Dill

Wissenschaftlicher Name: Anethum graveolens
Pharmazeutischer Name: Anethi fructus
Synonyme: Gurkenkraut
Familie: Apiaceae (Doldenblütler)

Heimat & Botanik

Der einjährige Dill ist ein grünes Kraut, das meist nicht höher als 75 Zentimeter wird. Seine unbehaarten vierkantigen Stängel verzweigen sich im oberen Abschnitt. Er hat sehr feine, fiederschnittige, fadenförmige Blätter.

Der Dill blüht ab Mai oder Juni bis in den August. Er hat kleine radiärsymmetrische Blüten, die sich an 15- bis 30-strahligen Doppeldolden bilden. Jeweils zehn bis fünfundzwanzig kleine Döldchen von drei bis fünf Zentimetern Durchmesser stehen zusammen. Die Einzelblüten bestehen aus fünf verwachsenen Kelchblättern und fünf weißen oder gelben Kronblättern.

Ab Juli reifen die ersten braunen, eiförmigen Früchte, die aufgrund ihres hohen Gehalts an ätherischen Ölen aromatisch duften.

Vermutlich stammt der Name "Dill" vom germanischen Wort "dul" für "Dolde". In den “Popular Names of British Plants” schreiben die Autoren allerdings, dass die Bezeichnung "Dill" auch vom nordischen Wort "dilla" abstammen könnte. "Dilla" bedeutet sich beruhigen. Damit könnte die Wirkung des Dills auf den Magen-Darm-Trakt gemeint sein. Der botanische Name "Anethum" hat griechische Wurzeln: "anēthon" bedeutet "Duft" oder "Wind", "graveolens" "stark duftend".

Eigenschaften & Geschmack

Eigenschaften

  • warm

Geschmack

  • süß
  • aromatisch
  • scharf

Die Wirkung des Geschmacks wird in den Theoretischen Grundlagen erläutert.

Wirkungen & Indikationen in der chinesischen Medizin

Tropismus: Milz, Magen

Aromatisches, Nässe aus der Mitte eliminierendes Kraut

  • Übelkeit, Völlegefühl, Appetitlosigkeit, erhöhte Lipidwerte, Prädiabetes

Qi bewegendes Kraut

Aromatisches, Mitte regulierendes Kraut

  • Oberbauchschmerzen, Magenschmerzen, Blähungen, Koliken, Krämpfe

Ausführlich werden die Syndrome unter Syndrome und Rezepturen vorgestellt. Dort werden auch weitere Pflanzen gelistet, die zur Behandlung der entsprechenden Syndrome eingesetzt werden können.

Anwendung

Infus

  • 1 T pro Tasse angestoßende Früchte
  • 5-10 Minuten abgedeckt ziehen lassen
  • Tagesdosis: 3 g getrocknete Früchte

Ätherisches Öl

  • Tagesdosis 0,1-0,3 g

Tinktur

  • Dosierung nach Herstellerangaben

Relevante Informationen zu den verschiedenen Darreichungsformen sind in der Rubrik "Theoretische Grundlagen" hinterlegt.

Nebenwirkungen

  • allergische Reaktionen
  • erhöhte Lichtempfindlichkeit
    Ein effektiver Sonnenschutz ist ratsam.

Kontraindikationen

  • Schwangerschaft, Stillzeit und Kleinkinder aufgrund fehlender Erkenntnisse zur Sicherheit
  • bekannte Überempfindlichkeit

Mögliche Wechselwirkungen mit Arzneistoffen

Eine erhöhte erhöhte Phototoxizität bei gemeinsamer Anwendung mit entsprechend wirkenden Arzneitsoffen ist nicht ausgeschlossen. Ein effektiver Sonnenschutz ist dringend zu empfehlen.

Im Falle einer geplanten gemeinsamen Anwendung zusammen mit Arzneistoffen sollten Nutzen und Risiken gemeinsam mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt abgewogen werden.

Pflanzenstoffe

ätherische Öle

  • darunter Carvon, Limonen, α-Phellandren, α-Pinen, p-Cymol

Flavonoide

  • z. B. Apigenin, Luteolin, Myricetin, Quercetin,  Rutin

fettes Öl 15-20 %

  • z. B. Palmitin-, Linolensäure

Proteine 20 %

Phenol(carbon)säuren

  • z. B. Benzoe-, Chlorogen-, Gallus-, p-Coumar, Kaffeesäure

Gerbstoffe 

  • z. B. Proanthocyanidine wie Catechine und Epicatechine

Cumarine 

  • darunter Furanocumarine

Phthalide 

Ausführlich werden die Pflanzenstoffgruppen unter Pflanzenstoffe A-Z vorgestellt.

Mögliche pharmakologische Wirkungen

  • Speichelfluss anregend
  • spasmolytisch
  • lipidsenkend
  • antidiabetisch
  • karminativ
  • diuretisch
  • kardioprotektiv
  • antioxidativ
  • bakteriostatisch

Geschichte & Mythologie

Dill wurde schon im alten Ägypten als Gewürz und Heilpflanze verwendet. Die Pflanze wird sowohl im Papyrus Ebers als auch bei Hippokrates erwähnt. Letzterer empfahl ihn unter anderem zum Erweichen des Stuhls. Auch Dioskurides und Paracelsus setzten ihn bei Verdauungsbeschwerden ein, während Hildegard von Bingen ihn bei Erkrankungen der Atemwege empfahl. In der Volksmedizin setzte man ihn unruhigen Kindern in einer Milch zur Schlafförderung zu. Karl der Große ließ Dill in den Klostergärten anbauen.

Doch Dill war nicht nur eine beliebte Heilpflanze, er sollte auch Dämonen und Hexen vertreiben sowie die Macht der Frau in der Ehe unterstützen.

Quellen

> Blaschek W (Hrsg.). Wichtl – Teedrogen und Phytopharmaka. Stuttgart 2016
> Schilcher H. Leitfaden Phytotherapie. München 2016
> Ritter S. Arzneimittel-Interaktionen in der Phytotherapie. Bad Kötzting 2019
> Bäumler S., Heilpflanzenpraxis heute. München 2007
> The Role of Anethum graveolens L. (Dill) in the Management of Diabetes. Goodarzi MT, Khodadadi I, Tavilani H, Abbasi Oshaghi E. J Trop Med. 2016;2016:1098916. 
> Sadeghi M, Kabiri S, Amerizadeh A et al. Anethum graveolens L. (Dill) Effect on Human Lipid Profile: An Updated Systematic Review. Curr Probl Cardiol. 2022 Nov;47(11):101072.