diabetes mellitus Typ 2

Äußerlich anwendbares Kraut

  • Verbrennungen, Sonnenbrand, Frostbeulen, Insektenstiche, Akne, Psoriasis, Dermatitis, Lichen planus (Knötchenflechte), Herpes genitalis
  • Mundspülungen bei Aphthen, Stomatitis, Zahnfleischentzündungen, Gingivitis, Parodontitis

Ausführlich werden die Kategorien unter Kategorien & Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die wir der jeweiligen Kategorie zugeordnet haben.

Anwendung

Extrakt

  • Tagesdosis: 10 pro 20 – 30 mg Hydroxyanthracenderivate berechnet als wasserfreies Aloin
  • Einzeldosis: niedrigste erforderliche Menge zur Regulation des Stuhlgangs
  • Anwendung: maximal 1 Wochen am Abend in standardisierten Produkten

Gel

  • Dosierung nach Herstellerangaben
  • Mundspülungen
  • äußerlich

Wir setzten Heilpflanzen in der Regel nicht als Einzeldroge, sondern gemeinsam mit anderen Heilpflanzen ein; wie wir sie kombinieren, ist im Abschnitt “Rezepturenlehre” erläutert. Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt. 

Nebenwirkungen

  • Krämpfe im Gastrointestinaltrakt → Dosis ↓
  • Flüssigkeits- und Elektrolytverluste (Kalium) → Herzrhythmusstörungen, Muskelschwäche, Albuminurie und Hämaturie
  • harmlose Rotfärbung des Urins
  • Pseudomelanosis coli
  • Verstärkung der Darmträgheit bei Daueranwendung
  • Unverträglichkeitsreaktionen

Im Falle einer Überdosierung können Schmerzen und Diarrhö mit erheblichen Flüssigkeits- und Elektrolytverlusten auftreten. Diese Flüssigkeitsverluste müssen ausgeglichen werden. Zudem sollten die Elektrolyte (insbesondere Kalium) bei Bedarf, ersetzt werden.

Vorsicht

Bisher fehlen Erkenntnisse und Daten zur Sicherheit der Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren. 

Kontraindikationen

  • Schwangerschaft (Abortrisiko!)
  • Stillzeit (möglicherweise schädliche Pflanzenstoffe wurden in der Muttermilch nachgewiesen)
  • Ileus
  • Bauchschmerzen unbekannter Ursache
  • akute Entzündungen im Darm einschl. Appendizitis und chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED)
  • Dehydrierung
  • Menstruation und Entzündung im Unterleib (Durchblutung ↑)

Mögliche Wechselwirkungen mit Arzneistoffen

  • Kaliumverluste durch Arzneistoffe können durch die gemeinsame Anwendung mit Aloe verstärkt werden
  • Es sind Wechselwirkungen mit Antihypertensiva und Diuretika wie eine Wirkungsminderung, die Zunahme von Kaliumverlusten und Interaktionen mit Antiarrhythmika möglich. Die Wirkung von Herzglykosiden kann verstärkt werden.
  • Die Aufnahme von Warfarin und Phenprocoumon sowie anderer Arzneistoffe kann beeinträchtigt werden.
  • Aloe hemmt die Wirkung von Leberenzymen und Transportproteinen und kann so die Bioverfügbarkeit von Arzneistoffen verändern.
  • Aloe verlängert die QT-Zeit und darf nicht mit entsprechend wirkenden Arzneistoffen kombiniert werden.

Im Falle einer geplanten gemeinsamen Anwendung zusammen mit Arzneistoffen sollten Nutzen und Risiken gemeinsam mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt abgewogen werden.

Pflanzenstoffe

Aloe vera Gel

Wasser

Polysaccharide

  • Glucomannane (Mannosederivate), Glucose, Galactose, Pektine, Rhamnose

Proteine

  • Glycoproteine, Polypeptide
  • Aminosäuren wie Arginin, Alanin, Cystin, Glycin, Histidin, Isoleucin, Leucin, Lysin, Methionin, Phenylalanin, Prolin, Serin, Threonin, Tyrosin, Valin
  • Enzyme wie Amylasen, Lipasen, Peroxidasen, Phosphatasen

Mineralstoffe

  • Calcium, Chrom, Eisen, Kalium, Kupfer, Lithium, Magnesium, Mangan, Natrium, Zink, Phosphor

Vitamine

  • Vitamine A, B1, B2, B4, B6, B12 und E

Phenolsäuren und Fettsäuren

  • z. B. Decan-, Octadecan-, Tridecansäure

Sterole

  • Campesterol, Lupeol, β-Sitosterol, Ursolsäure

Antrachinone

  • u. a. Aloin und Aloe-Emodin

Sonstige

  • Alkaloide, Lektine

Aloe-Extrakt

Anthranoide (Anthrachinone)

  • Hydroxyanthracenderivate darunter Aloin A und B, Aloe-Emodin un viele andere
    • Curaçao-Aloe: mind 28 %,
    • Kap-Aloe mind. 18 %,
    • Aloe-Trockenextrakt 19-21 % 

Harze

Phenolsäuren

  • Zimtsäurederivate

Kap-Aloe zusätzlich

  • Bitterstoffglykoside

Darüber hinaus kann das Extrakt der Aloe auch die unter dem Gel gelisteten Stoffe enthalten. Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.

Mögliche pharmakologische Wirkungen

Aloe vera Gel

  • befeuchtend
  • laxierend
  • antiinflammatorisch
  • cholesterinsenkend
  • antidiabetisch
  • analgetisch
  • antiseptisch
  • tumorprotektiv

Aloe Extrakt

  • laxierend
    • hydragog
    • Peristaltik anregend
  • analgetisch
  • antimikrobiell
  • tumorprotektiv

Geschichte & Mythologie

Die Aloe wurde weltweit nicht nur als Heilpflanze geschätzt. Die Bewohner der Karibik nahmen an, dass in die Aloe die Göttin für Gesundheit, Frieden und Reichtum einzieht, sofern man sie mit Opfern und Gebeten anlocken kann. Die Guajiro-Indianer, die zwischen Kolumbien und Venezuela lebten, stuften die Aloe als heiliges Wesen ein, weil sie die Trockenphasen gut überstand. Dementsprechend galt sie als Lebenselixier. Sie gelangte im 16. Jahrhundert nach Europa und wurde schnell als Hausmittel geschätzt.

Quellen