Taigawurzel

Wissenschaftlicher Name: Eleutherococcus senticosus
Pharmazeutischer Name: Eleutherococci radix
Synonyme: Sibirischer Ginseng, borstige Fingeraralie, borstige Taigawurzel
Familie: Araliaceae (Araliengewächse)

Heimat & Botanik

Die Taigawurzel stammt aus den Nadelwäldern Ostsibiriens, aus der Taiga. Auch in Japan, Südkorea und im Norden Chinas ist sie verbreitet. Der Strauch wird bis zu drei Meter hoch. An seinen Zweigen wachsen schräg nach unten ragende Stachelborsten, ebenso befinden sich an den Blattstielen zahlreiche kleine Stacheln. Die behaarten Blätter sind 5-zählig, die Einzelblätter sind am Rand fein gesägt und bis zu dreizehn Zentimeter lang. Im Juli entfalten sich die doldigen Blütenstände. Die  männlichen Blüten sind generell blauviolett, die weiblichen Blüten können außer blauviolett auch gelb sein und haben einen unterständigen Fruchtknoten. Im Herbst reifen schwarze Beeren.

Eigenschaften & Geschmack

Eigenschaften 

  • warm

Geschmack

  • leicht scharf
  • leicht süß
  • leicht bitter

Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.

Wirkungen & Indikationen in der chinesischen Medizin

Tropismus: Leber, Herz, Milz, Lunge, Niere

Qi bewegendes Kraut

Leber-Qi bewegendes Kraut

  • Dysmenorrhö, Stressintoleranz

Adstringierendes Kraut

Schwitzen stoppendes Kraut

  • Schweißausbrüche, Spontanschweiß

Tonikum 

Weiqi-Tonikum

  • chronische virale Erkrankungen, Infektanfälligkeit

Yang-Tonikum

  • Lethargie, Schwäche, Erschöpfung, Rekonvaleszenz, Fatigue, Müdigkeit, Gedächtnisschwäche, chronische virale Erkrankungen mit Schwäche, Libidomangel, Potenzschwäche, Infertilität, Hypotonie, Durchblutungsstörungen, physische und psychische Leistungssteigerung bei Prüfungsstress

Ausführlich werden die Syndrome unter Syndrome und Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die zur Behandlung der entsprechenden Syndrome eingesetzt werden können.

Anwendung

Infus

  • 1 TL bzw. 0,5-1 g pro Tasse
  • 20 min. abgedeckt ziehen lassen
  • 3x  täglich 1 Tasse a.c.
  • Tagesdosis: bis 4 g

Pulver

  • Tagesdosis: 0,75 - 3 g 

Fluidextrakt (1:1)

  • Tagesdosis 2-3 ml

Tinktur 

  • 3 x tägl. 20 Tropfen in Wasser oder Tee  in der Regel 4 Wochen

Trockenextrakt

  • Dosierung entsprechend 0,5-4 g Wurzel täglich nach Herstellerangaben

In der Regel sollten die Tinktur, das Fluid- oder Trockenextrakt dem Infus vorgezogen werden. Taigawurzel sollte maximal 1-2 Monate angewendet werden.

Relevante Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt.

Nebenwirkungen

  • Herzklopfen bzw. Palpitationen
  • Kopfschmerzen
  • Reizbarkeit
  • Schlafstörungen

Kontraindikationen

  • Yin-Leere mit Leere-Hitze, Fülle-Hitze
  • Akute Infektionskrankheiten (einschl. Harnwege)
  • Herzrhythmusstörungen, Hypertonie
  • Progrediente Systemerkrankungen wie Tuberkulose, Kollagenosen, MS, HIV, Autoimmunerkrankungen
  • Schwangerschaft, Stillzeit, Kinder und Jugendliche mangels Erkenntnissen zur Sicherheit

Mögliche Wechselwirkungen mit Arzneistoffen

Taigawurzel 

  • hemmt P-Glykoprotein, daher können Wechselwirkungen mit Arzneistoffen, die diesen Transporter nutzen, nicht ausgeschlossen werden.
  • hemmt verschiedene Isoenzyme von CYP → Interaktionen mit deren Substraten sind möglich, so dass es zu einer Veränderung der Bioverfügbarkeit der Arzneistoffe kommen kann.
  • wirkt immunmodulierend, daher sollte man sie nicht mit Immunmodulatoren und Immunsuppressiva kombinieren

Vor einer gemeinsamen Anwendung der Taigawurzel mit Arzneistoffen sollten Nutzen und Risiken mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.

Pflanzenstoffe

Eleutheroside

  • Lignane

    • Eleutherosid B4: Sesamin, Eleutherosid E: Liriodendrin; Syringaresinolderivate
  • Phenylpropanverbindungen

    • Eleutherosid B: Syringin, Chlorgensäure; Conyferolderivate, Sinaprylderivate
  • Triterpensaponine

    • Eleutheroside I-M, Daucosterol
  • Sterole

    • Eleutherosid A: β-Sitosterol
  • Cumarine

    • Eleutherosid B1: Isofraxidinderivate; Ethylumbelliferon
  • Polysaccharide

    • Eleutherosid C: Glucane, Oligosaccharide

Weitere Inhaltsstoffe

  • Phenolcarbonsäuren
    • u. a. Kaffee-, Chlorogen-, Protocatechu-, Hydroxybenzoe-, Ferula-, Vanillinsäure
  • Terpenoide
  • Flavonoide
  • Polysaccharide
    • Glucuronoxylane, Pektine
  • Vitamine
    • Βeta-Carotin, Vitamin E

Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.

Mögliche pharmakologische Wirkungen

  • immunmodulierend
  • adaptogen
  • leistungssteigernd
  • antiviral
  • antibakteriell
  • hepatoprotektiv
  • kardioprotektiv
  • neuroprotektiv
  • lipidsenkend
  • antidiabetisch
  • antiadipös
  • antiinflammatorisch

Quellen

> Todorova V, Ivanov K, Ivanova S.  Comparison between the Biological Active Compounds in Plants with Adaptogenic Properties (Rhaponticum carthamoides, Lepidium meyenii, Eleutherococcus senticosus and Panax ginseng). Plants (Basel). 2021 Dec 26;11(1):64.
> Monographie der europäischen Arzneimittelbehörde (EMA)
> Bone K, Mills S. Principles and Practice of Phytotherapy. London 2017.
> Blaschek W (Hrsg.). Wichtl – Teedrogen und Phytopharmaka. Stuttgart 2016
> Schilcher H. Leitfaden Phytotherapie. München 2016
> Ritter S. Arzneimittel-Interaktionen in der Phytotherapie. Bad Kötzting 2019