Eisenkraut

Wissenschaftlicher Name: Verbena officinalis
Pharmazeutischer Name: Verbenae herba
Synonyme: Eisenbart, Eisenhart, Druiden-, Heilig-, Richards-, Sagen-,  Stahl-, Tauben-, Wund-, Wunschkraut, Katzen-, Merkurblut, Hahnenkopf, Junotränen, Venusader, Verbena
Familie: Verbenaceae (Eisenkrautgewächse)

Heimat & Botanik

Eisenkraut gilt als unverwüstliche Pflanze, die auf Schuttplätzen wächst. Seine ursprünglichen Verbreitungsgebiete liegen in Eurasien, Afrika und Australien, wobei es in die nördlicheren Gebiete Europas erst später gelangte. Es wird ca. sechzig Zentimeter groß und hat vierkantige Stängel. An diesen Stängel wachsen die gegenständig ansetzenden, tief eingeschnittenen Blätter. 

Die zarten, kleinen, lilafarbenen Blüten blühen an langen Ähren von Juli bis September. Die Blüten haben einen vier- bis fünfteiligen grünen Kelch und erinnern mit zweiteiligen oberen Lippen und dreiteiligen unteren Lippen an Lippenblütler. Im Herbst bilden sich Spaltfrüchte, die aus vier Nüsschen bestehen.

Man bezeichnet die Pflanze als "Eisenkraut", weil sie einst zur Versorgung von Wunden verwendet wurde, die durch Waffen aus Eisen verursacht wurden. In Eisenhütten setzte man Eisenkraut zu, weil man dachte, die Waffen würden so härter. Der botanische Name "Verbena" ist dagegen eine Sammelbezeichnung für Zweige unterschiedlicher Pflanzen, die von religiöser Bedeutung waren. Der Zusatz "officinalis" verweist darauf, dass die Pflanze im Verkaufsraum der Apotheke, der sogenannten Offizin, gebräuchlich ist.

Eigenschaften & Geschmack

Eigenschaften

  • kühl

Geschmack

  • bitter
  • adstringierend

Wirkrichtung

  • absenkend

Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.

Wirkungen & Indikationen in der chinesischen Medizin

Tropismus: Leber, Lunge, Yang ming

Oberfläche öffnendes Kraut

Wind-Hitze eliminierendes Kraut

  • Konjunktivitis, Fieber, Tonsilitis, Husten, beginnende Pertussis, Allergien, Hautausschläge, Ekzeme

Schleim ausleitendes und Husten stoppendes Kraut

Asthma behandelndes und Husten stoppendes Kraut

  • Räusperzwang, trockener Reizhusten, Engegefühl in der Brust

Hitze kühlendes Kraut

Feuer ableitendes Kraut

  • Verdauungsstörungen mit viel Durst, Unruhe und gelbem Zungenbelag, Morbus Crohn, Colitis ulzerosa
  • Hyperthyreose

Hitze in der Leber behandelndes Kraut

Leber-Yang absenkendes Kraut

  • roter Zungenkörper oder Zungenrand, Neigung zu Wutausbrüchen, Tinnitus, Schwindel
  • klopfende Kopfschmerzen hinter den Augen, an den Schläfen, am Scheitel oder im Verlauf der Gallenblasenleitbahn

Leber-Wind beruhigendes Kraut

  • Migräne, starke, ziehende Kopfschmerzen im ganzen Kopf mit zittriger oder abweichender Zunge und saitenförmigem Puls
  • Tremor, Neuralgien, Schwindel, Epilepsie

Qi bewegendes Kraut

Leber-Qi bewegendes Kraut

  • Spannung im Hypochondrium, geschwollene Zungenränder, Unruhe, Nervosität, Stressempfindlichkeit, Ängste, Reizbarkeit, unterdrückte Emotionen, Sehschwäche, Blähungen, Koliken, Krämpfe, Verdauungsstörungen, Amenorrhö, unregelmäßige Zyklen, Dysmenorrhö, PMS mit Spannung in den Brüsten, ausbleibende Wehen, Milchstau, Infertilität durch Stress
  • konstante Kopfschmerzen im Bereich der Stirn oder Schläfen mit gespanntem Puls

Shen beruhigendes Kraut

Shen beruhigendes und harmonisierendes Kraut

  • Ängste, Reizbarkeit, Schlafstörungen, psychische Erschöpfung, Wut 

Ausführlich werden die Kategorien unter Kategorien & Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die wir der jeweiligen Kategorie zugeordnet haben.

Anwendung

Infus

  • 1 TL (1 TL = ca. 1,4 g) pro Tasse
  • 10 min. abgedeckt ziehen lassen
  • 3 x täglich 1 Tasse

Tinktur 

  • hergestellt aus 15-20 % Eisenkraut
  • Dosierung nach Herstellerangaben

Trockenextrakt

  • Dosierung nach Herstellerangaben

Bachblüten

  • Einzelblüte kuzzeitig 4 x täglich 4 Tropfen in Wasser
  • Dauerbehandlung
    • 3 Tropfen auf 30 ml Alkohol oder Essigwasser (Cave: kurze Haltbarkeit) verdünnt in einer Mischung mit anderen Bachblüten
    • 4 x 4 Tropfen pro Tag von der Mischung in Wasser

Wir setzten Heilpflanzen in der Regel nicht als Einzeldroge, sondern gemeinsam mit anderen Heilpflanzen ein; wie wir sie kombinieren, ist im Abschnitt “Rezepturenlehre” erläutert. Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt. 

Nebenwirkungen

  • Beschwerden im Magen-Darm-Trakt
  • Unverträglichkeitsreaktionen

Vorsicht

Bisher fehlen Erkenntnisse und Daten zur Sicherheit der Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern und Jugendlichen unter 12 Jahren. 

Kontraindikationen

  • Schwangerschaft wegen wehenfördernder Wirkung
  • bekannte Unverträglichkeit

Mögliche Wechselwirkungen mit Arzneistoffen

Im Falle einer geplanten gemeinsamen Anwendung von Eisenktsuz zusammen mit Arzneistoffen, die das Immunsystem modulieren oder unterdrücken, sollten Nutzen und Risiken gemeinsam mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt abgewogen werden.

Pflanzenstoffe

Iridoglykoside

  • Verbenalin, Hastatosid, Dihydrocornin

Phenylpropanoidglykoside

  • Verbascoid, Isoverbascosid, Martynosid

Flavonoide

  • Luteolin, Apigenin, Acacetin, Kaempferol, Quercetol, Isorhamnetin

Terpenoide

  • Diterpenoide wie Rosmarol, Carnosol, Triterpenoide wie Ursolsäurederivate

Phenolcarbonsäuren

  • Rosmarin-, Chlorogen-, Ferulasäure

Polysaccharide 

  • Arabinose, Galaktose, Glucose, Mannose, Rhamnose

Mineralstoffe

  • Kalium, Natrium, Eisen, Magnesium, Calcium, Phosphor, Kupfer, Zink, Mangan

Ätherisches Öl

Sterole

  • β-Sitosterol

Fettsäuren

Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.

Mögliche pharmakologische Wirkungen

  • antithyreotrop
  • emmenagog
  • positiv inotrop
  • antiinflammatorisch
  • analgetisch
  • diuretisch
  • verdauungsfördernd
  • antioxidativ
  • antimikrobiell
  • neuroprotektiv
  • antidepressiv (?), stimmungsaufhellend
  • anxiolytisch
  • sedierend
  • antikonvulsiv
  • beruhigend
  • wundheilungsfördernd
  • laktagog
  • tumorprotektiv

Bachblüte

Vervain Nr. 31 "Begeisterungsblüte"

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Geschichte & Mythologie

Das Eisenkraut war schon den alten Ägyptern bekannt. Sie weihten es der Isis. Das Eisenkraut symbolisierte die Tränen der Isis, Göttin der Geburt und Wiedergeburt sowie der Magie, nach der Ermordung ihres Gatten Osiris. Isis fand die Leichenteile von Osiris und konnte ihn wiederbeleben. So wurde Osiris zum Herrscher des Totenreichs.

Im antiken Griechenland legte man das Eisenkraut auf den Altar für Jupiter.

Namen wie Druidenkraut, Eisenbart, Sagenkraut oder Wundkraut erinnern daran, dass man das Eisenkraut einst im Kampf bei sich trug. So hoffte man sich vor Verletzungen schützen zu können. Aus dem gleichen Grund setzte man es dem ersten Bad von Neugeborenen zu. Dem Kraut wurden gerne magische Kräfte zugeschrieben.

Quellen