Erdrauch

Wissenschaftlicher Name: Fumaria officinalis
Pharmazeutischer Name: Fumariae h.
Synonyme: Grindelkraut, Ackerrautenkraut, Erdrautenkraut, Taubenkerbel
Familie: Papaveraceae (Mohngewächse), Unterfamilie Fumariaceae

Heimat & Botanik

Der Erdrauch gehört zu der Familie der Mohngewächse. Erkennbar ist das an den etwas ähnlichen, wachsbleichen, grünen Blättern. Es ist eine krautige, einjährige, verzweigt wachsende Pflanze. Die Blüten bestehen wie beim Mohn aus vier Kronblättern, die sich aber in die Horizontale bewegt haben: die dadurch verändertere Blüte ist nun dreidimensional, sie bekommt ein vorne und hinten, ein oben und unten. An einer Traube stehen viele kleine Blüten zusammen. Sie sind rosa und teilweise dunkelrot bis schwarz überhaucht. Die ganze Pflanze wird in der Regel 10 bis 20 machmal auch 50 cm hoch. Ihre Blattstiele reagieren auf Berührung und können sich so anlehnen oder sogar andere Stengel umwinden. Ihr Erscheinungsbild ist zart, zerbrechlich und dünn, aber eben auch gräulich-matt.

Erdrauch besiedelt gerne Felder, Wegränder und nährstoffreiche Böden. Sie mag lehmige, wenig saure, dafür aber stickstoffhaltige Böden, die nicht zu trocken und zu sonnig sind. Wenn viele von ihnen an einem Standort stehen, sehen die Pflanzen wie Rauch aus, der über der Wiese oder dem Boden schwebt.

Die gesamte Pflanze enthält viele Alkaloide und ist schwach giftig.

Eigenschaften & Geschmack

Eigenschaften

  • Kühl
  • Trocken 

Geschmack

  • Leicht bitter
  • Leicht salzig

Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.

Wirkungen & Indikationen in der chinesischen Medizin

Tropismus: Leber, Haut

Erdrauch wird schon lange therapeutisch verwendet. Der Name Fumaria officinale kündet davon. Heutzutage wird er nur noch selten benutzt, kann aber sehr hilfreich bei Hauterkrankungen sein, die sich durch oder mit einer Leberbeteiligung zeigen: Starker Juckreiz, ein kommen und gehen der Symptone, wechselnde Bereiche, die krank sind, weisen auf das Holz und die Leber hin.  

Das Holz, beziehungsweise Leber und Galle sind seine Haupteinsatzgebiete: von feuchter Hitze, über Qi Stagnation und aufsteigendem Leber-Yang sind seine Wirkungen hilfreich. Die Verwandschaft mit dem Mohn erklärt auch die leicht beruhigende Winkung auf die Haut und das Gemüt.

Hitze kühlendes Kraut

Nässe trocknendes Kraut

  • Ikterus, Gallensteine + Gries, Entzündung der Gallenblase, reguliert gut den Gallenfluss
  • Übelkeit, Brechreiz, bitterer Mundgeschmack
  • Verstopfung, klebriger Stuhl, stinkender Durchfall
  • Fettunverträglichkeiten, Völlegefühle, Ekel vor fettreichen Speisen, Verschleimung
  • fördert alle Ausscheidungskräfte (Stockungen im Pfortadersystem, Gallenflußstauungen, Unterleibsstockungen)
  • Rheuma

Blut kühlendes Kraut

  • auch Wind-Hitze ausleitend
  • Hauptwirkung: Schuppenflechte,  Neurodermitis,  Kraurosis Vulvae: mit quälendem Juckreiz im Schambereich, starker Juckreiz bes. im Gesicht, früher allgemein Blutreinigend
  • chron. Hautleiden, wie Milchschorf
  • auch vaginal und anal: Rhagaden, Fissuren, Analfissuren, Analekzeme
  • Kraurosis Vulvae: mit quälendem Juckreiz im Schambereich und heftige Brennschmerzen beim Urinieren/ Geschlechtsverkehr

Qi bewegendes Kraut

Leber-Qi bewegendes Kraut

  • krampfartige Beschwerden im Bereich der Gallenblase und der Gallenwege, Gallenwegsdyskinesien
  • krampfartige Magen-Darm-Beschwerden
  • Schmerzen unter dem Rippenbogen
  • Reizbarkeit, Kopfschmerzen, Migräne
  • Dysmenorrhoe, PMS

die Haut behandelndes Kraut

  • Neurodermitis, Schuppenflechte, chronische Hautleiden
  • Milchschorf, Ekzeme
  • Kraurosis vulvae
  • heiße, besonders aber juckende Symptome

Ausführlich werden die Kategorien unter Kategorien & Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die wir der jeweiligen Kategorie zugeordnet haben.

Anwendung

Infus

  • 2 g pro Tasse (1 TL = ca. 1,6 g)
  • 10 Minuten abgedeckt ziehen lassen
  • Tagesdosis 4,8 - 6,4 g verteilt auf 3 - 4 Einzeldosen

Pulver

  • Einzeldosis 220 mg
  • Tagesdosis bis 1.100 mg

Trockenextrakt

  • Einzeldosis 250 mg
  • Tagesdosis bis 1.000 mg

Fluidextrakt

  • Einzeldosis 0,5 - 2 ml
  • Tagesdosis 2 - 4 ml

Tinktur

  • Einzeldosis 0,5 - 1 ml
  • Tagesdosis 1 - 4 ml

Saft der Frischpflanze

  • Tagesdosis 3,5 - 4 g

Wir setzten Heilpflanzen in der Regel nicht als Einzeldroge, sondern gemeinsam mit anderen Heilpflanzen ein; wie wir sie kombinieren, ist im Abschnitt “Rezepturenlehre” erläutert. Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt. 

Nebenwirkungen

keine bekannt.

Vorsicht

Erdrauch kann in sehr hohen Dosen Leber toxisch sein.

Bisher fehlen Erkenntnisse und Daten zur Sicherheit der Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Die Anwendung wird daher nicht empfohlen.

Kontraindikationen

  • bekannte Überempfindlichkeit
  • Obstruktion der Gallenwege, Cholangitis, Gallensteine und andere Erkrankungen der Gallengänge bzw. Gallenblase
  • Lebererkrankungen

Mögliche Wechselwirkungen mit Arzneistoffen

Im Falle einer geplanten gemeinsamen Anwendung zusammen mit Arzneistoffen sollten Nutzen und Risiken gemeinsam mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt abgewogen werden.

Pflanzenstoffe

Flavonoide

  • Hyperosid-, Kaempferol-, Rutin-, Quercetinderivate

Phenolcarbonsäuren

  • z. B. Chlorogensäure, Caffeolyapfel-, Kaffesäuresäure und ihre Derivate

Alkaloide

  • z. B. Cryptopin, Fumarilin, Fumarophycin, Fumaritrin, Protopin, Sanguinarin sowie Protoberberine und Spirobenzylisochinoline

Fumarsäurederivate

Polysaccharide

  • Schleimstoffe

Cholin

Apfelsäure

Die Zusammensetzung der Pflanzenstoffe kann sich je nach Standort, Klima und Zeitpunkt der Ernte der Arzneidroge sowie dem Auszugsmittel und der Darreichungsform unterscheiden. Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.

Mögliche pharmakologische Wirkungen

  • antiinflammatorisch
  • analgetisch
  • antioxidativ
  • cholekinetisch
  • spasmolytisch
  • laxativ
  • antidiabetisch
  • antihypertensiv
  • antiarteriosklerotisch
  • karminativ
  • sedierend
  • anthelmintisch
  • entspannend
  • gerinnungshemmend

Geschichte & Mythologie

Quellen