Ginkgo

Wissenschaftlicher Name: Ginkgo biloba
Pharmazeutischer Name: Ginkgo folium
Synonyme: Fächerblattbaum, Elefantenohrbaum, Mädchenhaarbaum, Tempelbaum
Familie: Ginkgoaceae (Ginkgogewächse)

Heimat & Botanik

Der Ginkgobaum ist im Osten Asiens beheimatet, wo er in Tempeln angebaut wird. Mittlerweile gedeiht der widerstandsfähige Baum, der bis zu tausend Jahre alt und vierzig Meter hoch werden kann, aber auch hierzulande.

Junge Bäume sind schlank, haben oft zwei vertikale Triebe mit graubrauner Borke und  wenigen, waagrecht wachsenden Ästen. Ihre Krone verjüngt sich nach oben. Mit zunehmendem Alter der Bäume wachsen die Äste nicht mehr waagerecht und die Krone wird breiter. Ihre Borke färbt sich dann dunkelgrau und entwickelt tiefe Furchen. Dreißig bis vierzig Jahre vergehen bis der Spross zum Baum und anschließend geschlechtsreif wird. Männliche und weibliche Blüten wachsen auf unterschiedlichen Bäumen.

Charakteristisch sind die vier bis acht Zentimeter breiten, zweilappigen, fächerförmigen Blätter mit ihrer Kerbe in der Mitte. Die beiden Hälften der Ginkgoblätter können als Symbole für die beiden Pole Yin und Yang interpretiert werden, die Licht und Schatten untrennbar zusammen gehören. Der Name des Ginkgos hat japanische Wurzeln. Im Japanischen bedeuten "gin" Silber und "kyo" Frucht, der Baum heißt dort Ginkyo. Der Japanforscher Engelbert Kaempfer überliefert jedoch das Wort Ginkgo, den Linné übernahm. Mit dem Zusatz "biloba" werden die charakteristischen, zweilappigen Blätter beschrieben.

Eigenschaften & Geschmack

Eigenschaften

  • neutral

Geschmack

  • bitter
  • süß

Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.

Wirkungen & Indikationen in der chinesischen Medizin

Tropismus: Herz

Ginkgo bewegt das Blut und löst Blutstase. Die Blätter haben sowohl einen Bezug zu den cerebralen Gefäßen also auch zu den peripheren Gefäßen. Indem Ginkgo die Durchblutung verbessert stärkt er die kognitiven Fähigkeiten älterer Menschen und lindert Tinnitus. 

Blut bewegendes und Stase lösendes Kraut

  • PAVK, Claudicatio intermittens, Thrombose, Ulcus cruris, Varizen, nächtl. Wadenkrämpfe, Angina pectoris, Prophylaxe der Höhenkrankheit, Arterioskleroseprophylaxe, Schwindel, cerebrale Durchblutungsstörungen, vaskuläre Kopfschmerzen (Migräne), Gedächtnisstörungen, degenerative Hirnerkrankungen wie Demenz, Morbus Alzheimer, Hörschwäche, Tinnitus
  • Ödeme nach Apoplex
  • Ängste und Unruhe im Zusammenhang mit Durchblutungsstörungen

Ausführlich werden die Kategorien unter Kategorien & Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die wir der jeweiligen Kategorie zugeordnet haben.

Anwendung

Infus

  • nicht üblich!
  • ½ – 1 TL pro Tasse
  • 15 min. ziehen lassen
  • 3 x täglich 1 Tasse a.c.

Gemmomazerat

  • 3 x täglich 2-3 Sprühstöße oder 5-10 Tropfen in die Wangenschleimhaut
  • 1 Minute im Mund bewegen, dann schlucken
  • im Anschluss 5-10 Minuten nichts essen oder trinken

Tinktur

  • Dosierung nach Herstellerangaben

Trockenextrakt

  • Tagesdosis mindestens 120 mg Trockenextrakt

Wir setzten Heilpflanzen in der Regel nicht als Einzeldroge, sondern gemeinsam mit anderen Heilpflanzen ein; wie wir sie kombinieren, ist im Abschnitt “Rezepturenlehre” erläutert. Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt. 

Nebenwirkungen

  • leichte Magen-Darm-Beschwerden
  • Kopfschmerzen
  • allergische Reaktionen
  • erhöhte Blutungsneigung

Vorsicht

Bisher fehlen Erkenntnisse und Daten zur Sicherheit der Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Die Anwendung wird daher nicht empfohlen.

Kontraindikationen

  • Pfeiftinnitus durch Leber-Fülle
  • Überempfindlichkeit
  • Chemotherapie

Mögliche Wechselwirkungen mit Arzneistoffen

  • Synergismus mit ASS im Laborversuch
  • verlängert die QT-Zeit → die gemeinsame Anwendung mit entsprechend wirkenden Arzneistoffen sollte vermieden werden
  • Bei gemeinsamer Anwendung mit Fluoxetin und Trazodon wurden Fälle von hypomanischen Episoden bzw. Koma beobachtet.
  • hemmt die Monoaminoxidase → die gemeinsame Anwendung mit entsprechend wirkenden Arzneistoffen muss vermieden werden.

Im Falle einer geplanten gemeinsamen Anwendung von Ginkgo zusammen mit Arzneistoffen sollten Nutzen und Risiken gemeinsam mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt abgewogen werden.

Pflanzenstoffe

Flavonoide

  • Kämpferol, Quercetin, Isorhamnetin
  • Biflavone: Bilobetin, Ginkgetin, Amentoflavon u. a.

Terpentrilactone

  • Ginkgolide A, B, C, Bilobalid

Alkyl- und Alkenphenole

  • Ginkgolsäure

Proanthocyanidine

Sterole

Polyprenole

Lektine

Cyclite

Polysaccharide

Salicylsäurederivate

Die Zusammensetzung der Pflanzenstoffe kann sich je nach Standort, Klima und Zeitpunkt der Ernte der Arzneidroge sowie dem Auszugsmittel und der Darreichungsform unterscheiden. Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.

Mögliche pharmakologische Wirkungen

  • cerebral und peripher durchblutungsfördernd
    • löst Spasmen der Arteriolen- und Venen
    • reguliert die Kapillarpermeabilität
    • reguliert die NO-Bildung → Endothelschutz
  • gerinnungshemmend
    • hemmt die Thrombozytenaggregation und die Thromboxan A2-Freisetzung
  • hemmt die Adhäsion der Erythrozyten
  • senkt die Blutviskosität
  • fördert die Mikrozirkulation
  • verlängert die schmerzfreie Gehstrecke
  • antiarteriosklerotisch
  • neuroprotektiv
    • steigert die Konzentrationsfähigkeit
  • antioxidativ: hemmt die Lipidoxidation
  • antiinflammatorisch
  • lipidsenkend
  • hepatoprotektiv
  • tumorprotektiv

Sicherheitshinweis

toxisch ist die v. a. im rohen Samen enthaltene Ginkgolsäure. Sie verursachte in Japan und China Fälle von Vergiftungen mit tonisch-klonischen Krämpfen. In Extrakten ist sie normalerweise nicht enthalten.

Geschichte & Mythologie

Vor dreihundert Millionen Jahren waren verschiedene Vertreter der Ginkgobäume auf der Nordhalbkugel allgegenwärtig. Aber nur eine Art hat bis heute überlebt. In China nennt man den Baum, den Großvater-Enkel-Baum, weil der Enkel nur dann seine Früchte genießen kann, wenn der Großvater ihn pflanzt.

Die beeindruckende Lebens- und Widerstandskraft zeigte sich 1946 in Hiroshima, wo in der Nähe des Areals, wo die Atombombe abgeworfen wurde und Leben damals nicht mehr vorstellbar war, ein Ginkgobaum aus seinem verkohlten Stamm neu austrieb. 

Quellen