Enzian

Wissenschaftlicher Name: Gentiana lutea
Pharmazeutischer Name: Gentianae radix
Synonyme: Anzianwurz, Bitterwurzel, Butterwurz, Edler Enzian, Gelbsuchtwurz, Jäuse, Sauwurz, Zinzalwurz
Familie: Gentianaceae (Enziangewächse)

Heimat & Botanik

Der gelbe Enzian ist im Gebirge beheimatet. Man findet ihn in den Alpen, im Schweizer Jura, in den Pyrenäen, sowie im Schwarzwald und in den Vorgesen. Er wächst auf Wiesen, Weiden, Felsen und Schutthalden und wird bis zu eineinhalb Meter hoch. Er bildet eine bis zu einen Meter lange Wurzel. Sein fingerdicker, hohler Stängel wächst gerade nach oben. Er hat im unteren Abschnitt große elliptische Blätter mit einer bogenförmigen Blattnervatur. Zwischen Juni und August bilden sich die Blüten in Trugdolden in den Achseln der Tragblätter. Jede Dolde ist aus drei bis zehn gelben Einzelblüten zusammengesetzt. Die kegelförmigen Früchte verfügen über eine Kapsel mit vielen Samen.

Der gelbe Enzian steht unter Naturschutz, weil zu viele Sammler an ihm interessiert waren. Sie wollten ihren bitteren Enzianschnaps bzw. ihren Magenbitter selbst herstellen.

Der letzte König der Illyrer, Genthios oder Genitus, soll den medizinischen Nutzen der Enzianwurzel entdeckt haben und wurde so zum Namenspatron der Pflanze. Im Deutschen ließ man jedoch das „G“ weg und nannte ihn "Enzian" statt "Genzian". Um ihn vom blauen Enzian zu unterscheiden erhielt der "gelbe Enzian" den Zusatz "lutea".  

Eigenschaften & Geschmack

Eigenschaften

  • kühl bis warm
  • trocken

Geschmack

  • bitter
  • süß

Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.

Wirkungen & Indikationen in der chinesischen Medizin

Tropismus: Milz, Magen, Leber, Gallenblase, Darm

Hitze kühlendes Kraut

Nässe trocknendes Kraut

  • roter Kopf, Hypertonie, Hyperthyreose, Hepatitis, Cholezystitis, Kopfschmerzen, Tinnitus, erhöhte Bilirubinwerte, Ikterus, Spannung unter dem rechten Rippenbogen, M. Meulengracht, stinkende Diarrhö, Enteritis, Flatulenz, Hitzewallungen,  Dysurie, gelber Ausfluss

Qi bewegendes Kraut

Mitte regulierendes Kraut

  • absenkendes, bitteres Kraut
    Appetitlosigkeit, Erschöpfung, Anorexie, Untergewicht, Magenschwäche, Übelkeit, Völlegefühl, Verdauungsschwäche, Blähungen, Krämpfe, Malabsorptionssyndrome, Maldigestion, Pankreasinsuffizienz, Blutzuckerschwankungen

Ausführlich werden die Kategorien unter Kategorien & Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die wir der jeweiligen Kategorie zugeordnet haben.

Anwendung

Infus, Kaltauszug oder Dekokt 

  • ½ TL (1 TL = ca. 3,5 g)oder 0,6-2 g  pro Tasse, 5-20 min. abgedeckt ziehen lassen, 3 x tägl. 1 Tasse a. c.
  • Kaltauszug über Nacht 8-10 h stehen lassen
  • Tagesdosis: 2 - 4 g

Urtinktur

  • 2-3 x täglich 20 Tr. (2-3 x 1 ml)

Frischpflanzentinktur 

  • 2-3 X täglich 3-7 Tropfen je nach Hersteller

Fluidextrakt (1:1)

  • 2-4 x täglich 1 g

Trockenextrakt

  • 2-3 x täglich 240 mg

Bachblüten

  • Einzelblüte kuzzeitig 4 x täglich 4 Tropfen in Wasser
  • Dauerbehandlung
    • 3 Tropfen auf 30 ml Alkohol oder Essigwasser (Cave: kurze Haltbarkeit) verdünnt in einer Mischung mit anderen Bachblüten
    • 4 x 4 Tropfen pro Tag von der Mischung in Wasser

Wir setzten Heilpflanzen in der Regel nicht als Einzeldroge, sondern gemeinsam mit anderen Heilpflanzen ein; wie wir sie kombinieren, ist im Abschnitt “Rezepturenlehre” erläutert. Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt. 

Nebenwirkungen

  • Kopfschmerzen

Vorsicht

Bisher fehlen Erkenntnisse und Daten zur Sicherheit der Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. 

Kontraindikationen

  • Ulcus ventriculi et duodeni
  • Übersäuerung des Magens

Mögliche Wechselwirkungen mit Arzneistoffen

Bisher sind keine Wechselwirkungen mit Arzneisotffen bekannt. Im Falle einer geplanten gemeinsamen Anwendung zusammen mit Arzneistoffen sollten Nutzen und Risiken gemeinsam mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt abgewogen werden.

Pflanzenstoffe

Bitterstoffe

  • Bitterwert > 50.000
  • Secoiridoide: Gentiopikrosid, Swertiamarin, Swerosid
  • Disaccharid: Gentianose

Xanthon-Derivate

  • Genitisin, Isogenitin, Gentiosid → gelber Farbstoff

Polysaccharide 30-35 %

  • u. a. Fructose, Glukose, Saccharose, Gentiobiose, Pektine

Ätherische Öle

Flavonglykoside

Triterpene

Phytosterine

 

Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.

Mögliche pharmakologische Wirkungen

  • karminativ
  • appetitanregend
  • roborierend
  • cholagog
  • choleretoisch
  • motilitätssteigernd
  • antioxidativ
  • antimikrobiell

Bachblüte

Gentian Nr. 12 "Glaubensblüte“

Menschen, für die diese Bachblüte geeignet sein kann, sind pessimistisch. Sie glauben nicht an das Positive, ihr Glas ist immer halb leer. Kleine Rückschläge oder Probleme entmutigen die Betroffenen leicht; sie malen sich gerne aus, was alles Schlimmes hätte passieren können.

Die Blüte vermittelt Zuversicht und Mut, was darauf hin deutet, dass Gentian das Wasser stärkt. 

Geschichte & Mythologie

Der gelbe Enzian entstand einer indischen Legende zu Folge aus den Tränen Shivas. Er symbolisiert Kraft und Stärke. Einst soll der illyrische König Gentius den Enzian als Mittel gegen die Pest empfohlen haben. 

Quellen

> Blaschek W (Hrsg.). Wichtl – Teedrogen und Phytopharmaka. Stuttgart 2016
> Schilcher H. Leitfaden Phytotherapie. München 2016
> HPMC-Monographie der europäischen Arzneimittelbehörde (EMA)